In Uruguay hatte es zuletzt eine monatelang anhaltende Wasserkrise gegeben. Die Regierung verfolgt derweil Pläne, das Trinkwasser zu privatisieren.
Seit Mai haben die uruguayische Hauptstadt Montevideo und ihr Umland eine Wasserkrise durchlitten. Grund dafür war der ausbleibende Niederschlag. Zu Beginn des Monats nun entspannt sich die Situation. Jetzt möchte die Regierung von Präsident Luis Lacalle Pou die Wasserbewirtschaftung in die Hand privater Konzerne legen.
Leitungswasser nicht mehr bedenkenlos trinkbar
Im Juni wurde in Uruguay ein Wassernotstand ausgerufen. Die Wassermenge im Stausee Paso Severino, der die Hauptwasserquelle für die uruguayische Hauptstadtregion darstellt, war auf historische Niedrigstände gefallen. Grund dafür waren ausbleibende Niederschläge.
Der staatliche Wasserversorger begann deshalb, Brackwasser aus dem Río de la Plata beizumischen, was den Chlorid- und Natrium-Gehalt des Wassers extrem erhöhte. Daraufhin war das Leitungswasser für Babys, Schwangere und chronisch Kranke nicht mehr trinkbar. Bis zum offiziellen Ende des Wassernotstands Anfang September waren viele Uruguayer:innen gezwungen mit Salzwasser nicht nur zu kochen, sondern mitunter auch darin zu baden oder es zu trinken.
#Ahora. Iniciamos la marcha en defensa del #agua como un derecho humano fundamental. No es sequía, es saqueo! #JusticiaAmbiental pic.twitter.com/nBIvhf6Tnw
— REDES – AT Uruguay (@redes_at) May 31, 2023
Vor dem Beimischen des Brackwassers konnte der ausbleibende Niederschlag noch mit Wasser aus Stauseen ausgeglichen worden. Das ließ jedoch mehr und mehr nach. Bereits Ende Mai kam es zu Protesten gegen diese Politik der Regierung. Wissenschaftler:innen und führende Vertreter:innen der staatlichen Wasserversorgung machten dabei vor allem die Sparprogramme und das schlechte Management der Wassersysteme des Landes für die Situation verantwortlich.
Wasser soll privatisiert werden
Nun reagierte die Regierung mit dem Plan, die Wasserressourcen des Landes zu privatisieren. Unter dem Projektnamen „Neptuno“ sollen eine Pumpstation am Río de la Plata, eine Wasseraufbereitungsanlage und eine 85 Kilometer lange Zuleitung in den Ballungsraum der Hauptstadt geschaffen werden, wobei die Bewirtschaftung privaten Unternehmen obliegen soll.
Eine entsprechende internationale öffentliche Ausschreibung wurde ins Laufen gebracht. Gesellschaftliche Organisationen, wie zum Beispiel Gewerkschaften, haben dagegen eine einstweilige Verfügung beantragt, um diese zunächst zu stoppen. Beobachter:innen sind sich jedoch einig, dass dieser Prozess erst mit einer Klage gegen das Umweltministerium, das Gesundheitsministerium und den staatlichen Wasserversorger „Obras Sanitarias del Estado“ enden wird.
Kritiker:innen der Privatisierungspläne sehen nämlich das Recht der Bevölkerung auf Wasser in Gefahr. Tatsächlich profitieren vor allem Konzerne wie Nestlé von Wasserprivatisierungen in abhängigen Ländern, indem sie das Flaschenwasser um ein Vielfaches teurer verkaufen, während gleichzeitig kein trinkbares Leitungswasser zur Verfügung steht.
So bestand bereits eine Maßnahme der uruguayischen Regierung gegen den Wassernotstand im Erlassen der Steuern auf Flaschenwasser – eine Maßnahme, die vor allem den Profit großer Konzerne ankurbelte.