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Sonntag, September 8, 2024
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    Zahl der Drogentoten steigt – Fentanylkrise bald in Deutschland?

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    Am 21. Juli jährte sich der internationale Gedenktag für verstorbene Drogenkonsumierende. Die Zahl der Toten durch Drogenkonsum ist in den letzten Jahren weiter gestiegen. Nun steigt in Deutschland auch der Konsum von Fentanyl.

    Am 21.07.1994 starb der Drogenabhängige Ingo Marten in Gladbeck (NRW). Durch das Engagement der Mutter, wurde in der Stadt ein Gedenkstein für Ingo und andere durch Drogenkonsum verstorbene Personen aufgestellt. Im Jahr 1998 wurde das erste Mal der 21. Juli als Gedenktag für verstorbene Drogenkonsumierende initiiert. Seitdem findet der Gedenktag jährlich am 21. Juli statt. Am Wochenende fanden in insgesamt 96 Städten Aktionen unter dem Motto ”KONSUMSICHERHEIT FÜR ALLE(S)” statt.

    Die Zahl der Drogentoten steigt in Deutschland

    Seit 2018 ist die Anzahl der Drogentoten kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 2020 gab es 1581 Drogentote, 2021 waren es 1826, 2022 stieg die Zahl auf 1990 und 2023 erreichte sie bereits 2227. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 bedeutet dies einen Anstieg um 12 Prozent im Jahr 2023. Es ist wichtig zu beachten, dass Personen, die durch den indirekten Konsum von Drogen sterben, oft in vielen Statistiken nicht erfasst werden. Die Dunkelziffer dürfte daher deutlich höher liegen.

    Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Todesfälle im Jahr 2023 in Zusammenhang mit Kokain und Crack um 44%, bei Amphetaminen um 34% und bei psychoaktiven Medikamenten um 44%. Zusätzlich kommen jährlich etwa 74.000 Todesfälle durch den langfristigen Konsum von Alkohol und Tabak hinzu.

    Neue Drogen mit stärkerer Wirkung

    In den USA ist die Lage noch etwas zugespitzter durch die seit zwei Jahrzehnten wütenden Opioidkrise. Mehrere tausend Todesopfer jährlich sind die Folge, seit 2000 sind über eine Millionen Menschen gestorben. In den letzten Jahren hat sich die Situation weiter verschärft, unter anderem durch den erhöhten Konsum von Fentanyl und Xylazine, die jeweils, aber besonders miteinander gemischt, um ein vielfaches stärker als Heroin wirken. Fentanyl ist ein starkes Opioid-Schmerzmittel, welches zur Linderung von Schmerzen bei Krebskranken und Sterbenden in der Medizin verwendet wird. Bereits kleinste Mengen können beim Konsum zum Tod führen.

    Nun ist Fentanyl auch in Deutschland auf dem Vormarsch. So wird Fentanyl immer häufiger Heroin beigemischt, ohne dass es die Konsument:innen wissen. Die deutsche Aidshilfe veröffentlichte 2023 eine Studie, bei welcher in Konsumräumen Heroin auf Fentanyl getestet wurde. Hierbei kam heraus, dass von 1401 Tests 50 Tests positiv auf Fentanyl waren. Die deutsche Aidshilfe betont, dass die Studie jedoch keine gesicherten Schlüsse über die Häufigkeit von Fentanyl gibt, da sie noch Lücken aufweist. Die Folge des unbemerkten Fentanylkonsums kann eine tödliche Überdosis sein, sowie eine neue Abhängigkeit herstellen.

    Neben den USA sind auch die Menschen in Kanada, Großbritannien und Irland vermehrt betroffen. In Estland gab es ebenfalls eine Fentanylkrise. Es bleibt abzuwarten wie sich die Ausbreitung weiter entwickelt. Allerdings könnte eine weitere Verknappung von Heroin durch den reduzierten Anbau von Schlafmohn in Afghanistan zu einem weiteren Anstieg des Fentanylkonsums in Deutschland und Europa führen.

    Wie der Kapitalismus uns krank macht

    Kürzung bei Hilfsangeboten, Verstärkung der Ursachen

    Studien zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Armut und Drogenkonsum gibt. Zwar gibt es auch viele alkoholabstinente Menschen unter den armutsgefährdeten Menschen, da oft das Geld fehlt, um bei gesellschaftlichen Anlässen Alkohol zu trinken. Aber sowohl beim Nikotinkonsum, als auch bei anderen Süchten, wie Glücksspiel, liegt die Quote besonders hoch unter armen Menschen. Besonders in der Wohnungslosigkeit schaukeln sich Drogenabhängigkeiten hoch und führen in einen Teufelskreis.

    Hilfsangebote gibt es heutzutage zwar einige, jedoch reichen diese bei weitem nicht aus. Im vergangenen Jahr warnte zudem die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vor den Kürzungen, die für das Jahr 2024 im Bundeshaushalt geplant wurden. Unter anderem wurde der Etat für „Aufklärungsmaßnahmen auf dem Gebiet des Drogen- und Suchtmittelmissbrauchs“ um fast ein Drittel gesenkt.

    Dazu kommt, dass in den letzten Jahren der Lebensstandard der Arbeiter:innen weiter gesunken ist, indem es durch die Inflation große Reallohnsenkungen gab. Zurzeit kommt eine Pleitewelle in verschiedenen Branchen dazu, die dazu führt, dass immer mehr Menschen ihren Job verlieren. Somit werden also auch die Ursachen, durch die Menschen vermehrt zum Drogenkonsum gedrängt werden, nicht beseitigt.

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