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Montag, Oktober 14, 2024
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    Heißer Herbst: Der Anfang ist gemacht

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    Über 2.000 Menschen standen am Montag um 19 Uhr auf dem Augustusplatz in Leipzig, um gegen die Preisexplosion zu demonstrieren. Direkt gegenüber: Die Kundgebung der faschistischen “Freien Sachsen”. – Eine Einschätzung von Fridolin Tschernig

    Als der Linkspartei-Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann vor einigen Wochen zu dieser Demo aufrief, war der Aufschrei von der Parteiführung groß. Gestern aber zeigten sich neben Pellmann auch die Fraktionsvorsitzende Amira Mohamed Ali und das wohl bekannteste Gesicht der Partei: Gregor Gysi.

    Breite Beteiligung aus der politischen Linken und der Arbeiter:innenklasse

    Dem Aufruf sind neben diesen Politik-Promis auch eine Vielzahl an Organisationen mit den unterschiedlichsten Positionen gefolgt. Neben lokalen roten Gruppen, der DKP oder dem zu den Linken gehörenden Studierendenverband SDS waren auch revolutionäre Organisationen wie der Kommunistische Aufbau oder die Föderation Klassenkämpferischer Organisationen dabei. Sie alle sehen die Angriffe auf die Arbeiter:innenklasse Deutschlands, sie alle sehen auch das Potential einer großen Massenbewegung.

    Neben den Organisationen und ihren Blöcken waren auch viele Unorganisierte mit auf der Straße. Vor allem ältere Arbeiter:innen und Rentner:innen hörten sich die Redebeiträge an und schlossen sich der anschließenden Demonstration an. Der Aufruf und die Ankündigung zur Demo gegen steigende Energiepreise, Gaskrise, Teuerungen und Inflation erreichten zahlreiche fortschrittliche Arbeiter:innen. Dass die Krise das Potential einer starken klassenkämpferischen Arbeiter:innenbewegung in sich trägt, dürfte nun auf jeden Fall klar sein.

    Faschistische Bewegung fordert Querfront

    Neben der großen Aktion der Linken gab es eine Zubringerdemonstration und eine Gegendemonstration, beide unter dem Banner des Antifaschismus. Weiterhin hielten kleine rechte Gruppierungen in ganz Leipzig Kundgebungen ab. Die Freien Sachsen jedoch standen mit ein paar Hundert Menschen direkt mit auf dem Platz. Unter anderem sprach der faschistische Ideologe und Publizist Jürgen Elsässer auf dieser Konkurrenzveranstaltung und forderte die Bildung einer Querfront mit ihnen, den Faschist:innen. Sie taten also das, was sie angekündigt hatten und was von den bürgerlichen Medien in ihrer Hetze gegen drohende Arbeiter:innenproteste als schon bestehend erklärt wird.

    Viel bekam man aber nicht mit von ihnen, auch nicht, als sie ihre Demonstration starteten und nach erfolgreichen Blockaden wieder verfrüht auf dem Platz standen.

    Für die klare Trennung der Aktionen waren zum einen das kompromisslose Bekenntnis “Gegen Rechts” der Organisator:innen, aber auch die Polizeipräsenz verantwortlich. Schon Stunden vor Beginn jedweder politischer Aktion standen hunderte Gitter, Polizeiautos und -beamt:innen in voller Ausrüstung bereit. So wurden weiträumig physische Barrieren zwischen den Örtlichkeiten der Aktionen aufgebaut. Trotz dieses großen Aufgebots und gezündeter Pyrotechnik hielt sich die Staatsmacht zurück.

    Auf der Kundgebung selbst waren keine Redebeiträge anderer Organisationen außer der Linkspartei und deren direktem Umfeld gestattet. Dafür konnte der revolutionäre Block durch Auftreten, Lautstärke und Parolen auf der Demonstration viel Aufmerksamkeit auf sich lenken und eine gewisse Dominanz aufbauen.

    Klassenkampf statt Reformismus und Faschismus!

    Die Proteste in Leipzig stehen beispielhaft für die zu erwartende Zeit. Nicht nur der Klassenkampf von oben wird schärfer werden, sondern auch die Wut und der Optimismus der Arbeiter:innen. Leipzig zeigt, dass sie das Bedürfnis haben, auf die Straße zu gehen, und dass sich gegen die Angriffe wehren wollen. Sie auffangen und die kommende Bewegung in die jeweiligen Bahnen lenken, wollen dabei die Faschist:innen, die Sozialdemokrat:innen und wir Revolutionär:innen gleichermaßen.

    Wir müssen deshalb durch unsere Kontinuität, durch unsere Verlässlichkeit und durch das Beweisen unserer Theorie in der Praxis die Massen überzeugen. Leipzig ist der Startschuss gewesen, nun gilt es, in ganz Deutschland den Wettlauf um die Gunst der Arbeiter:innen zu gewinnen und eine klassenkämpferische Arbeiter:innenbewegung aufzubauen.

    • Seit 2022 Autor bei Perspektive. Schreibt als Studierender aus Sachsen insbesondere internationalistisch über die Jugend, Antimilitarismus und das tagespolitische Geschehen. Vorliebe für Gesellschaftsspiele aller Art.

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