In Berlin streikten gestern rund 2.500 Erzieher:innen für bessere Arbeitsbedingungen. Der „Berliner Landeselternausschuss” kritisierte den Streik der Arbeiter:innen als unverhältnismäßig, der Senat lehnte Gespräche ab.
Rund zwei Drittel der kommunalen Kindergärten in Berlin blieben gestern geschlossen, in insgesamt 282 Berliner Kindertagesstätten wurde gestreikt. Die Gewerkschaft ver.di hatte die Erzieher:innen dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen und so den Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und einer Lösung für die angespannte Personalsituation Nachdruck zu verleihen.
Die überfüllten Kindergärten stellen das Personal vor große Schwierigkeiten und verhindern eine angemessene frühkindliche Bildung, erklärten die Erzieher:innen während der Streikkundgebung vor dem Berliner Abgeordnetenhaus. Immer wieder fielen die Stichworte „pädagogische Qualität“ und „Entlastung“ – doch beide Forderungen werden wohl nicht so schnell in Erfüllung gehen: Der Senat lehnt weiterhin Gespräche über die Forderungen der Arbeiter:innen ab und begründet seine Verweigerungshaltung damit, dass Berlin durch die Mitgliedschaft in der Tarifgemeinschaft deutscher Länder gebunden sei und keinen Alleingang vollziehen könne.
Landeselternausschuss kritisiert die Streiks
In allen Berliner Kitas werden derzeit etwa 165.000 Kinder betreut. Bleibt der Senat bei seiner Ablehnung von Tarifverhandlungen, hat ver.di bereits angekündigt, die kommunalen Einrichtungen ab nächsten Montag drei weitere Tage lang zu bestreiken.
Der sich zuspitzende Arbeitskampf und die kämpferische Belegschaft rief bereits den Landeselternausschuss Berlins auf den Plan. Dieser kritisierte den gestrigen eintägigen Warnstreik als „unangemessen” und bemängelte, dass viele Eltern nicht die Möglichkeit gehabt hätten, kurzfristig alternative Betreuung zu organisieren. Der Ausschuss mahnte an, dass „Streikmaßnahmen mit ungewissem Ausgang” keine Verbesserungen in den Kitas erreichen würden.
Tatsächlich ist zu erwarten, dass die Erzieher:innen, sollten sie ihren Streik am Montag fortsetzen, noch höheren Druck von Gremien wie dem Elternausschuss, aber auch von Kapitalverbänden und -vertreter:innen zu spüren bekommen – schließlich sorgen sie mit ihrem Streik dafür, dass viele arbeitende Eltern womöglich ebenfalls nicht zur Arbeit gehen können, da sie kurzfristig die Betreuung ihrer Kinder selbst übernehmen müssen. Im März hatten Politiker:innen zum Beispiel anlässlich der Streiks der Lokführer:innen deshalb eine stärkere Beschränkung von Streiks gefordert, sobald sie die Kapitalseite empfindlich treffen.