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Dienstag, März 19, 2024
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    Das Geschäft mit der Ausbeutung von migrantischen DolmetscherInnen

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    Caritas und Diakonie sollen gezielt migrantische DolmetscherInnen in der Beratung von Geflüchteten ausbeuten, so der Vorwurf einiger DolmetscherInnen einer Einrichtung in Heidelberg.

    Wer sich gegen Ausbeutung und Ungerechtigkeit wehrt, der fliegt – so oder so ähnlich muss sich Hassan Maarfi Poor fühlen. Er ist der Sprecher einer Gruppe migrantischer DolmetscherInnen, denen in der „Unabhängigen Sozial- und Verfahrensberatung“ für Flüchtlinge im Patrick-Henry-Village (PHV) in Heidelberg gekündigt wurde, weil sie sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzten wollten.

    Unsichere und prekäre Arbeitsverhältnisse

    Die DolmetscherInnen beklagen, dass sie keine festen Arbeitsverträge bekommen. Ja, offiziell sind sie bei Caritas oder Diakonie nicht einmal wie die dort eingesetzten SozialarbeiterInnen angestellt, sondern müssen auf freiberuflicher Basis als sogenannte „Kleinunternehmer“ arbeiten. Mit monatlichen Honorarverträgen und 20 € Stundenlohn abgespeist, haben die DolmetscherInnen keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub oder notwendige Weiterbildungen. Auch dringend notwendige Supervisionen und psychologische Betreuung werden ihnen verwehrt.

    Da die DolmetscherInnen allein pro geleistete Arbeitsstunde bezahlt werden, versucht man, ihnen so viele Termine wie möglich in ihre Arbeitszeit zu legen. Pausen sind dabei natürlich nicht drin, ebenso muss zusätzlich für die Kosten und die Zeit der Anreise selbst aufgekommen werden. Gleichzeitig werden die DolmetscherInnen nur so eingesetzt, dass sie einen Monatslohn von 350 € nicht überschreiten können.

    „Soziale“ Ausbeutung im Namen Gottes?

    Die “Unabhängige Sozial- und Verfahrensberatung“ stellt sich als eine autonome soziale Einrichtung dar, die im Interesse der Geflüchteten tätig sein will. Gleichzeitig beuten die christlichen Träger-Organisationen massiv Menschen aus, die oftmals selber vor einigen Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland kamen.

    Die DolmetscherInnen fordern deshalb die Umsetzung folgender Forderungen bis zum 01.08.2019 und wollen ansonsten weitere öffentliche Aktionen durchführen:

    1. Einen festen Vertrag für mindestens eine Jahr.
    2. Arbeit als Angestellte und nicht auf Honorarbasis.
    3. Kein Klassifizierungsunterschied zwischen den Übersetzern und Sozialarbeitern.
    4. Ein fester Lohn von mindestens 450€ pro Monat, unabhängig von der tatsächlichen Arbeitszeit.
    5. Kranken-, Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
    6. Übernahme der Fahrtkosten und bezahlte Fahrtzeiten.
    7. Ein Lohn von 35€ pro Stunde.
    8. Bezahlte Supervision mindestens einmal monatlich regulär und jederzeit nach Bedarf.
    9. Bezahlte Weiterbildung mindestens einmal jährlich.

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