Nach NATO- und G7-Gipfel: Deutsche Medien und Politiker lästern über Trump – ist Merkel die Alternative? – Ein Kommentar von Tim Losowski
Während seiner Auslandsreise hat der amerikanische Präsident mehrfach Aufsehen erregt. Seine achttägige Tour begann mit einem Besuch in Saudi-Arabien, an dessen Ende unter anderem ein Rüstungsdeal über 110 Mrd. $ stand. Kaum einen Tag später ging es dann zum nächsten Vorposten der USA, nach Israel. Dort besuchte er unter anderem „privat“ die Klagemauer und setzte damit ein provokatives Zeichen für die israelische Siedlungspolitik. Während des Gipfels des NATO-Kriegsbündnisses in Brüssel führte er anschließend die versammelte Mannschaft der Regierungsschefs vor, indem er ihnen bei der Eröffnungszeremonie vorwarf, der NATO noch Geld zu schulden. Dass er dabei seinen Amtskollegen aus Montenegro brüsk zur Seite schob, um bei einem Foto ganz vorne zu stehen, rundete das Bild Donald Trumps ab. Und beim gerade zu Ende gegangenen G7-Gipfel schließlich titelt der SPIEGEL „Einer gegen fast alle“ oder auch: fast alle gegen Einen.
Ohne Frage, der Typ ist ein reaktionärer, rüpelhafter Kapitalist. Mit seinem Verhalten versucht Trump, sich als „starker Mann“ darzustellen, der endlich „America great again“ macht. Diplomatisch wie auch militärisch zeigt er: Amerika gehört in die erste Reihe, der Rest soll uns folgen.
Doch nicht nur Trump ist ein Meister der Inszenierung. Auch andere Politiker wie z.B. Angela Merkel spielen das politische Theaterstück mit und wenden es zu ihren Gunsten. Auf dem NATO-Gipfel hielt Merkel bei der bereits erwähnten Eröffnungszeremonie die Rede vor Trump. Sie sprach über die Berliner Mauer und wie die NATO als Instrument gegen den Ostblock, aber vor allem für „Freiheit und Demokratie“ geschaffen wurde. Mit ihrer persönlichen Note verschaffte sie der NATO die mystische Legende, die die Militärallianz braucht. Im Vergleich zu den polternden Sprüchen des Donald Trump keine Minute nach ihr, steht sie da als Galionsfigur einer anderen, korrekten, „anständigen“ Welt. Auch beim G7-Gipfel gelangen es ihr und Anderen, Trump als den Unruhestifter darzustellen, der keine Ahnung vom Klima habe und einfach ein Unmensch sei, was Flüchtlingsfragen angeht. Mutti Merkel dagegen steht rein und unschuldig da.
Dabei sind die Deutschen ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, mit den „Partnern“ um die Weltherrschaft zu kämpfen. Seit Jahren übersteigt der Export in andere Länder den Import nach Deutschland bei Weitem. Dieser „Außenhandelsüberschuss“ ließ bei Donald Trump das Bedürfnis zurück, über die „bösen Deutschen“ zu schimpfen (was deutsche Diplomaten prompt im SPIEGEL platzierten). Er wünscht sich z.B. Strafzölle für BMW in den USA. Doch natürlich schafft es der deutsche Imperialismus auf diese Weise, andere Länder ökonomisch zu durchdringen und in die Knie zu zwingen. Immer mehr Nationen sind ökonomisch an die von Deutschland dominierte EU gekettet und können gar nicht mehr raus – ohne gleichzeitig einen massiven wirtschaftlichen Absturz zu riskieren. Kriegerisch ist die Bundeswehr in über zehn Ländern aktiv, wobei sie sich mit dem aktiven Krieg in Syrien noch verhältnismäßig zurückhält. Doch auch militärisch holt Deutschland auf. So wurde der Wehretat im vergangenen Jahr um 8% aufgestockt.
Trump, der Macher, und Merkel, die Heilige – so wollen beide gesehen werden und beide profitieren von dieser Erzählung. Doch wir sollten uns unser Gehirn davon nicht vernebeln lassen. Letztendlich vertreten Beide zwei der mächtigsten und ausbeutenden Staaten der Welt, mit deren Politik wir nichts gemeinsam haben.