Am 15. und 16. Oktober fand in Köln der zweite Kongress der Internationalen Jugend (IJ) statt. Etwa 40 Teilnehmer:innen aus sieben Städten waren dazu angereist. Der Kongress hat die Arbeit der Jugendorganisation im vergangenen Jahr ausgewertet, Perspektiven für ihre weitere Arbeit entwickelt und einen neuen Vorstand mit der Leitung der Organisation beauftragt.
Kollektive Auswertung des vergangenen Jahres
Die Diskussion begann mit der Auswertung der vergangenen Arbeit anhand des Rechenschaftsberichts, den der Vorstand der IJ vorbereitet hatte.
Hierbei stand zunächst die Analyse der Organisationsentwicklung insgesamt im Vordergrund. Die erstmalige Wahl eines Vorstands, der die Verantwortung für die Gesamtentwicklung der Internationalen Jugend zwischen den Kongressen trägt, wurde einhellig als Schritt nach vorne bewertet. Viele Debatten auf dem Kongress drehten sich dabei um das richtige Verhältnis zwischen zentraler und lokaler Arbeit.
So wurde diskutiert, an welchen Stellen der nächste Vorstand der IJ mehr Verantwortung übernehmen und eine klarere Ausrichtung in die Organisation tragen sollte, und andererseits, welche Teile der Arbeit vor allem durch die Initiative der Ortsgruppen weiterentwickelt werden müssen.
In verschiedenen Aspekten kamen die Delegierten hierbei zum Ergebnis, dass zum einen lokal gemachte Erfahrungen und Initiativen rascher zentralisiert werden sollten, um sie der ganzen Organisation zugänglich zu machen und dass die Arbeit in verschiedenen Aspekten stärker durch Impulse des Vorstands angeleitet werden muss. Zugleich sprach sich der Kongress explizit gegen einen Vorschlag aus, der vorsah, dass das gesamte Jahr durch zentral vom Vorstand vorbereitete Kampagnen geleitet sein sollte, um einen unnötigen Bürokratismus an dieser Stelle zu vermeiden.
Abschließend nahm der diskutierte Rechenschaftsbericht folgende Einschätzung der politischen Perspektive ein: „Wir leben in historischen Zeiten und erleben große Umbrüche. Es wird immer wichtiger werden, dass eine sozialistische Alternative für die Jugend unserer Klasse existiert, auf den Straßen steht und kämpft. Wir müssen diese Alternative sein und können auch dorthin kommen, wenn wir in der kommenden Zeit Schritte nach vorne gehen. Dafür müssen wir unsere Basisarbeit an den Schulen weiterentwickeln, unsere Arbeitsweise verbessern, die Vorstandsarbeit kontinuierlicher gestalten und unsere Alternative einer sozialistischen Gesellschaft ausarbeiten und verbreiten.“
Beschlüsse zur Arbeitsweise der Internationalen Jugend
Eine der ersten zentralen Ausrichtungen, die der Kongress festhielt, war die Orientierung auf die politische Arbeit an Schulen als zentrales Standbein der Arbeit. Als besonderes Mittel zur Entwicklung dieser Arbeit wurde festgehalten, dort, wo sich die Möglichkeiten bieten, Schüler:innenzeitungen zu gründen und die journalistische Arbeit untereinander zu vernetzen.
Vor allem am zweiten Tag des Kongresses wurde die Diskussion über solche Schwerpunkte der Arbeit an Schulen weiter vertieft. Betont wurde unter anderem die Notwendigkeit, sich analytisch Gedanken über die Schulen und ihre jeweils spezifische Dynamik zu machen, an der Politisierung aller Mitschüler:innen zu arbeiten, ohne sich entmutigen zu lassen und vor allem an der eigenen Schule politische Arbeit zu leisten.
