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Montag, April 29, 2024
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    Wirtschaftskrise: Unternehmenspleiten steigen auf Vor-Corona-Niveau

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    Die Anzahl der Firmen, die Insolvenz anmelden müssen, steigt derzeit erheblich an. Inzwischen haben die Zahlen wieder das Niveau von vor der 2019 beginnenden Wirtschaftskrise und der Corona-Pandemie erreicht.

    Es kommt derzeit zu immer mehr Unternehmenspleiten: Creditreform, ein Unternehmen, das vor allem für das Sammeln und Analysieren wirtschaftlicher Daten bekannt ist, rechnet in diesem Jahr mit rund 18.100 Unternehmensinsolvenzen, nächstes Jahr soll diese Zahl sogar auf ca. 20.000 ansteigen. Letztes Jahr zählte das Statistische Bundesamt noch 14.590 Unternehmenspleiten, gerechnet wird also mit einem Anstieg von rund 25%. Gerade in der Logistik- und Baubranche melden besonders viele Unternehmen Insolvenz an.

    Dies ist zwar ein deutlicher relativer Anstieg, die Zahlen liegen aber bisher – absolut gesehen – noch deutlich unter dem letzten Höhepunkt: Von der Jahrtausendwende bis zur Wirtschaftskrise 2008/09 meldeten jedes Jahr 30.000-40.000 deutsche Unternehmen Insolvenz an.

    Vor-Corona Niveau erreicht

    Damit gleichen sich die Zahlen wieder dem üblichen Niveau der Zeiten vor der Corona-Pandemie an – 2019 gingen 18.749 Firmen pleite. Über die letzten drei Jahre verringerten sich diese Zahlen dann deutlich: im Schnitt meldeten nur ca. 15.000 Unternehmen pro Jahr Insolvenz an.

    Dies lag allerdings nicht daran, dass es der deutschen Wirtschaft besonders gut gegangen wäre, ganz im Gegenteil: der Staat griff vielen Firmen unter die Arme. Von März 2020 bis April 2021 kam es beispielsweise zum Aussetzen der Insolvenz-Anzeigepflicht. So konnten auch Unternehmen, die überschuldet oder zahlungsunfähig waren, weiterhin bestehen.

    Des weiteren richtete die Bundesregierung verschiedene Hilfsprogramme ein, um Firmen am Leben zu halten. Durch sogenannte „Überbrückungshilfen“, steuerliche Erleichterungen und billige Kredite sollten die Effekte der Wirtschaftskrise, die durch die Pandemie dramatisch verschärft wurden, abgefedert werden. Laut Patrik-Ludwig Hantzsch, dem Leiter für Wirtschaftsforschung bei Creditreform, sehen wir nun einen Anstieg der Insolvenzen, weil die wirtschaftspolitischen Maßnahmen nicht mehr ausreichen, um die Auswirkungen weiterhin künstlich niedrig zu halten.

    Mehr große Unternehmen betroffen

    Zwar gibt es nun wieder ungefähr so viele Insolvenzen wie 2019. Was sich dennoch geändert hat, ist, wer von ihnen betroffen ist. Bereits während der Pandemie war die Zahl der Insolvenzen insgesamt zwar stark zurückgegangen, gleichzeitig stieg jedoch die Schadenssumme 2020 auf knapp 43 Milliarden Euro, 2021 waren es sogar 51 Milliarden. Zum Vergleich: 2019 betrug die Schadenssumme insgesamt noch ca. 23,5 Milliarden Euro. Auch in diesem Jahr rechnet Creditreform wieder mit einer Höhe von rund 34 Milliarden Euro Gesamtschaden.

    Eine steigende Schadenssumme bei sinkender Zahl von Unternehmensinsolvenzen lässt darauf schließen, dass nun auch deutlich mehr große Unternehmen pleite gehen. Das kann starke Nebeneffekte haben: denn wenn große Firmen pleite gehen, gibt es viel mehr Betroffene als bei kleinen oder Einzelunternehmen. Nicht nur bekommen mehr Gläubiger ihr Geld nicht zurück und mehr Firmen brauchen neue Lieferanten, Abnehmer o.ä. – vor allem verlieren dann auch deutlich mehr Arbeiter:innen ihren Arbeitsplatz.

    Man sieht: all diese Entwicklungen passieren nicht plötzlich. Der Trend der steigenden Unternehmensinsolvenzen begann bereits Ende 2021, nachdem die Anzeigepflicht im gleichen Jahr wieder einsetzte. Auch der Anstieg des Gesamtschadens begann wie oben erwähnt bereits 2020.

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