Chemnitz steht wieder einmal mehr in den Schlagzeilen. Nicht allein wegen des zu hohen Inzidenzwertes des Coronavirus, in Sachsen, sondern wegen des Zuzugs von Nazikader:innen aus Dortmund.
Seit Ende Juli kursiert im Netz ein konkreter Aufruf für einen faschistischen Siedlungsraum im Osten. Unter dem Namen „Zusammenrücken in Mitteldeutschland“ wollen Nazikader:innen in Mitteldeutschland ihre faschistische Politik vertreten und ausbauen. Die neonazistische Kleinstpartei „III. Weg“ rührte hier in der Vergangenheit die Werbetrommel. So wollen sie ihre faschistischen Gefährt:innen nach Ostdeutschland locken, weil hier die „Kinder noch deutsch sprechen“ und belegen diese These mit einer Anfrage der FDP-Fraktion. Außerdem gäbe es in Ostdeutschland noch „genügend freie Arbeitsstellen“. Dem Anschein nach beruhen diese Aussagen auf purer Spekulation und sind daher nicht als Aufruf von Ortskundigen zu verstehen.
Den Anfang machte nun medienwirksam Michael Brück. Michael Brück ist stellvertretender Landesvorsitzender in NRW der Partei „Die Rechte“. Zuvor war er als Führungsperson des „Nationalen Widerstand Dortmund“ aktiv. Michael Brücks Zuzug nach Chemnitz unterstreicht er in einem Interview mit der oben genannten Initiative.
Als Beweggründe für seinen politischen Zuzug nannte er, dass Chemnitz „offener für rechte Ideologien“ sei. In seiner früheren Heimat Dortmund leistete er eine Art komunalpolitischer rechter Stadtteilarbeit in Dorstfeld. Durch das verstärkte Auftreten einer antifaschistischen Zivilgesellschaft fühlte er sich nicht mehr wohl. In Chemnitz sieht er keine Gefahr und möchte hier keine Stadtteilarbeit mehr leisten, sondern ist der Meinung, dass die Bevölkerung nach faschistischen Ideologien lechzt.
Verblendet durch die eigene rechte Ideologie
Wenn man die mediale Aufmerksamkeit Sachsens in Bezug auf rechtes Gedankengut auseinander nimmt, kann man gut verstehen, warum ein Michael Brück und andere neonazistische Kader:innen frohlockend nach Ostdeutschland ziehen wollen. Vorfälle, wie die des Fußballspielers Daniel Frahn vom Chemnitzer FC, eines „Hetzjagdvideos“ auf Migrant:innen oder das offene Auftreten der faschistischen Kleinstpartei „Pro Chemnitz“, lassen Naziherzen höher schlagen.
Doch wer die Medien nur einseitig konsumiert, kann die andere Seite nicht sehen. So gibt es in Chemnitz einen immens großen zivilgesellschaftlichen Gegenprotest zu den Naziaktivitäten, wie sich 2018 bei den Massenkundgebungen um „Herz statt Hetze“ zeigte. Natürlich wurden hier die Chemnitzer Antifaschist:innen aus den angrenzenden Regionen supportet. Doch wird ein Michael Brück hier schnell an seine persönlichen Grenzen gelangen.
Schon seit mehreren Jahren versuchen in Chemnitz immer wieder faschistische Kleinstgruppen das Heft in die Hand zu nehmen. Derzeit ist die Identitäre Bewegung in Chemnitz aktiv. Mit Stickern und Sprühkreide versuchen sie die Straßenzüge in Chemnitz zu markieren, werden hierbei aber stets von Antifaschist:innen gestört.