Prekäre Arbeitsverhältnisse sind für viele Menschen in Deutschland und Europa der Weg in die Armut.
Laut der Studie „Aktivierungspolitik und Erwerbsarmut“ der „Hans-Böckler-Stiftung“ gibt es immer mehr Menschen in Deutschland,die trotz Arbeit arm sind. Die Studie wertete arbeitsmarkt- und sozialpolitische Maßnahmen aus 18 EU-Ländern in den Jahren 2004 bis 2014 aus. Dabei zielten alle Maßnahmen darauf, Arbeitslose in Billiglohnarbeit zu bringen.
Diese Studie ergab, dass rund 10 Prozent der Beschäftigten als „arbeitende Armee“ eingestuft werden – und damit mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens in ihrem Land auskommen müssen. Am höchsten war ihr Anteil in Rumänien mit 18,6 Prozent, gefolgt von Griechenland mit 13,4 Prozent und Spanien mit 13,2 Prozent.
In Deutschland verdoppelte sich die Zahl der ArbeiterInnen, die trotz Arbeit kaum von ihrem Gehalt Leben können, von 2004 bis 2014 von knapp 1,9 Millionen oder 4,8 Prozent aller Beschäftigten auf fast 4,1 Millionen oder 9,6 Prozent. In Deutschland galt 2014 ein Alleinstehender mit weniger als 986 Euro netto im Monat als arm. Bei einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag die Schwelle bei 2072 Euro.
Die Zahlen für Deutschland sind besonders interessant, da hier im Gegensatz zu den den meisten anderen Ländern zwar die Zahl der Beschäftigten deutlich gestiegen ist, aber parallel dazu die Armut der beschäftigten ArbeiterInnen auch. Gerade in Südeuropa hingegen wurde diese Entwicklung von dem rasanten Anstieg der allgemeinen Arbeitslosigkeit begleitet.
Die Studie bestätigt, dass die Zunahme von unsicheren, zeitlich befristeten und niedrig entlohnten Teilzeit- und Leiharbeitsverhältnissen für Millionen von Menschen ein internationales Phänomen ist und auf eine geplante und gewollte Reform des Arbeitsmarktes hindeutet.