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Donnerstag, März 28, 2024
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    Wuppertal: Ditib-Moschee statt Autonomes Zentrum?

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    Die SPD sieht in einem gemeinsamen Projekt mit Ditib eine Möglichkeit der „Aufwertung“ des Viertels in Wuppertal-Elberfeld. Von linker Seite wird der politische Einfluss des Erdoğan-Regimes und die Verdrängung des AZ kritisiert. Am 6. März entscheidet die Stadt.

    Das Bauvorhaben der Ditib-Gemeinde in Wuppertal hat in der Stadt und darüber hinaus zu kontroversen Diskussionen geführt: Insbesondere das Autonome Zentrum und befreundete Gruppen und Organisationen haben sich kritisch zu dem Bauvorhaben geäußert, da dieses vom Bau direkt bedroht ist.

    Die Ditib-Gemeinde plant den Bau eines neuen Gemeindezentrums auf einer Fläche von 6.000 Quadratmetern an der Gathe in Wuppertal-Elberfeld. Die Gemeinde argumentiert, dass die bestehenden Gebetsräume zu klein seien und die neue Moschee dringend benötigt werde, um den Bedürfnissen der wachsenden muslimischen Gemeinde gerecht zu werden. Allerdings haben viele verschiedene Stellen Bedenken gegen das Projekt geäußert.

    Starker Einfluss der türkischen Regierung

    Die Ditib-Gemeinde ist eine türkisch-islamische Gemeinde in Deutschland, die dem Dachverband „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.“ (DITIB) angehört. Ditib betreibt zahlreiche Moscheen und islamische Zentren in Deutschland und ist der größte islamische Verband in Deutschland.

    Er untersteht dem türkischen „Diyanet“ (Präsidium für religiöse Angelegenheiten), einer Art Ministerium des türkischen Staats. Das Diyanet wiederum untersteht direkt dem türkischen Ministerpräsidenten. Die Moscheen des Landes und die dort tätigen Imame sind als Beamte weisungsgebunden. Die politische Linie der DITIB ist somit direkt dem türkischen Staatspräsidenten Erdoğan unterstellt.

    Kriegspropaganda in “DITIB”-Moscheen

    Auch das Autonome Zentrum nimmt direkt Stellung zum geplanten Bauprojekt und kritisiert neben der Verdrängung des AZ vor allem den Einfluss des Erdoğan-Regimes und die Komplizenschaft der deutschen Politik:

    „Noch vor fünf Jahren war der Vorbehalt in der städtischen Politik, mit dem deutschen Ableger der türkischen Religionsbehörde zusammenzuarbeiten, größer. Grund dafür war die Affäre um das Ausspionieren türkischstämmiger Bürger*innen durch Imame der DITIB. Und heute, nach dutzenden weiteren Skandalen und völkerrechtswidrigen Angriffen auf Nachbarländer durch Erdoğans Regime, scheint den politischen Verantwortlichen der Stadt Wuppertal jegliches Problembewusstsein der DITIB gegenüber abhandengekommen zu sein. Dabei hat sich nichts Grundlegendes geändert. Gerade erst wurden Presseartikel veröffentlicht, die Mitarbeiter*innen des türkischen Generalkonsulats in Düsseldorf vorwerfen, sensible Daten über vermeintliche Anhängerinnen der Gülenbewegung an türkische Polizeidienststellen weitergeleitet zu haben.“

    Ebenso kritisiert das Autonome Zentrum eine Veranstaltung der Ditib-Gemeinde in Wuppertal mit dem Historiker Mehmet Işık. Ihm wird aufgrund seiner Publikationen und veröffentlichten Videos vorgeworfen, den Völkermord an den Armenier:innen zu relativieren und die Kriegsverbrechen der osmanischen Truppen zu beschönigen.

    Eine weitere Stimme in der Diskussion um das Bauvorhaben der Ditib-Gemeinde in Wuppertal ist der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Wuppertal. Der BDA Wuppertal hat öffentlich gefordert, dass für die Planung des Neubaus ein Wettbewerb mit verschiedenen Vorschlägen durchgeführt werden soll. Dabei blieb er jedoch bewusst apolitisch.

    Dennoch könnte sich hier eine Möglichkeit für einen Kompromiss ergeben, da das AZ auf einem Randstück des geplanten Baugeländes steht. Als Kompromisslösung wäre es daher möglich, das Bauvorhaben zu verkleinern und damit den Abriss des Autonomen Zentrums zu vermeiden.

    Unterstützt wird das Bauprojekt vor allem von der SPD. So äußerte sich etwa der Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh sehr optimistisch in Bezug auf die kommenden Pläne der Gemeinde und ohne große Gewissensbisse. Man wolle sich dafür einsetzen, das Projekt „im offenen Dialog voranzutreiben, im Wissen um die Zugehörigkeit zum DITIB-Verband und die damit verbundenen Diskussionen.“

    Kommende Diskussion und Protest

    Das Wuppertaler Bündnis „Gathe für alle! Gegen die #DITIBisierung und Erdoğanisierung der Welt“ lädt nun für Mittwoch, 1. März, um 19 Uhr zu einer Podiumsdiskussion in die Alte Feuerwache in Wuppertal-Elberfeld ein. Das Thema lautet „Wie gefährlich ist die DITIB?“.

    Auch für den Tag der Abstimmung wurde bereits eine Demonstration angekündigt. Diese versammelt sich am 6. März um 16 Uhr vor dem Rathaus in Wuppertal-Barmen, um gegen die Umsetzung des Projekts zu protestieren.

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