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„Erschießt sie!“ – Militärischer Lockdown auf den Philippinen

Im Kampf gegen das unsichtbare Virus greifen vor allem autoritäre Staatschefs mit voller Wucht durch. Aus Angst, ihren Posten zu verlieren, werden Ausgangssperren verhängt. Der philippinische Staatschef, Rodrigo Duterte, droht seiner Bevölkerung sogar mit Erschießung, wenn sie das Haus verlassen.

Seit mittlerweile drei Monaten herrscht auf den Philippinen eine Ausgangssperre,die vom Staatschef, Rodrigo Duterte, verhängt wurde. Der Inselstaat verzeichnet nach aktuellem Stand über 14.500 Infizierte und über 880 Verstorbene – die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie versuchte der philippinische Präsident einen „weichen“ Lockdown zu vollziehen. Vor allem um die Hauptstadt Manila herum sollten die Leute zu Hause bleiben. Nachdem dies nicht gelang, straffte Duterte die Zügel. Aus der weichen Quarantäne wurde nun eine militärische Quarantäne. An jeder Straßenecke der Hauptstadt stehen Militärs oder Wachmänner, um die Auflagen zu kontrollieren. Nur eine Person pro Haushalt darf überhaupt das Haus verlassen, um irgendwelche Besorgungen erledigen. Ebenso wurde in dem Zuge drastisch in die Presse- und Meinungsfreiheit eingegriffen, um die KritikerInnen auszuschalten. Ebenso wurde der größte nationale Fernsehsender ABS-CBN geschlossen. Die Bevölkerung fordert stattdessen, die Militärausgaben lieber in das Gesundheitssystem zu stecken.

Die Situation auf den Philippinen ist eine andere als in Deutschland. Die gesundheitlichen Richtlinien einzuhalten, gelingt kaum. Hyginiemaßnahmen, wie Social Distancing, sind in den Slums nicht möglich. Die Philippinen zählen zu den ärmsten Ländern im asiatischen Raum. Mit einem Notfallplan versuchte Duterte, einige Gelder in die Slums zu lenken. Aufgrund der erheblichen Hygienemängel und der massiven Armut stecken sich die Leute beim Warten für diese Ausgaben jedoch automatisch an. Als die Regierung Hilfsgüter versprach und die wartende Menge diese nicht erhalten hatte, demonstrierte die Masse gegen die Regierung. Duterte drohte: „Statt Ärger zu machen, werdet ihr von mir ins Grab geschickt“ – eine direkte Gewaltandrohung gegen die Bevölkerung. Eine Person wurde erschossen und 40.000 weitere Menschen wurden festgenommen.

Viele Menschen der verarmten Bevölkerung versuchen tagtäglich über die Runden zu kommen. Hierbei spielt auch der Handel mit Drogen eine Rolle. Auch hier schreckte Duterte nicht zurück und wollte diese Probleme mit eiserner Hand in den Griff bekommen. Die logische Konsequenz aus diesem Kampf sind maßlos überfüllte Gefängnisse. Damit es dort nicht zum Chaos kommt, entließ die Regierung mittlerweile über 10.000 Menschen aus den Strafanstalten.

Auf den Philippinen zeigt sich wieder einmal überdeutlich, wie die Bevölkerung unter ihren Herrschern leidet. Der Präsident der vereinigten Staaten, Donald Trump, hat es vorgemacht und seine Nachahmer, wie Jair Bolsonaro (Brasilien), Viktor Urban (Ungarn) oder eben Riodrigo Duterte führen das Werk fort. Auch in vielen anderen Staaten werden ähnliche Repressalien gegen die Bevölkerung durchgedrückt. Grund hierfür ist meist die mangelnde Infrastruktur im Gesundheitswesen, wobei das Geld häufig in andere Haushalte wie z.B. das Militär fließt.

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