Die Krankenstände sind hoch und auch die Zahl der Covid 19-Patient:innen steigt wieder an. Das belastet die Krankenhäuser. Nun regt der Chef der Essener Uniklinik an, auch infiziertes Personal einzusetzen.
Ähnlich wie viele andere Kliniken Deutschlands erlebt die Essener Uniklinik momentan massive Einbrüche beim Personal. Sowohl Krankenstand als auch Personalausfälle seien aktuell „ungewöhnlich hoch“, konstatiert der Chef der Essener Unikliniken, Prof. Jochen A. Werner. Zusätzlich zu der steigenden Zahl von Covid 19-Infektionen komme nun zum Herbstanfang auch noch eine hohe Zahl grippaler Infekte hinzu, das Ganze ergebe laut Werner eine „tückische Mischung“.
Insgesamt seien aktuell zwischen 65 – 100 Mitarbeiter:innen der Uniklinik in Quarantäne. Zeitgleich habe sich die Zahl der Corona-Patient:innen an der Uniklinik im letzten Monat von 47 auf 92 fast verdoppelt. 17 von ihnen müssen auf einer Intensivstation behandelt werden. Alle Infizierten würden jedoch einen „erheblich erhöhten Betreuungsaufwand“ erfordern, betont die Uniklinik.
Das führe zu massiven Problemen im Klinikalltag, es fehlten Fachkräfte vor allem im Bereich der Pflege. Deshalb müsse die Uniklinik nun Betten schließen und Operationen verschieben.
Der Uniklinik-Chef fordert deshalb nun einen „Strategiewechsel“, um die Personalausfälle zu kompensieren. Dazu gehört für ihn auch, dass man erneut hinterfrage, ob nicht doch „infizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die keine Symptome und Beschwerden mehr haben, in definierten Bereichen des Krankenhauses mit FFP2-Masken wieder arbeiten können.“
Dieser Ansatz ist in der Branche umstritten: schließlich steigt so auch die Infektionsgefahr für Patient:innen und Kolleg:innen weiter an.
Das Personalmangelproblem in den Essener Kliniken ist jedoch nicht neu, in den letzten Jahren kam es immer wieder zu Problemen. Als die “Contilia-Gruppe” aus Huttrop 2020 bekannt gab, die letzten beiden Krankenhäuser im Essener Norden zu schließen, demonstrierten das Personal, Ärzt:innen aus der Umgebung gemeinsam mit den Bewohner:innen des Essener Nordens geschlossen gegen die Schließungen. Sie prophezeiten damals bereits, dass die Schließung der Kliniken in Zukunft zur Überlastung der anderen Krankenhäuser führen könnte.