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Mittwoch, Oktober 16, 2024
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    “My Sugardaddy”: sexueller Missbrauch Minderjähriger durch Deutschlands High Society

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    Auf sogenannten “Sugardating”-Plattformen wie “My Sugardaddy” suchen reiche Männer gezielt nach Sex mit minderjährigen Mädchen. Zu diesem Ergebnis kam eine Recherche des SWR. Auch im Zusammenhang mit Menschenhandel und Zwangsprostitution sind die Seiten bekannt.

    In Juni veröffentlichte die SWR-Sendung “Vollbild ” das Ergebnis ihrer Recherche zu sogenannten “Sugar Dating”-Plattformen.

    Auf diesen Seiten können ältere Männer junge Frauen suchen, um diese im “Austausch” gegen Geld oder Geschenke emotional oder sexuell auszubeuten. Frauen werden mit Versprechen vom Leben in der High Society, von großzügigem Schmuck und Geldgeschenken oder Luxusurlaub auf diese Seiten gelockt.

    Die Message ist eindeutig: Der im Kapitalismus vielbeschworene soziale Aufstieg ist nicht so schwer. Bei uns wimmelt es nur so von einsamen aber großzügigen reichen Männern, die dir im Austausch gegen Sex die Welt zu Füßen legen.

    Wie nicht erst die SWR-Recherche zeigt, könnte dieses Bild nicht weit von der Realität entfernt sein: Als sich eine Journalistin undercover auf “My Sugar Daddy” – laut eigenen Angaben Europas No 1- “Sugar-Dating”-Plattform – anmeldete, fand sie dort nicht die “erfolgreichen und stilvollen Kavaliere” mit denen die Seite wirbt, sondern völlig normalisierten sexuellen Missbrauch Minderjähriger.

    Nach nur kurzen Gesprächen gaben mehrere Männer zu, auch Minderjährige für Sex bezahlt zu haben. Als die Reporterin im Gespräch aussagt, selber erst siebzehn zu sein, drängt sie ihr Gesprächspartner trotzdem zu einem Treffen. Auch sagt er aus, bereits mehr als zehn minderjährige Frauen getroffen zu haben. Die jüngste sei erst 14 Jahre alt gewesen.

    Ex-Bundestagsabgeordneter dabei

    Nach kurzer Recherche stellt sich heraus, dass der Mann amtierender Politiker und ehemaliger Abgeordneter des deutschen Bundestags ist. Als ihn die Journalistin mit versteckter Kamera konfrontiert, reagiert er gelassen. Ein Machtgefälle gäbe es nicht, die Mädchen wüssten, was sie tun. My Sugardaddy verweigerte eine Stellungnahme.

    Jedoch antworteten verschiedene Landeskriminalämter, dass die Seite zwar im Zusammenhang mit Menschenhandel und Zwangsprostitution bekannt sei – eine strengere Altersverifizierung jedoch laut Bundesdigitalministerium gegen EU-Recht verstoße. Was genau mit “strenger” gemeint ist, bleibt unklar, schließlich ist bisher überhaupt keine Altersverifizierung bei der Anmeldung nötig.

    Doch liegt das Problem nicht nur bei der fehlenden Altersangabe. Das gesamte Konzept des Sugardating basiert auf einem grundlegenden Machtungleichgewicht in Bezug auf Lebenserfahrung, gesellschaftlichen Einfluss und nicht zuletzt finanziellem Status.

    Die finanzielle und emotionale Abhängigkeit ist enorm: Eine Langzeitstudie eines dänischen Forschungsteams kam zu dem Ergebnis, dass beim “Sugardating” die persönlichen Grenzen der befragten jungen Frauen mit der Zeit immer weiter aufgegeben würden. Dies geschähe aus Angst vor Gewalt, aber auch aus Angst, verlassen zu werden.

    Die meisten Frauen kämen aus sehr armen Verhältnissen und hätten in der Vergangenheit bereits Missbrauch oder Gewalt erlebt. Julia von Weiler, Leiterin der Organisation “Innocence in Danger”, bezweifelt deswegen auch die Freiwilligkeit des Sugardating. “Wenn die Person das aus einer Geldnot heraus macht oder aus einer wirklichen Zwangssituation heraus, ist das keine freiwillige Entscheidung.”

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