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Dienstag, März 19, 2024
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    Versprechen der “sozialen Marktwirtschaft“ haben für die Hälfte der Deutschen nichts mit der Realität zu tun

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    In Schulbüchern und Parlamentsreden wird das deutsche Wirtschaftssystem gerne als “soziale Marktwirtschaft” bezeichnet. Demnach soll es soziale Ausgleichselemente mit dynamischem Wachstum verbinden. Eine Beschreibung die für eine Mehrheit der Deutschen nichts mit der Realität zu tun hat, wie eine neue Umfrage zeigt.

    Das ifo-Institut, eine Münchener Forschungseinrichtung, hat in einer repräsentativen Umfrage festgestellt, dass die Realität der Menschen nicht mit dem Gründungsmythos der Bundesrepublik von einer “sozialen Marktwirtschaft” übereinstimmt. Bei der Untersuchung wurden 2000 Menschen aus der Bundesrepublik repräsentativ befragt.

    Innerhalb der Befragung wurden die Menschen mit drei unterschiedlichen Texten konfrontiert: Der erste Text beschreibt die „Soziale Marktwirtschaft“ als eine Ordnung, in der vor allem auf den sozialen Ausgleich geachtet werden würde. Reiche würden die steuerliche Hauptlast tragen und arme Menschen unterstützen. Ein zweiter Text legte den Fokus auf den Wettbewerb am Markt und dass die Lebensverhältnisse der Menschen durch Wirtschaftswachstum steigen würden. Ein dritter Text war eine Kombination aus beiden Teilen.

    Die Menschen wurden im Anschluss befragt, ob die zuvor gelesene Beschreibung der „Sozialen Marktwirtschaft“ mit ihrer derzeitigen Lebenssituation übereinstimmt.

    48 Prozent gaben an, dass sie sich nicht mit ihrer Wahrnehmung decken würde. Wähler:innen der Linken und der AfD hatten dabei die niedrigsten Zustimmungswerte mit rund 25 Prozent. SPD, CDU und FDP kamen nicht über 60 Prozent hinaus und rund die Hälfte der Wähler:innen der Grünen stimmten der Beschreibung der aktuellen Wirtschaftsform als „Soziale Marktwirtschaft“ nicht zu.

    Was die Gründe für diese Nicht-Zustimmung waren oder wie sich die Menschen eine andere Wirtschaftsordnung vorstellen würden, wurde in der Untersuchung jedoch nicht weiter untersucht. Der Fokus lag im Weiteren darauf, wie die Zustimmung zur „Sozialen Marktwirtschaft“ durch mehr Informationsweitergabe erhöht werden könnte.

    Das ifo-Institut hält als marktliberale Forschungseinrichtung daran fest, den gegenwärtigen Kapitalismus als eine für Mensch und Natur „soziale“ Wirtschaftsordnung zu beschreiben. Sie will in Zukunft weiter daran arbeiten die Einstellung der Bürger:innen für die „Soziale Marktwirtschaft“ zu festigen, auch wenn diese nicht die Realitäten der Menschen widerspiegelt.

    Das ifo-Institut wurde 1949 unter anderem von Wilhelm Marquardt und Hans Langelütke in Bayern gegründet. Beide waren während des Nationalsozialismus im Planungsamt des Vierjahresplanes beteiligt und für die Kriegsfähigkeit des Dritten Reichs mitverantwortlich.

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