Konkrete Ansatzpunkte für eine solche Schularbeit wurden unter anderem in der augenblicklich massiven und deutlich wuchtigeren Propaganda-Offensive der Bundeswehr an Schulen gesehen. Hier wurde festgehalten, dass die Rekrutierungsoffizier:innen der Bundeswehr professionell arbeiten und auf kritische Nachfragen vorbereitet sind. Dementsprechend hielt die Internationale Jugend für sich das Ziel fest, nicht nur mutig, sondern vor allem mit guten Argumenten gerüstet in die Diskussion mit Bundeswehroffizier:innen, Lehrer:innen und reaktionär denkenden Mitschüler:innen zu treten.
Um den Aufbau neuer Ortsgruppen der Internationalen Jugend zu erleichtern und ihren bisherigen Erfahrungsschatz für neue Interessierte konzentriert verfügbar zu machen, wurde beschlossen, dass eine Art Leitfaden über die grundsätzliche Funktions- und Arbeitsweise der Internationalen Jugend ausgearbeitet wird.
Der Sozialismus als gesellschaftliche Alternative
Eines der wohl wichtigsten Ergebnisse des Kongresses bestand darin, dass die Internationale Jugend sich entschieden hat, sich selbst einen ausdrücklich sozialistischen Charakter zu geben. Zum Selbstverständnis der Internationalen Jugend wurde somit grundsätzlich festgehalten: „Die IJ ist eine klassenkämpferische und sozialistische Jugendorganisation.“
Die von den Delegierten einstimmig getroffene Entscheidung wurde in der Diskussion vor allem damit begründet, dass die einzelnen Ortsgruppen der Internationalen Jugend in ihrer Arbeit immer stärker spürten, dass die Gesellschaft nach Alternativen zur kapitalistischen Misere sucht. Ein einfacher Verweis darauf, dass der Kapitalismus „überwunden werden müsse“, sei dabei für viele Gesprächspartner:innen in der alltäglichen Arbeit nicht mehr ausreichend.
Zugleich wurde jedoch auch klar, dass das Selbstverständnis vom Sozialismus als gesellschaftlicher Alternative in den nächsten Monaten weiter entwickelt und formuliert werden müsse. Bereits in der politischen Resolution des Kongresses mit dem Titel „Bauen wir eine klassenkämpferische Jugendorganisation auf!“ heißt es deshalb abschließend: „Doch wer die Herrschaft der Kapitalist:innen brechen will, wer dieses System bekämpft, muss wissen, wohin. Wir brauchen eine Alternative, die wir diesem System der Ausbeutung, Armut und ungerechter Kriege entgegen stellen können. Diese Alternative ist für uns eine sozialistische Gesellschaft.“
Wahl des neuen Vorstands
Der Kongress fand seinen Abschluss in der Wahl des fünfköpfigen Vorstands, der die Internationale Jugend bis zum nächsten Kongress in ihrer Arbeit leiten soll. Ein:e Vertreter:in dieses neuen Vorstands hielt gleich eine Abschlussrede, die den Kongress als Erfolg auswertete.
Gegenüber Perspektive Online fasste Nils Bekker aus dem frisch gewählten Vorstand die Arbeit des Kongresses zusammen: „Unser zweiter Kongress hat die Grundlage für die Weiterentwicklung gelegt, die wir in der kommenden Zeit brauchen. Als Organisation insgesamt sind wir in den zwei Tagen Schritte nach vorne gegangen, und ich denke genauso alle Genoss:innen, die teilgenommen haben. Die Diskussionen zum Thema Schularbeit und Sozialismus haben uns gezeigt, ich welche Richtung wir uns bewegen wollen. Jetzt heißt es, unsere Beschlüsse in die Tat umzusetzen. Ich habe von einigen Genoss:innen gehört, dass sie sich sehr darauf freuen, zurück in ihre Städte zu fahren, um genau das zu tun. In diesen sonst eher düsteren Zeiten für unsere Klasse gibt das Zuversicht und Mut. Es zeigt: die Jugend lässt sich nicht unterkriegen, und wir werden kämpfen, egal was kommt.“