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Freitag, September 20, 2024
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    „Thälmann ist nie gefallen“ – Gedenkzug durch Weimar und Buchenwald

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    Am 18. August vor 80 Jahren ermordeten die Hitler-Faschist:innen Ernst Thälmann im Konzentrationslager Buchenwald. Der ehemalige Vorsitzende der Kommunistischen Partei Deutschlands kämpfte für eine schlagkräftige Arbeiterpartei. Seinen Kampfesmut trug die Gedenkdemonstration nach Weimar und in das KZ von Buchenwald.

    Über einhundert Kommunist:innen verschiedener Organisationen versammelten sich gestern früh in Weimar, um des Kommunisten Ernst Thälmann, liebevoll „Teddy“ genannt, zu gedenken. In Form einer Gedenkdemonstration liefen sie in Reihen durch die Weimarer Innenstadt. Anschließend legten sie Blumen im Konzentrationslager Buchenwald nieder.

    Dort wurde Thälmann nach elf Jahren Einzelhaft durch direkte Anweisung Adolf Hitlers am 18. August 1944 hingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ersichtlich, dass die Wehrmacht den Krieg gegen die Rote Armee und die Alliierten verlieren würde. Mit der Hinrichtung Thälmanns und anderer führender Kommunist:innen ging es den Faschist:innen darum, die kommunistische Partei dermaßen zu schwächen, dass sie nach dem Ende des Faschismus nicht die Macht in Deutschland übernehmen konnte.

    Dies unterstreicht den reaktionären, konterrevolutionären Charakter des Faschismus. Doch wie bei der Demonstration in Weimar deutlich wurde: „Thälmann ist nie gefallen. In unserem Kampf, unserem Kollektiv und unserem Denken – leben er und all die andere leuchtenden Vorkämpfer weiter.“

    Ernst Thälmann – führender Kommunist und Symbolfigur

    „Mit einer reinen Antihaltung können wir keinen Kampf gewinnen!“

    Organisiert wurde die Demonstration vom Kommunistischen Aufbau (KA). Mit dabei waren u.a. die MLKP (Marksist Leninist Komünist Parti) aus der Türkei/Kurdistan, die Rote Jugend Deutschland, die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands), der BAK-Klassenkampf (Bundesarbeitskreis der Linksjugend Solid), die KP (Kommunistische Partei, ehemals Kommunistische Organisation) und die FKO (Föderation Klassenkämpferischer Organisationen).

    Bei der Anfangskundgebung am Weimarer Hauptbahnhof stimmten vor allem die Kommunistischen Frauen (KF, Teil des KA) die Teilnehmer:innen und Passant:innen auf die Bedeutung des Gedenkens an Thälmann ein: „Die Repressionen nehmen zu. Wie der Fall einer Genossin von Zora, die für eine Parole angeklagt wird, zeigt.“

    „So oder so“ gäbe es für Frauen „nur eine Option: Widerstand zu leisten“. Speziell heißt das den kommunistischen Frauen zufolge, „Kaderinnen der Partei werden.“ Denn „mit einer reinen Antihaltung können wir keinen Kampf gewinnen. Wer keinen Faschismus will, muss Sozialismus fordern.“

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    Thälmann? – Hier!

    Vom Hauptbahnhof aus ging es die Ernst-Thälmann-Straße entlang zum nach ihm benannten Platz. Auf der Straße zog sich der 50m lange Gedenkzug in geordneten Reihen. Die Moderation brachte den Geist der Demonstration und das Gedenken Thälmanns auf den Punkt, in dem sie immer wieder hervorhob: „Wir müssen einen antifaschistischen Selbstschutz aufbauen!“.

    Sie setzte auch das Gedenken an die gefallenen Genoss:innen kreativ um, in dem sie die Anwesenheit führender Kommunist:innen in den Reihen des Demonstrationszuges abfragte: „Rosa Luxemburg?“ – „Hier!“, erschallte da die Antwort aus einhundert Stimmen. „Karl Liebknecht?“ – „Hier!“, erklang es wiederum. Und spätestens bei „Ernst Thälmann?“ hatten alle den Sinn der Frage verstanden und stimmten mit einem lauten „Hier!“ ins Gedenken ein.

