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Donnerstag, März 28, 2024
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    Die kapitalistische Wirtschaftskrise in Deutschland hat begonnen

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    Das Bruttoinlandsprodukt ist zwei Quartale in Folge gefallen – somit befindet sich die deutsche Wirtschaft nun auch offiziell in der Rezession. Insbesondere der private Konsum der Deutschen soll gesunken sein. Solche Wirtschaftskrisen treten im Kapitalismus gesetzmäßig mittlerweile alle vier bis sechs Jahre auf. 

    Der kapitalistische Krisenzyklus hat begonnen. In einer ersten Schätzung hatte das Statische Bundesamt für Januar bis März noch eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) prognostiziert. Vor wenigen Tagen wurde dies nun nach unten korrigiert, und es steht fest: Das BIP ist das zweite Quartal in Folge gefallen.

    Das bedeutet, dass es nun einen statistischen Beleg gibt für eine Vermutung, die bereits zuvor weit über die Kreise von Ökonom:innen hinaus geschwappt ist: Die deutsche Wirtschaft befindet sich in der sog. “technischen Rezession”. Von technischer Rezession sprechen Ökonom:innen, wenn das sogenannte Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge fällt, also die Wirtschaft eines Staates sich im Abschwung befindet.

    Im ersten Quartal soll das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,3 Prozent gesunken sein, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. “Nachdem das BIP bereits zum Jahresende 2022 ins Minus gerutscht war, verzeichnete die deutsche Wirtschaft damit zwei negative Quartale in Folge”, äußerte sich Behördenpräsidentin Ruth Brand.

    Einbrüche im Immobiliensektor sowie Automobilindustrie

    Zu Jahresbeginn hatten einige Statistiker:innen noch mit einer Abwendung der Rezession gerechnet. Zu dieser Zeit stiegen sowohl die Bauinvestitionen als auch die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen, Geräte und Fahrzeuge. Viele dieser Entwicklungen hielten sich jedoch nicht lange. Einige der größten deutschen Immobilienkonzerne wie z.b Vonovia, Aroundtown oder Adler befinden sich momentan in einer Krise und stampften große Bauvorhaben ein.

    Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Betrachtung der Automobil- und Textilindustrie ab: „In der Autobranche haben die Exportpläne einen kräftigen Dämpfer bekommen. Nachdem zuletzt merkliche Zuwächse erwartetet worden waren, rechnen die Unternehmen nun mit einem Rückgang. Auch in der Metallbranche und bei Textilien gehen die Hersteller von sinkenden Auslandsumsätzen aus.“, äußerte sich Clemens Fuest, Präsident des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo-Institut).

    Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum Deutschlands sich im laufenden Jahr um die Nulllinie herum bewegen wird. Damit unterbietet er die offizielle Schätzung der Bundesregierung, die in ihrer Ende April vorgestellten Frühjahrsprojektion noch ein BIP-Plus von 0,4 Prozent erwartete. Die EU-Kommission liegt mit ihrer Schätzung dazwischen und prognostizierte jüngst ein Wachstum von 0,2 Prozent für Deutschland.

    Arbeiter:innen können sich weniger leisten

    Der aktuelle Kriseneinbruch ist Ausdruck einer zyklischen Überproduktionskrise, zu der es im Kapitalismus alle vier bis sechs Jahre kommt. Die Wirtschaft schlittert an dem Punkt in die Krise, wo ein zu hohes Angebot in bestimmten Wirtschaftszweigen besteht (“überproduziert” wurde), während zugleich Arbeiter:innen nicht mehr in der Lage sind, die Produkte abzunehmen. Gerade, dass dies nun im Immobiliensektor und in der Autoproduktion offenbar wird, ist typisch für die deutsche Wirtschaft.

    Die relative Überproduktion trifft auf die Situation, dass zugleich der Lohn der Arbeiter:innen nicht mehr ausreicht, um die zu viel produzierten Waren abzunehmen. Und tatsächlich haben gerade Inflation und Teuerungen massive Auswirkungen auf die arbeitende Bevölkerung Deutschlands gehabt. So fehlt vielen von ihnen sogar das Geld, um Alltagswaren zu kaufen.

    Sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände sollen die Verbraucher:innen in privaten Haushalten den Angaben zufolge weniger ausgegeben haben als im Vorquartal. Der Konsum der privaten Haushalte soll damit im ersten Quartal um 1,2 Prozent gefallen sein.

    Die durchschnittliche Steigerung der Preise ist in den letzten Wochen zwar schwächer geworden, die jährliche Teuerungsrate lag im April mit 7,2 Prozent aber immer noch auf vergleichsweise hohem Niveau.

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