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Dienstag, November 5, 2024
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    Eine Künstliche Intelligenz, die Streiks vorhersagen soll?!

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    „Alle Lieferketten stehen still, wenn dein starker Arm es will“. Doch was ist, wenn Künstliche Intelligenz (KI) voraussieht, dass deine Kolleg:innen und du einen Streik planen? – Ein Kommentar von Stefan Pausitz.

    Während der Pandemie und der Wirtschaftskrise konnte man bemerken, dass Lieferketten immer abhängig vom jeweiligen Vorproduzenten sind. Wenn ein Teil nicht geliefert wird, kann das andere Teil nicht hergestellt werden. Zusammengefasst heißt das: Fehlt die Schraube für den Motor, kann der Motor nicht hergestellt werden und somit auch das Auto nicht.

    Durch die Lieferengpässe und Komplettausfälle in Fabriken durch die pandemische Situation wurden solche Lieferketten unterbrochen. Es war ein Desaster für die Konzerne und zeigte der Arbeiter:innenklasse, dass es doch möglich ist, diesen perfektionierten Betriebsablauf zu stören. Vor allem wird hier unterstrichen, dass bei internationalen Produktionsketten auch ein Streik an einer verhältnismäßig kleinen Stelle in dieser Kette die ganze Kette zum Erliegen bringen kann.

    Vor allem in den jetzigen Zeiten des Krieges sind Lieferketten für die Konzerne unabdingbar. So muss  z.B. das Kriegsgerät schnell von einem Ort zu dem anderen verfrachtet werden. Streikende Logistikarbeiter:innen sind hier ein Sandkorn im Getriebe, ebenso wie unvorhersehbare Streiks in den Lieferketten.

    Mittlerweile haben sich die Konzerne und Unternehmen eine neue Technologie zugelegt. Der Name: „Predictive Risk Intelligence“ (dt.: „Prognostische Risikoaufklärung“) oder auch kurz „PRI“. PRI ist eine Datenanalyse-Software, mit der es der herrschenden Klasse nun gelingen soll, die Lieferketten im Vorfeld genau zu analysieren.

    Sie nutzt Social-Media-Kanäle wie z.B. Twitter und untersucht dort, wo sich beispielsweise gerade an den Küsten Hafenarbeiter:innen über ihren Lohn aufregen. Somit kann das Programm diagnostizieren, dass es hier demnächst zum Streik kommen wird. Der Clou für die Konzerne liegt hierbei darin, die Lieferketten auf andere Häfen auszuweiten oder andere Lagerstätten zu nutzen, damit die Produktion weiterlaufen kann.

    Obwohl abzuwarten bleibt, wie verlässlich dieses neue technische Wunderwerk im Interesse der Kapitalist:innen funktioniert, ist eine Sache doch ganz klar: Die internationalen Produktionsketten bieten verwundbare Ansatzpunkte, aber sie machen es zusätzlich erforderlich, sich international zusammenzuschließen, um erfolgreich Kämpfe für die Verbesserung der eigenen Lebensumstände zu führen.

    • Perspektive-Autor seit 2019. Berichte von der ostdeutschen Provinz bis zur kritischen Infrastruktur. Lebt und arbeitet in Sachsen.

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