Der Winter kommt. Das merkt man nicht nur daran, dass es morgens auf dem Weg zur Arbeit kalt ist, sondern auch im Betrieb. Viele Unternehmer:innen haben, ohne ihre Beschäftigten zu informieren, die Heizungen herunter gedreht.
„Als ich heute Morgen das erste Mal die Heizung im Büro aufdrehte, wurde die Heizung nicht heiß. Als ich meinen Chef fragte, sagte dieser, dass die Heizungen bis auf weiteres auf Sparflamme laufen. Letztes Jahr hat mein Chef sogar die Nächte durch geheizt“, sagte ein Arbeiter aus Dresden gegenüber Perspektive.
Herunter geregelte Heizungen können bei sitzenden Tätigkeiten tatsächlich ungesund sein, da hier der Körper ganztägig nicht in Bewegung kommt. Betriebsärzt:innen warnen sogar davor, die Temperaturen zu drosseln.
Doch nicht nur in den Büros, sondern auch in den Fabrikhallen, Werkstätten und Bildungseinrichtungen werden die Heizungen künftig weniger genutzt werden. Die Produktionshallen bei VW werden auf 17 Grad herunter geregelt, während Schulen und Kindergärten meist auf 21 Grad oder weniger eingestellt werden.
Teilweise heizen die Schulen auch gar nicht oder haben angekündigt, erst später damit anzufangen. An den Universitäten gibt es zumeist neue Energiesparprogramme. Auch über Online-Lehre wird wieder diskutiert. Mancherorts wurde die vorlesungsfreie Zeit verlängert, unter anderem in Gießen.
Einige Unternehmer:innen greifen hierbei sogar ganz tief in die Trickkiste, um ihre Arbeiter:innen zu besänftigen: Der Produktionsbetrieb Jungheinrich, ein Hersteller von Flurförderfahrzeugen, verteilt an seine Arbeiter:innen Fleecejacken, während der Baustoffkonzern Heidelberg teilweise seine Produktion aufs Wochenende verlegt. Am Wochenende sind die Energiekosten meist geringer.
Die Kapitalist:innen verfolgen im wahrsten Sinne des Wortes eiskalt ein Ziel: eine größtmögliche Gewinnspanne. Dafür lassen sie ihre Beschäftigten in der aktuellen Krise auch frieren. Viele Unternehmen wollen daher ihre Arbeiter:innen ins Homeoffice schicken, um Geld in den Büroräumen zu sparen. Die Heizkosten zahlen dann die einzelnen Arbeiter:innen daheim – und verlieren so immer mehr von ihrem tatsächlichen Lohn.