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Sonntag, April 28, 2024
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    „Equal Pay Day”: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit gilt noch lange nicht

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    Heute ist „Equal Pay Day“. Hypothetisch müsste ein Mann erst jetzt zu arbeiten beginnen, um ganzjährig so viel zu verdienen wie eine Frau, die bereits seit Beginn des Jahres der Lohnarbeit nachgeht. Ein Überblick über die Entwicklung unterschiedlicher Kennzahlen und der Vergleich mit der Situation in anderen Staaten.

    In diesem Jahr ist der „Equal Pay Day” auf den 6. März terminiert worden. Dieser Aktionstag steht symbolisch für die unterschiedliche Entlohnung zwischen den Geschlechtern.

    Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) erhielten weibliche Beschäftigte 2023 an Stundenlohn durchschnittlich 20,84 Euro brutto und damit rund 18 % weniger als männliche Personen. Dieser Unterschied ergibt ein Lohndefizit von durchschnittlich 4,46 Euro brutto pro Stunde. Die Differenz wird als Gender Pay Gap (zu dt. etwa „geschlechtsspezifische Bezahlungslücke“) bezeichnet. In den letzten zehn Jahren sank dieser um gerade einmal 4 %, in den letzten fünf Jahren um 2 %.

    Weitere Kennzahlen

    Es gibt eine stetige Verkleinerung des Abstands, trotzdem ist Deutschland von gleich bezahlten Löhnen noch weit entfernt. Dies verdeutlicht auch der bereinigte Gender Pay Gap: Unter der Annahme, dass eine Frau dieselben Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografie wie Männer vorweist, verdient sie immer noch 6 % weniger. Zusätzlich hat das ifo Institut festgestellt, dass Frauen nicht nur beim Grundgehalt, sondern auch bei den Bonus-Zahlungen um dieselben 6 % benachteiligt werden.

    Neben diesen beiden gibt es noch spezifischere Kennzahlen: Der Gender Gap Arbeitsmarkt berücksichtigt neben den Bruttoverdienststunden auch die Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden im Monat und die Erwerbstätigenquote. Durch die Vermehrung der Parameter vergrößert sich ebenfalls der Abstand. 45 % Lohnabstand zwischen den Geschlechtern aus 2014 stehen 39 % von 2023 gegenüber.

    Der Gender Hours Gap beschreibt den Unterschied zwischen der durchschnittlichen Anzahl an bezahlten Arbeitsstunden je Geschlecht. Laut dem statistischen Bundesamt gehen Männer 148 Stunden pro Monat einer bezahlten Arbeit nach, während es bei den Frauen nur 121 Stunden sind. Dies ist bedingt durch die höhere Teilzeitquote von weiblichen Personen. In den letzten zehn Jahren ist die Differenz von 21 % auf 18 % gesunken.

    Zur Betrachtung der Unterschiede bei der allgemeinen Erwerbstätigkeit wird der Gender Employment Gap herangezogen. Während die Erwerbstätigkeitsquote bei Frauen 72,1 % Prozent beträgt, liegt diese bei Männern bei 79,4 %. Rund 9 % beträgt also der Gender Employment Gap, welcher in der letzten Dekade auch nur um 2 % gesunken ist.

    Frauenberufe schlechter bezahlt

    Die Initiatoren der Equal Pay Day-Kampagne unterscheiden mehrere hauptsächliche Gründe für das Ungleichgewicht.

    Die horizontale Segregation (meint räumliche/grafische Abbildung sozialer Ungleichheit) beschreibt einerseits die stereotypische Annahme, dass Frauen eher in personenbezogenen oder sozialen Dienstleistungsbereichen beschäftigt sind, während Männer häufig in Berufsfeldern mit Karriereaussichten tätig sind. Dazu kommt, dass Berufe, die typischerweise als „männlich“ betrachtet werden, vergleichsweise höher entlohnt werden.

    Die vertikale Segregation steht für die verschiedenen Positionen innerhalb eines Unternehmens, da der weibliche Anteil an Führungspositionen deutlich niedriger ist.

    Darüber hinaus müssen weibliche Arbeiter:innen ihre Erwerbstätigkeit häufiger unterbrechen. Sei es durch Elternzeit oder die Fürsorge für Angehörige, die in unserer Gesellschaft überwiegend durch Frauen gestemmt wird.

    Internationaler Vergleich

    In anderen Staaten ist dieser geschlechterspezifische Unterschied geringer: Laut Destatis ist Deutschland sogar einer der Staaten mit der größten Ungleichheit in der EU. Werte liegen dabei zwar nur bis 2022 vor, doch diese sprechen Bände.

    Nur in Estland, Österreich und Tschechien ist der unbereinigte Gender Pay Gap größer als hierzulande. Der Durchschnitt in der Europäischen Union liegt mit 12,7 % mehr als 5 % niedriger als in der Bundesrepublik. Die Rangliste anführend liegt Luxemburg bei einem Wert von -0,7 %, was bedeutet, dass weibliche Beschäftigte sogar mehr pro Stunde verdienen, gefolgt von Italien (4,3 %), Rumänien (4,5 %) und Belgien mit 5 %.

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