Wegen Sanktionen gegen Russland konnte eine reparierte Turbine nicht aus Kanada zur Nord Stream 1 geliefert werden – für Russland ein Vorwand, die Lieferkapazitäten zu reduzieren. Nun soll die Turbine mit einer Ausnahme nach Deutschland geliefert werden, um die Versorgung in Europa zu sichern.
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine droht vielen Staaten eine regelrechte Gaskrise: Der staatliche Konzern Gazprom hat ein Monopol auf die Gasversorgung, von der auch Deutschland abhängig ist. Unter dem Vorwand, eine reparierte Turbine zu benötigen, die aufgrund von Sanktionen nicht nach Russland geliefert werde, reduzierte Gazprom die Ausfuhrmenge nach Deutschland drastisch.
Für die deutsche Politik bedeutete das eine drohende Katastrophe: Womöglich würden die Gasspeicher bis zum Winter nicht die benötigte Versorgungsmenge beinhalten. Einige Kommunen planten schon Wärmehallen, um Menschen im Winter vor den Temperaturen zu schützen, die die ohnehin exorbitanten Gaspreise nicht zahlen können.
Die besagte Turbine befand sich zur Wartung bei Siemens in Kanada. Wie drastisch die Versorgungslage in Deutschland würde, hing also auch davon ab, welche Sanktionen Kanada gegen Russland aufrecht erhält. Nun kündigte die kanadische Regierung an, eine reversible und zeitlich begrenzte Ausnahme für Lieferungen nach Russland zu erlassen. Man wolle nicht zulassen, dass Russland mit der Energiepolitik spalte.
Der für Bodenschätze zuständige Minister erklärte, dass so die Ausfuhr der Turbine nach Deutschland ermöglicht werden solle. Sie werde nicht direkt von Kanada nach Russland geliefert, wie eigentlich geplant. Kanada leiste damit einen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Europa, während die europäischen Staaten sich von russischen Rohstoffen lösten.
Bisher hatte Gazprom in Aussicht gestellt, bei Rückkehr der Turbine die Lieferkapazitäten der Nord Stream 1 wieder hochzufahren. Die Bundesnetzagentur äußerte Bedenken, ob die Lieferkapazitäten tatsächlich wieder erhöht werden.