    Während der Demo wurde auch die Hymne der wehenden Fahnen gesungen:
    „Seht ihr die Fahnen wehen? Sie werden Frieden bringen.
    Rot wie das Blut die Herzen entflammt – Tragen sie hoch im Kampf.”

    Gegen den Faschismus heißt für den Kommunismus

    Vor einer Ehrenstatue Thälmanns fand dann die Zwischenkundgebung statt. Dutzende Passant:innen und Gäste umliegender Restaurants hörten gespannt den Redebeiträgen zu. Vielen schien der Jahrestag bewusst und wichtig zu sein, obgleich in Thüringen bei den Wahlen in zwei Wochen 30 Prozent für die AfD und ihren Vorsitzenden Björn Höcke stimmen könnten.

    Der Kommunistische Aufbau fasste an dieser Stelle knapp die aktuelle imperialistische Weltlage zusammen: Die deutsche Bourgeoisie verschärfe angesichts der kapitalistischen Krisen und Kriege die Lage auch in Deutschland. Innere Aufrüstung, von Gesichtserkennung über Versammlungsgesetze bis zu Militarisierung und Repressionen stünden auf der Tagesordnung – ebenso wie „unser gemeinsamer Kampf dagegen!“

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    Währenddessen würden die Landtagswahlen im Osten und die Aktivitäten des III. Wegs zeigen, dass inzwischen aktiv eine faschistische Bewegung aufgebaut werde – wie damals zu Zeiten Thälmanns durch die NSDAP und SS. Die massenhafte Ermordung von Jüdinnen und Juden, Kommunist:innen, Sinti:ze und Rom:nja habe deutlich gezeigt, was passiert, wenn wir den Faschismus zulassen. Daran erinnern heißt heute, „sich jeden Tag aktiv für den Kampf gegen den zunehmenden Faschismus und für den Kommunismus zu entscheiden“, so der KA.

    Warum wir fünf Finger bilden müssen

    Auch andere, mit dem Kommunismus sympathisierende Gruppen wie BAK-Klassenkampf oder die FKO gedachten Thälmanns am gestrigen Tag.

    Er sei „Sohn und Führer“ seiner Klasse gewesen, den „weder Folter noch der Tod“ brechen konnten. „Wären wir so standhaft gewesen? Können wir je so standhaft sein? Werden wir so standhaft sein?“, gab BAK-Klassenkampf zu bedenken. Mit dem berühmten Thälmann-Zitat „einen Finger kann man brechen, aber 5 Finger sind eine Faust“ beantworte der Redner die eigenen Fragen, indem er daraus die Kollektivität, die Solidarität und die antifaschistische Einheit als notwendige Antwort auf Repressionen und Momente der Schwäche herleitete.

    Zum Abschluss vertrat die FKO das Gedenken an Thälmann, indem sie sich für den Wiederaufbau einer klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung stark machte. Man müsse „wieder anknüpfen“ an die „gebrochene revolutionäre Traditionslinie“ der kommunistischen Bewegung. Wie schon bei den Redner:innen zuvor wurde Thälmann dabei nicht auf ein Podest gehoben, sondern im Verbund mit hunderttausenden weiterer Vorkämpfer:innen in eine Linie für den aktiven Kampf um eine bessere Welt gestellt.

    Vorbilder seien in der Arbeiter:innenklasse überall und zu jeder Zeit zu finden: „Eine Jugendliche, die ihre Mitschüler politisiert; ein Azubi, der nicht den Mund hält, wenn seine Kolleg:innen rechten Sprech verbreiten; eine Renter:in, die von ihren Erfahrungen erzählt; eine alleinerziehende Mutter, die jede freie Minute für einen solidarischen Kiez gibt“ – all dies seien lebendige Idole des Alltags.

    Vielmehr jedoch gelte es, heute selbst aktiv „zum Vorbild zu werden“. Statt sich passiv lediglich inspirieren oder gar abschrecken zu lassen von den großen Leistungen anderer, müssen wir uns „bewusst dafür entscheiden, Verantwortung zu übernehmen“, so die Föderation Klassenkämpferischer Organisationen. Erst dann entfalte der Spruch „Thälmann ist niemals gefallen“ seine volle Wahrheit, seine volle Kraft.

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