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Samstag, April 27, 2024
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    Journalist:innen Marlene Förster und Matej Kavčič aus Haft im Irak abgeschoben

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    Die deutsche Journalistin Marlene Förster und der slowenische Journalist Matej Kavčič wurden nach einmonatiger Haft von den irakischen Behörden abgeschoben. Konkrete Vorwürfe liegen weiterhin nicht vor. Gestern sind sie in ihren jeweiligen Herkunftsländern angekommen.

    Die beiden Journalist:innen wurden vor genau einem Monat, am 20. April, vom irakischen Militär in der Region Şengal (Sinjar) festgenommen. Sie befanden sich auf dem Rückweg von den Feierlichkeiten zum ezidischen Neujahrsfest Çarşema Sor.

    Von dort wurden sie in die Stadt Mossul gebracht, von wo aus sie nach Bagdad ins Gefängnis des Geheimdienst überführt wurden. Nach Tagen ohne Informationen über ihren Aufenthaltsort, ohne Zugang zu Anwält:innen oder staatlichen Vertretungen Deutschlands und Sloweniens, erhielten sie erst am 15. beziehungsweise 16. Mai Zugang zu einem juristischen Beistand.

    Genaue Informationen über die Gründe für die Abschiebung sind bisher nicht bekannt. Die Abschiebung erfolgte zu einem Zeitpunkt, in welchem die Aufmerksamkeit für den Fall in der deutschen Öffentlichkeit stark anstieg. „Über 50.000 Unterschriften unter unserer Petition für die Freilassung von Marlene und Matej, die Berichterstattung in den Medien sowie Stellungnahmen wichtiger Organisationen und Persönlichkeiten haben den Druck auf das Auswärtige Amt erhöht, sich für die Freilassung der Beiden einzusetzen“, sagt Lydia Förster, die Mutter von Marlene Förster.

    „Dass es am Ende so lange gedauert hat, ist auch die Verantwortung der Deutschen Regierung. Es stellt sich die Frage, ob die Deutsche Regierung insbesondere der Türkei und Erdoğan, mit ihrer Zurückhaltung eine Gefälligkeit erwies.” So die Reaktion von Malte Buchholz, Freund und Mitbewohner von Marlene Förster.

    Die Türkei führt schon seit längeren Angriffe auf die ezidischen Siedlungsgebiet durch. Darüber berichteten Marlene Förster und Matej Kavčič. Neben zahlreichen Luftangriffen, auch auf zivile Einrichtungen, unterstützt die Türkei die irakische Zentralregierung darin, die Gebiete der ezidischen Selbstverwaltung unter militärische Kontrolle zu bringen. In den Tagen vor und nach der Verschleppung kam es zu Angriffen der Irakischen Armee auf Stützpunkte der Ezidischen Selbstverteidigungseinheiten YBŞ.

    Die Selbstverteidigungseinheiten und die zivilen Strukturen der Selbstverwaltung wurden von der Lokalbevölkerung als Reaktion auf den Völkermord an den Ezid:innen im Jahr 2014 aufgebaut.

    Malte Buchholz, von der Initiative für die Freiheit von Marlene und Matej: “Wir werden uns in den nächsten Tagen erneut an die Presse wenden, denn der Fall wirft weiterhin viele Fragen auf: Wie kam es zu der Abschiebung, wird es weiterhin zu einem Verfahren im Irak kommen? Wie bewertet die Deutsche Regierung diesen Angriff auf die Pressefreiheit? Was ist die Rolle des Auswärtigen Amts, warum haben die Deutschen Behörden so spät gehandelt? Welche Rolle spielten hier die Deutsch-Türkischen Beziehungen?”

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