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Zeitung für Solidarität und Widerstand

Die französischen Geschäfte in Afrika

Auf dem Papier sind die meisten früheren französischen Kolonien in Afrika inzwischen unabhängig. Real betrachtet werden sie jedoch noch immer von Paris aus ausgebeutet. – Ein Kommentar zu 75 Jahren CFA-Franc von Sileymane Sow

Der CFA-Franc ist die Währung mehrerer Ländergruppen in Afrika und der Pazifikzone. Ursprünglich bedeutete der Name der Währung „Franc der französischen Kolonien in Afrika“. Die Währung wurde in den von Frankreich kontrollierten Ländern eingeführt, um Handel und Geldaustausch zu erleichtern.

Auch nachdem die französischen Kolonien ab 1960 unabhängig wurden, wurde die Währung weiter genutzt. Noch heute ist das in vielen afrikanischen Ländern der Fall. In Westafrika sind es acht Staaten: Benin, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal und Togo. Diese bilden die „Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion“ (UEMOA). Das zugehörige Finanzinstitut ist die „Zentralbank der Westafrikanischen Staaten“ (BCEAO).

Außerdem verwenden sechs zentralafrikanische Staaten den CFA-Franc: Kamerun, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Äquatorialguinea, Gabun und Tschad. Diese Staaten bilden die „Zentralafrikanische Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft“ (CEMAC) mit der zugehörigen „Zentralafrikanischen Zentralbank“ (BEAC). Die Union der Komoren im Indischen Ozean verwendet ebenfalls den CFA-Franc.

Der CFA-Franc – der „Franc de la Coopération Financière en Afrique“ – wurde am 26. Dezember 1945 in den Kolonien des Französischen Kolonialreichs eingeführt.
Im selben Jahr sicherte sich die französische Regierung ihre volle Souveränität und Kontrolle über ihre Geldschöpfung, so dass sie Handlungsfreiheit über ihre öffentlichen Ausgaben erlangte.

Die vorherigen französischen Kolonien blieben trotz ihrer Unabhängigkeit ab den 1960er-Jahren unter der Vormundschaft des CFA-Franc, einer in Frankreich (genauer: in Chamalières bei Clermont-Ferrand) beschlossenen, hergestellten und gedruckten Währung.

Daraus folgt auch, dass Frankreich ein gesetzliches Vetorecht über den CFA-Franc hat. Dieser französische Würgegriff gegenüber dem CFA-Franc und den ehemaligen französischen Kolonien wird von Aktivist:innen in Afrika und der Diaspora sowie von Verfechter:innen sozialer Gerechtigkeit als skandalös empfunden.

So sind die Länder der Franc-Zone dazu verpflichtet, 50 Prozent ihrer Devisenreserven beim Französischen Schatzamt zu hinterlegen, um ihre Liquidität zu gewährleisten. Diese Reserven werden auf einem verzinsten Konto deponiert, dessen Anleihezinsen jährlich an die entsprechenden afrikanischen Länder ausgezahlt werden.

Die BEAC und die BCEAO haben eine jährliche Einlage von jeweils rund 440 Milliarden Euro beim Schatzamt. Frankreich erhält also Geld von den afrikanischen Zentralbanken. Diesen Garantiefonds verwendet der französische Staat wiederum zur Finanzierung seiner öffentlichen Ausgaben, für Schulen, Straßen, Krankenhäuser, Wohnungsbau, Industrie, Forschung usw.

Gleichzeitig wird der CFA-Franc von hundert Millionen Afrikaner:innen benutzt, die nicht von diesem Wirtschafts- und Währungsabkommen profitieren.
Auch deshalb wurden alle afrikanischen Staatschefs, die durchschaut hatten, dass diese Währung nicht im ökonomischen Interesse ihres Landes ist, ermordet: Thomas Sankara in Burkina Faso, Sylvanus Olympio in Togo oder Modibo Keita in Mali.

Heute werden die Debatte und der Kampf um den CFA-Franc wieder von der afrikanischen Zivilgesellschaft und fortschrittlichen Aktivist:innen aufgegriffen.

Die französische Kontrolle über den CFA-Franc und die Devisenreserven von einer Reihe afrikanischer Staaten hat offensichtliche politische, soziale und wirtschaftliche Folgen, nämlich unter anderem den Mangel an nationalen Investitionen, der eine hohe Jugendarbeitslosigkeit zur Folge hat.

Auch die Fluchtbewegung über Marokko und Libyen nach Europa wird durch diese Situation beschleunigt.

Ebenso leidet das Bildungsniveau der Bevölkerung, da es an Schulen fehlt. Durch die Abhängigkeit von der alten Kolonialmacht Frankreich schaffen es viele afrikanische Staaten nicht, in ihre öffentlichen Sektoren zu investieren.

Und nicht zuletzt lässt sich eine verstärkte Korruption unter afrikanischen Präsident:innen feststellen, die lieber der alten Kolonialmacht Frankreich dienen als dem Volk, welches sie regieren.

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