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Sonntag, April 28, 2024
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    Nicht aufs Glatteis führen lassen: Dem Wintereinbruch trotzen und den Kapitalismus bekämpfen!

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    Schnee und Glatteis haben vielerorts Chaos verursacht, viele machen sich Sorgen über einen harten Winter und katastrophale Zustände. Das Wetter insgesamt verändert sich in Folge des Klimawandels teils drastisch. Doch das sollte kein Grund sein, in Weltuntergangsstimmung zu verfallen. – Ein Kommentar von Mohannad Lamees über die Hoffnung in Zeiten der Klimakrise 

    Schnee, Frost, Glatteis – der November in Deutschland brachte, überraschenderweise, bereits jetzt winterliche Temperaturen. In den letzten Wochen häuften sich schon die Prognosen für einen kalten Winter, öfter ist von einem „Arctic Outbreak“ zu hören und zu lesen. Damit ist gemeint, dass kalte Luftmassen aus der Arktisregion rund um den Nordpol „ausbrechen“ und Mitteleuropa mit einer Welle von Schnee und Eis überziehen werden. Schnell werden dann auch Katastrophen-Szenarien von einem Eis-Winter, Schnee-Chaos und vielen Einschränkungen ausgemalt. Steht ein Weltuntergang wie im Action-Film „The Day After Tomorrow“ bevor?

    Tatsächlich sorgte der Wintereinbruch in den letzten Tagen für Unfälle, bei denen sogar zwei Menschen ums Leben kamen. Vielerorts mussten Schulen geschlossen bleiben, Flüge und Züge fielen aus. Doch insgesamt hält sich der Schrecken noch in Grenzen.

    Extremeres Wetter in Folge des Klimawandels

    Der November-Winter reiht sich aber ein in die Vielzahl von Wetterereignissen, die nur mit dem voranschreitenden Klimawandel zu erklären sind: Im Juli noch die heißesten jemals gemessen Temperaturen weltweit und nun überraschend Schnee in Deutschland bereits im November – das ist kein Widerspruch, sondern Ausdruck des zunehmend extremer werdenden Wetters weltweit. Starkregen, Stürme und Hitzewellen sind vielerorts längst keine Seltenheit mehr. Die Folgen solcher immer häufiger und heftiger auftretenden Ereignisse können dann zur Katastrophe werden: Brände breiten sich einfacher aus, es herrschen Dürren, es kommt zu Überschwemmungen. Auch in Deutschland erleben wir diese Folgen – so wie bei den Überflutungen im Ahrtal in Nordrhein-Westfalen 2021.

    Es ist angesichts dieser Lage verständlich, dass sich mit jedem extremen – oder zumindest als extrem wahrgenommenen – Wetter sofort eine gewisse Angst breit macht. Schließlich sind derzeit die durch den Klimawandel erzeugten Änderungen so spürbar wie nie zuvor. Doch Angst und Horror-Szenarien können uns schnell lähmen. Anstatt also in Angststarre zu verfallen, gilt es vielmehr, das Problem bei der Wurzel zu packen.

    Der Klimawandel ist Kapitalismus-gemacht

    Denn der weltweite Wandel des Klimas ist menschengemacht und wird durch den Kapitalismus verursacht. In dieser Wirtschafts- und Gesellschaftsform wird für den größtmöglichen Profit und die Aneignung von Kapital produziert. Nicht nur die Bedürfnisse der großen Mehrheit der Menschen, sondern auch die Bedürfnisse der Natur werden dabei vernachlässigt und zurückgestellt. Im Kapitalismus wird auch die Umwelt zur Ressource, die letztlich ausgebeutet wird und der Profitmaximierung dient.

    Der Klimawandel ist dabei bei weitem nicht die einzige Folge des Raubbaus an der Natur, denken wir nur an die – mit ihm einhergehenden – Schäden im Ozonloch, an die Luftverschmutzung, die Vermüllung der Weltmeere, das durch den Menschen verursachte Artensterben und die zahlreichen industriellen Umweltkatastrophen.

    Die Folgen des Klimawandels und aller anderen Umweltschäden treffen aber nicht in erster Linie die Kapitalist:innen selbst. Schon heute können wir sehen, dass es vor allem die armen und arbeitenden, einfachen Menschen auf der ganzen Welt sind, die besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen sind und ihn schon heute mit ihrem Leben oder mit stark gesunkenem Lebensstandard bezahlen müssen. In Ozeanien verschwinden zum Beispiel ganze Inseln, in Subsahara-Afrika kommt es zu Hungersnöten. Auf der ganzen Welt werden Flucht und Kriege durch die Folgen des Klimawandels verursacht.

    Kampf dem Kapitalismus statt Hoffen auf die Herrschenden

    Bei der derzeit in Dubai stattfindenden Weltklimakonferenz tagen derzeit Vertreter:innen aus allen Ländern, um sich auf Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels zu einigen. Doch die von den kapitalistischen Staaten entsandten Tagungsteilnehmer:innen werden nicht die Rettung des Planeten am Verhandlungstisch beschließen, sondern haben vor allem einen Auftrag: den eigenen kapitalistischen Staaten nicht allzu viele Einbußen zu bescheren und die Verantwortung möglichst auf andere abzuschieben.

    Das beste Beispiel dafür ist der angebliche „Durchbruch“, der direkt zu Beginn der Konferenz verkündet wurde: Deutschland und andere Staaten wollen nun in einen Katastrophen-Fonds einzahlen, und zwar jeweils 100 Millionen Dollar. Mit dieser – im Vergleich zu dem deutschen Aufrüstungsbudget verschwindend geringen Summe – sollen die verheerenden Folgen für die von der Klima-Katastrophe am schlimmsten betroffenen Staaten abgemildert werden. Zum Vergleich: Allein für den Wiederaufbau des Ahrtals waren 300 Milliarden Euro angedacht, also in etwa das 140-fache des hochgepriesenen Klima-Fonds. Abmilderung der desaströsen Folgen durch winzigee Finanzspritzen – das ist das, was wir von den Kapitalisten erwarten können.

    Doch wenn wir das extremer werdende Wetter und Katastrophen wirklich abwenden wollen, dann heißt es für uns, den Kapitalismus abzuschaffen. Dabei hilft uns nicht Angstmacherei und das Ausmalen von Katastrophen-Szenarien weiter, sondern vor allem der gemeinsame Kampf als alle diejenigen, die vom Kapitalismus ausgebeutet und unterdrückt werden.

    Gerade weil wir aber ständig mit dem Ausblick auf Katastrophen konfrontiert sind, fällt es uns oft nicht leicht, den Glauben an das Gelingen der Überwindung des Kapitalismus aufrecht zu erhalten. Doch auch wenn der Winter besonders eisig wird, wird uns ein Gedanke warme Herzen machen: Wir haben unser Schicksal selbst in der Hand!

    • Seit 2022 bei Perspektive Online, Teil der Print-Redaktion. Schwerpunkte sind bürgerliche Doppelmoral sowie Klassenkämpfe in Deutschland und auf der ganzen Welt. Liebt Spaziergänge an der Elbe.

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