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Heißer Herbst: „Striketober“ in den USA

In den USA ist von „Striketober“ und der „Great Resignation“ (dt.: „Die große Kündigung) die Rede. Arbeiter:innen haben ein Jahr nach der Wahl die Nase voll: von schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen ebenso wie von leeren Versprechungen der Biden-Administration.

Dieser Herbst wird in den USA als „Striketober“ gehandelt. In vielen großen Unternehmen haben bereits Zehntausende die Arbeit niedergelegt, in anderen brodelt es. Streng genommen begann der Striketober aber schon im Sommer.

Dort verstarb ein Arbeiter während seiner Schicht bei „Frito-Lay“ in Kansas, einem Geschäftsbereich von „PepsiCo“ in Sachen Getränke- und Snacks. Seine Mitarbeiter:innen sollen die Anweisung erhalten haben, den Körper beiseite zu räumen, sein Position zu ersetzen und weiterzuarbeiten.

Die Kolleg:innen führten den Tod auf die furchtbaren Arbeitsbedingungen im Werk zurück: „Ich habe den Eindruck, dass ich einmal im Jahr zu einer Beerdigung von jemandem gehe, der einen Herzinfarkt auf der Arbeit hatte oder nach Hause gegangen ist, um sich dort das Leben zu nehmen.“, erklärt Frito-Lay-Arbeiter Mark McCarter dem Vice-Magazin.

Mit dem darauffolgenden Streik eröffneten die Beschäftigten den Striketober.

Nabisco, Kellog’s, Filmindustrie

Es folgten zahlreiche Streiks gegen reiche Unternehmen und Produktionszweige des Landes. Beim Snack-Produzenten „Nabisco“ streikten zunächst Arbeiter:innen in Oregon, dann nahm der Streik auch in anderen Werken Fahrt auf.

Der erste Streik im Oktober war der von 1.400 Arbeiter:innen bei „Kellog’s“. Die Beschäftigten in der Filmindustrie, die im Hintergrund arbeiten – etwa Licht- und Tontechniker:innen, aber auch Kameraassistenzen – sind noch immer in Aufruhr. Einige berichten, schon seit Wochen auf ihren Lohn zu warten und dennoch jeden Tag Überstunden zu machen. Ein Streik wurde dort in letzter Instanz abgewendet, weil die Gewerkschaft IATSE auf ein Referendum setzt.

Zuletzt stimmten 96 Prozent der Beschäftigten der „Kaiser Permanente“ aus Kalifornien für einen Streik. Der Gesundheitsdienstleister beschäftigt vor allem Pflegekräfte und wollte den Lohn bei Neueinstellung um bis zu 39 Prozent kürzen.

„How did you handle the Great Resignation?“

Beschäftigte im Personalwesen machen eine weitere Beobachtung. Die von vielen Instituten prognostizierte Kündigungswelle ist in einigen Branchen bereits in vollem Gange:

„Liebe Personaler:innen: Es ist 2021. Ihr seid jetzt die Kandidat:innen. Nicht anders herum.“.

Am stärksten sind Gesundheitsberufe und die IT betroffen. Harvard Business analysiert: „Insgesamt konnten wir herausfinden, dass die Kündigungen dort besonders hoch waren, wo wegen der Pandemie extreme Nachfragen aufgetreten sind, vermutlich wegen höherer Arbeitsbelastung und Burnout.“. Viele Beschäftigte hätten in den letzten Monaten wahrgenommen, wie ihr Arbeitspensum immer größer wurde, die Gehaltserhöhungen aber vollständig ausblieben.

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