Nachdem am 19. Februar 2020 ein Faschist in Hanau begann Migrant:innen zu ermorden, stellte sich Vili Viorel Păun ihm in den Weg und verfolgte ihn anschließend mit dem Auto. Trotz mehrfachen Notrufs bei der Polizei kam er nicht durch. Später wurde er vom Täter erschossen. Die Staatsanwaltschaft hat nun abgelehnt, ein Ermittlungsverfahren wegen der fehlenden Erreichbarkeit des Notrufs einzuleiten.
Am gestrigen Montag teilte die Staatsanwaltschaft Hanau öffentlich mit, dass sie die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zum Vorwurf der Nichterreichbarkeit des polizeilichen Notrufes am 19.02.2020 ablehnt.
„Wenn mein Sohn den Notruf hätte erreichen können, dann wäre er noch am Leben. Daran ändert sich auch nichts mit dem langen Papier von der Staatsanwaltschaft. Das sagt nur, dass hier wieder mal keiner die Verantwortung übernehmen will”, so Niculescu Păun, der Vater von Vili Viorel Păun laut einer Pressemitteilung des „Bündnis 19 Februar“.
Niculescu Păun hatte bereits im Mai vergangenen Jahres die Öffentlichkeit darüber informiert, dass sein Sohn Vili Viorel mehrfach versucht hatte, einen Notruf an die Polizei abzusetzen, als er die Verfolgung des Täters aufnahm. Schlussendlich stellte er Strafanzeige, damit ermittelt wird, warum in der Tatnacht der Notruf nicht angemessen funktionierte.
„Das Schreiben der Staatsanwaltschaft Hanau ist eine Antwort auf die Anzeige von Herrn Păun. Es zeigt sich erneut, dass Fehler erst auf Initiative von Angehörigen und mit großer Verspätung eingeräumt werden – und dass schlussendlich niemand bereit ist die politische Verantwortung zu übernehmen”, erklärte dazu Newroz Duman von der Initiative 19. Februar Hanau.
Die Staatsanwaltschaft Hanau bestätigt die Recherchen der Angehörigen, die bereits seit mehr als einem Jahr thematisieren, dass der Hanauer Notruf technisch versagt hat. Nur drei Anrufe gingen im maßgeblichen Tatzeitraum ein, und nicht Dutzende, wie zunächst von den Behörden suggeriert wurde. Mit drei Anrufen also schien die Polizei bereits überfordert, eine der zwei Leitungen konnte nicht besetzt gehalten werden und die weiteren Notrufe – nicht zuletzt von Vili Viorel Păun – gingen deshalb ins Leere.
Die Initiative 19 Februar erklärte dazu: „Vili Viorel Păun hat durch sein mutiges Verhalten wahrscheinlich schon am ersten Tatort weitere Opfer verhindert. Denn der Täter hatte in seinen Aufzeichnungen eine weitere Bar am Kanaltorplatz als Ort für weitere Morde eingeplant und davon aber – wahrscheinlich wegen Vili Viorel Păuns Eingreifen – abgelassen.“ Doch warum ihm bei seinem mutigen Einsatz noch nicht einmal eine Polizeistimme am Telefonapparat zu Hilfe kam, wird nach Wunsch der Staatsanwaltschaft weiterhin im Dunkeln bleiben.