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Zeitung für Solidarität und Widerstand

Hambacher Forst: Wiesen-Besitzer fordert 80 Milliarden von RWE

Streit zwischen einem Buirer Grundstückseigentümer und der RWE AG eskaliert. RWE strebt Enteignungsverfahren an.

Seit 6 Jahren wohnen auf der Wiese nahe dem Hambacher Forst Umweltschützer und verteidigen von dort aus den letzten Urwald Mitteleuropas. Die 2.500 Quadratmeter große Wiese gehört dem Buirer Steuerberater Kurt Claßen, der den Besetzerinnen und Besetzern genehmigt hat, auf ihr zu bleiben. Nun droht die Landesregierung – im Auftrag von RWE – dem Steuerberater mit einem „Grundabtretungsverfahren“ (Enteignungsverfahren), sollte er sich nicht „gütlich“ mit RWE einigen.

Was ist der Hambacher Forst?

Der Hambacher Forst – gelegen zwischen Elsdorf und Niederzier in NRW – war ein ursprünglich 12.000 Hektar großer Urwald mit einer großen Artenvielfalt, die teils bis heute den Wald noch ihr Zuhause nennt. Dennoch wird er von dem Energie-Giganten RWE immer weiter abgeholzt, mit der Unterstützung der PolitikerInnen, die sich im Wahlkampf für einen Kohleausstieg und den Umweltschutz eingesetzt haben.

So sitzt zum Beispiel Joschka Fischer (ehemaliger Grünen-Vorsitzender und Vize-Kanzler) jetzt im Aufsichtsrat von RWE.

Auch Jahrhunderte alte Dörfer und Gemeinden mussten dem riesigen Energieversorger bereits weichen – so z.B das Dorf Immerath mit dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Immerather Dom. Die BürgerInnen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, zwangsumgesiedelt, und ihre Häuser, Friedhöfe etc. wurden abgerissen. So hat RWE jahrhundertealte Kultur und Geschichte zerstört.

Heute ist vom Hambacher Forst nur noch ein Bruchstück des ehemals größten Walds Deutschlands übrig. Umweltschützer haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, den restlichen und ältesten Teil des Waldes zu verteidigen: Im Wald selbst errichteten sie mehrere Baumhaus-Dörfer und Barrikaden und auf der Wiese ein Protest-Camp.

Warum ist diese Wiese so wichtig für RWE?

Der Braunkohle-Tagebau muss wachsen, damit das börsennotierte Energieversorgungsunternehmen weiterhin Profit für seine Aktionäre heraus schlagen kann. Bereits jetzt hat RWE eine 85 Quadratmeter große und 370 Meter tiefe Grube in den Boden schlagen lassen, um die umweltschädliche Braunkohle zu fördern, die unter dem Waldboden liegt. Doch um weiterhin Braunkohle fördern zu können, benötigt das Unternehmen bis spätestens 2024 die Wiese von Herr Claßen – ansonsten liegt die Kohleförderung (wenigstens Richtung Buir) auf Eis.

RWE bot Herr Claßen für seine Wiese 12.500 Euro. Der lehnte jedoch ab, da der milliardenschwere Konzern den Wert der Wiese als Ackerfläche bewerte, und forderte stattdessen 80 Milliarden Euro von dem Großkonzern. Seine Begründung: „Maßgeblich ist (…) nicht, welchen Wert das Grundstück für einen landwirtschaftlichen Betrieb hat, sondern welchen Wert es für den Tagebaubetrieb Hambach hat“.

RWE wies diese Forderung jedoch zurück und verlautbart, dass es sich nun auf ein Gerichtsverfahren vorbereite. Ein solches könnte jedoch weit über das Jahr 2024 hinausreichen, wenn es durch alle Gerichtsinstanzen geht.

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