Eine Erhebung des statistischen Bundesamts zeigt, dass im vergangenen Jahr 10,5% der Bevölkerung in Deutschland in überbelegten Wohnungen lebten. Besonders betroffen sind Alleinerziehende mit Kindern.
Im Jahr 2021 lebten rund 8,6 Millionen Menschen in Deutschland auf zu kleinem Raum. Das entspricht in etwa 10,5% der Bevölkerung. Das berichtete das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer Pressemitteilung. Destatis zieht diesen Schluss aus den Erstergebnissen der Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) 2021.
Als “überbelegt” gilt eine Wohnung nach EU-SILC-Definition, wenn sie über zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl verfügt. Das bedeutet, dass darin mindestens einer der folgenden Räume fehlt:
- ein Gemeinschaftsraum,
- ein Raum pro Paar, das in dem Haushalt lebt,
- ein Raum für jede weitere Person ab 18 Jahren,
- ein Raum für zwei Kinder unter 12 Jahren,
- ein Raum für zwei Kinder desselben Geschlechts zwischen 12 und 17 Jahren,
- ein Raum je Kind zwischen 12 und 17 Jahren, wenn sie unterschiedlichen Geschlechts sind,
- ein zweiter Raum bei einem Ein-Personen-Haushalt.
Die Größe des Raums wird dort nicht mit einberechnet. Das bedeutet, dass die Dunkelziffer der Menschen, die auf zu engem Wohnraum zusammen leben, wahrscheinlich noch weit höher liegt.
Menschen mit Kindern sind von der Problematik besonders betroffen: die Überbelegungsquote lag dort bei 15,9%. Davon sind Haushalte, in denen zwei Erwachsene mit mehr als drei Kindern zusammenwohnen (30,7%) und Alleinerziehende mit Kindern (28,4%) besonders betroffen. Das bedeutet, dass der Mangel an bezahlbarem Wohnraum häufig Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betrifft.
Bei Haushalten von zwei Erwachsenen ohne Kinder ist die Überbelegungsquote niedriger und lag im vergangenen Jahr bei etwa 6,5%. Bei Single-Haushalten lag sie aber schon bei 11,9 %, also über dem Durchschnitt.
Außerdem ist die Überbelegungsquote in den Städten mit 15,5% rund doppelt so hoch wie in Vororten und kleineren Städten (8,6 %) und drei Mal so hoch wie im ländlichen Gebiet. Dort liegt sie nur bei 4,9%.
Zu wenig bezahlbarer Wohnraum
In den kommenden Jahren sollen jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen entstehen. Das soll nach Plan der Bundesregierung dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum entgegen wirken. Allerdings sollen nur 100.000 davon Sozialwohnungen sein. Diese fallen mit ihrer Miete dann erst nach einigen Jahren oder bestimmten Sanierungsmaßnahmen aus der Preisbindung.
In den letzten 20 Jahren hat das unter anderem dafür gesorgt, dass sich der Anteil an Wohnungen mit staatlich festgesetzter Preisbindung von rund 2 Millionen auf nun nur noch 1,13 Millionen Wohnungen halbiert hat. Das bedeutet, dass im Schnitt 72 Wohnungen täglich aus der Sozialbindung gefallen sind.
Das Problem der Überbelegung betrifft derweil nicht nur Deutschland. Im EU-Schnitt ist die Überbelegungsquote noch höher: So lag der Durchschnitt aller 27 EU-Mitgliedstaaten bei 17,1%. In Lettland (41,3%) und Rumänien (41,0%) leben die meisten Menschen in überbelegten Wohnungen, in Malta (2,9%) und auf Zypern (2,3%) die wenigsten.