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Teuerungen: Strompreis in einem Jahr um über 2.000 Prozent gestiegen

Der Strompreis an der Leipziger Börse ist in einem Jahr von 23 auf 563 Euro pro Megawattstunde gestiegen. Damit dürften auch auf private Haushalte demnächst horrende Strompreiserhöhungen zukommen. Bislang zahlen diese nämlich meist noch Preise, die auf dem Börsenpreis von vor 2-3 Jahren basieren. Die explodierenden Energiepreise treiben auch die Erzeugerpreise für andere Waren in die Höhe. Auch diese dürften bald in den Geschäften ankommen.

Der Strompreis ist innerhalb eines Jahres um 2.347 Prozent gestiegen. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf die Werte der Leipziger Börse EEX. Dort liegt der Preis für eine Megawattstunde (MWh) Energie inzwischen bei 563 Euro. Vor einem Jahr waren es noch 23 Euro.

Bei der extremen Preissteigerung kommen verschiedene Faktoren zum Tragen: Schon nach den weltweiten Lockdowns sorgte die wirtschaftliche Belebung mit steigender Nachfrage für höhere Preise bei Öl, Gas, Kohle und Strom. Diese Entwicklung setzte schon im letzten Herbst ein und wird nun durch die Gasknappheit infolge des Wirtschaftskriegs mit Russland erheblich verschärft.

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Hinzu kommen in diesem Sommer Effekte der Klimaerwärmung. Aufgrund niedriger Wasserstände können viele Wasserkraftwerke vor allem in Italien und der Schweiz nicht mit voller Leistung laufen. In Frankreich wiederum erschwert die Hitze die Nutzung der Kernkraft, die normalerweise ca. 70 Prozent der Stromerzeugung dort ausmacht. Die Folge: „Ein Großteil der französischen Atomkraftwerke läuft nicht, was dazu führt, dass Deutschland zum ersten Mal seit Jahren Strom nach Frankreich exportiert“, so ein Energieberater gegenüber dem Handelsblatt. Im Falle von Stromengpässen im eigenen Land können Länder des sogenannten „europäischen Verbundsystems (EV)“ Strom aus ihren Nachbarstaaten importieren. Da in Deutschland in diesem Fall vor allem Gaskraftwerke kurzzeitig hochgefahren werden, um die nötige Kapazität zu produzieren, ist der Gaspreis hierzulande auch taktgebend für den allgemeinen Strompreis.

Angesichts des anstehenden Winters und der Risiken in Bezug auf russische Gaslieferungen rechnet derzeit kaum jemand damit, dass der Strompreis in absehbarer Zeit wieder sinken wird. Damit dürften jedoch auch auf Privatkund:innen, also vor allem auf Arbeiter:innen, weitere drastische Preissteigerungen zukommen. Denn die meisten aktuellen Stromtarife basieren noch auf den Strom-Börsenpreisen von vor zwei bis drei Jahren. Die bisherige Preissteigerung bei Strom von etwa 31 Prozent deckt damit noch lange nicht die Entwicklung ab, die sich gerade an den Strombörsen vollzieht.

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Nicht zuletzt treibt die Explosion der Energiepreise auch die übrigen Warenpreise weiter nach oben. Auch hier sind noch längst nicht alle Preissteigerungen bei den Endverbraucher:innen angekommen. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, haben sich die sogenannten Erzeugerpreise im Juli um einen neuen Rekordwert von 37,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Dies ist der stärkste Anstieg des Werts seit 1949. Er sagt aus, wie sich die Preise ab der Werksauslieferung entwickelt haben, also noch bevor die Produkte in den Handel kommen oder weiterverarbeitet werden.

Aktuell liegt die offizielle Teuerungsrate laut Statistischem Bundesamt noch bei 7,5 Prozent. Bundesbankpräsident Nagel hat jedoch bereits eingeräumt, dass dieser Wert im Herbst auf mehr als zehn Prozent ansteigen dürfte. Die Teuerung, die bei den Einzelhaushalten wirklich ankommt, könnte dann noch deutlich höher ausfallen.

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