Die faschistische “Identitäre Bewegung” (IB) hat am vergangenen Wochenende bekannt gegeben, in Chemnitz ein Hausprojekt etablieren zu wollen. In den kommenden Wochen und Monaten sollen dort Informations- und Vernetzungsveranstaltungen stattfinden.
Dass nationalistische Strukturen versuchen, in Städten und Nachbarschaften Fuß zu fassen, ist bei weitem keine neuartige Erscheinung mehr. Nachdem die “Identitäre Bewegung” (IB) Ende 2019 in Halle (Saale) ein Zentrum und Wohnprojekt räumen musste, waren die Rechten auf der Suche nach einem neuen Gebäude. Damals hatte der AfD- Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider in der Adam-Kuckhoff-Straße 16 ein Abgeordnetenbüro unterhalten.
Mit Hilfe der faschistischen Zeitschrift Sezession und deren Verleger Götz Kubitschek ist es den Neurechten damals gelungen, im selben Haus einen Rückzugs-, Vernetzungs- und Weiterbildungsraum für revisionistische Strukturen wie bspw. die IB aufzubauen.
Hausprojekt der Identitären Bewegung in Chemnitz
Vergangenes Wochenende verkündete die Identitäre Bewegung dann, ein neues Projekt im Chemnitzer Westen etablieren zu wollen. Gemeinsam mit der Nachricht wurde per Telegram ein Gruppenfoto veröffentlicht, das vorgeblich ein Einweihungsbild darstellen soll. Darauf sind zahlreiche bekannte Gesichter der faschistischen Bewegung zu sehen, darunter der Bundestagsabgeordnete Roger Beckamp von der AfD. Das wies ein antifaschistisches Kollektiv nach.
Seine Verbindungen zur IB sind bereits seit längerem bekannt. Er besuchte unter anderem mehrfach die damalige Zentrale der IB-Gruppe „Kontrakultur“ in Halle und unterstützte die Gruppe bei ihrer Inszenierung als harmloses “patriotisches” Kollektiv.
Um die skurrile Szenerie etwas üppiger aussehen zu lassen, waren neurechte Akteure aus mehreren Bundesländern notwendig, viele von ihnen waren extra aus Bayern angereist. Auch von der Jungen Alternative (JA), der Jugendorganisation der AfD, waren einige Personen vertreten: beispielsweise Anna Leisten, Beisitzerin im Bundesvorstand, oder Stefan Pfau, Landesvorsitzender der Jungen Alternative Brandenburg.
Die IB – eine faschistische Sammelbewegung
In der näheren Vergangenheit machte die Identitäre Bewegung mit engen Kontakten zum völkisch-nationalistischen Verleger Götz Kubitschek auf sich aufmerksam. Dieser betreibt unter anderem den Verlag „Antaios“, der die Werke von zahlreichen Autor:innen aus der faschistischen Bewegung veröffentlicht. Er betreibt außerdem ein Rittergut im Süden Sachsen-Anhalts, auf dem regelmäßig die sogenannte „Sommerakademie“ stattfindet, eine Veranstaltungsreihe für Rechte, bei der sie sich vernetzen und „weiterbilden“ sollen.
Erst kürzlich kam es darüber hinaus bei einem Auftritt von Götz Kubitschek in Wien zu einem Eklat, als dieser gemeinsam mit der nationalistischen FPÖ einen Vortrag in der österreichischen Hauptstadt organisierte: am Tag der Veranstaltung kam es jedoch zu Zusammenstößen mit Gegendemonstrant:innen und Rechte sich versehentlich durch Schläge und geworfene Flaschen gegenseitig verletzten.
Die IB ist über die Jahre ein fester Bestandteil dieser völkischen Events geworden. Besonders ihr führendes Gesicht Martin Sellner und auch die Berlinerin Lydia Wojcik, die unter dem Pseudonym „Paula Winterfeldt“ versucht, ultra- nationalistischen Aktivismus zu betreiben, treten vermehrt in extrem rechten Kreisen auf und versuchen dem Faschismus ein junges Gesicht zu verleihen.
Im Zusammenhang mit der JA und der AfD gewinnt die Identitäre Bewegung immer mehr an Einfluss. So pflegt die Gruppierung enge Kontakte zu Abgeordneten auf Landes- und Bundesebene, so auch zum Verein „Ein Prozent“, der aktuell gemeinsam mit der IB versucht, eine perfide „Remigrationskampagne“ ins Leben zu rufen.