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Samstag, April 20, 2024
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    CDU-“Werteunion”: AfD-naher Ökonom wird neuer Vorsitzender

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    Max Otte ist Ökonom, umstrittener Fondsmanager und Autor schillernder Sachbücher zum kommenden „Weltsystemcrash“. Nachdem das CDU-Mitglied bis Januar den Kuratoriumsvorsitz der AfD-nahen Erasmus-Stiftung innehatte, wurde er nun zum neuen Chef der “Werteunion” gewählt. Dabei handelt es sich um eine Vereinigung des besonders rechten Flügels in der CDU. AfD-Chef Chrupalla gratuliert. Doch selbst Teile des eigenen Vereins zeigen sich entsetzt.

    Max Otte ist zum neuen Vorsitzenden der „Werteunion“ gewählt worden. Der Verein, der sich als „konservative Basisbewegung“ in der CDU / CSU darstellt, stellt keine offizielle Parteigliederung dar, hat es aber in den letzten Jahren wegen seiner inhaltlichen Nähe zur „Neuen Rechten“ und der AfD zu einiger Aufmerksamkeit gebracht.

    Zu den prominentesten Mitgliedern gehört der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, der im September für die Thüringer CDU in den Bundestag einziehen will. Der umstrittene Kölner Medienanwalt Ralf Höcker war zwischenzeitlich Pressesprecher des Vereins.

    Krisenprophet“ und Anlageberater

    Der frühere Wirtschaftsprofessor Otte hat in den letzten Jahren vor allem als Autor diverser Sachbücher von sich reden gemacht. Darin verbindet er die Vorhersage großer Wirtschaftskrisen und Börsencrashs mit Anlageberatung. In seinem Titel „Weltsystemcrash“ von 2019 etwa warnt er davor, dass „Weltpolitik und Weltwirtschaft (…) unaufhaltsam auf die nächste große Krise“ zudriften – jedoch ebenso vor dem „Niedergang der USA“ und einer „verfahrenen Migrationspolitik“. Der Untertitel des Buches: „Krisen, Unruhen und die Geburt einer neuen Weltordnung“.

    Seinen Leser:innen empfiehlt Otte vor allem „Kapitalanlagen für die Krise“ und leitet sie damit auf sein eigenes Geschäftsfeld als Fondsmanager. Als solcher ist Otte jedoch nicht unumstritten. Eine Analystin der Fondsratingfirma “Morningstar” nannte die Otte-Fonds vor einigen Jahren „durchaus abenteuerlich“.

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    Nähe zur AfD

    Politisch umstritten ist das CDU-Mitglied vor allem durch seine AfD-Nähe. Vor der Bundestagswahl 2017 hatte er angekündigt, der Partei seine Stimme geben zu wollen. Ein Jahr später war Otte Veranstalter des “Neuen Hambacher Fests”, zu dem er laut der Welt etwa 1.000 „Parteipolitiker, mehrheitlich aus der AfD, Eurokritiker, Islamkritiker, Migrationskritiker“ versammelte – die Prominentesten darunter Jörg Meuthen, Thilo Sarrazin und Vera Lengsfeld. Bis Januar 2021 war Otte Vorsitzender des Kuratoriums der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, die von der früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Erika Steinbach geführt wird.

    Entsetzen in den eigenen Reihen

    Die Werteunion, die Otte nun zum Vorsitzenden gewählt hat, wollte vor gerade einmal zwei Jahren noch seinen Ausschluss aus der CDU erwirken. Otte hatte zuvor einen verharmlosenden Tweet über den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke veröffentlicht, in dem er sich über eine „Hetze gegen die rechte Szene“ beklagte.

    Sein Vorgänger als Werteunion-Chef, Alexander Mitsch, sagte damals, Ottes Gedanken hätten unter den Mitgliedern seiner Organisation „eine Welle des Entsetzens ausgelöst“. Entsetzen scheint angesichts von Ottes Wahl auch jetzt in Teilen des Vereins zu herrschen.

    Der Landesverband Bayern der Werteunion kritisierte in einer Erklärung „eine völlige politische Neuausrichtung“ mit Max Otte, „die mit unserem wirtschaftsliberalen und wertkonservativen Gründungsmanifest nichts mehr zu tun“ haben werde. Die bisherigen Vorstandsmitglieder aus Bayern und Mitglieder anderer Landesverbände erklärten zudem, für den Vorstand nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Otte hatte sich bei der Wahl mit 115 zu 103 Stimmen nur knapp gegen die bayrische Finanzbeamtin Juliane Ried durchsetzen können.

    Die CDU wollte die Wahl nicht kommentieren. Vertreter:innen von SPD, Grünen und FDP warfen dem neuen Werteunion-Chef seine Nähe zur AfD vor. Deren Parteichef Tino Chrupalla gratulierte wiederum – und erklärte: „Schade, dass wir Prof. Otte im Kuratorium der Erasmus-Stiftung verloren haben“.

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