Seit Jahren finden in den Räumen der Universität Hamburg Konferenzen zum Thema „Die kapitalistische Moderne herausfordern“ statt. Im Rahmen dieser Reihenveranstaltung standen thematisch vor allem soziale Kämpfe in aller Welt auf der Tagesordnung. Jetzt will die Universitätsleitung die diesjährige Konferenz verhindern – einem Hinweis des Verfassungsschutzes folgend.
Unter dem Slogan „Wir wollen unsere Welt zurück!“ ist die mittlerweile vierte Konferenz der Reihe „Die kapitalistische Moderne herausfordern“ für das Osterwochenende vom 7. bis 9. April in Hamburg geplant. Die in unregelmäßigen Abständen abgehaltene Veranstaltung bietet dabei jedes Mal Raum für den Austausch verschiedener sozialer Bewegungen mit jeweils wechselndem Fokus auf die wichtigsten Fragen und Probleme unserer Zeit.
Das „Network for an Alternative Quest“, Veranstalter der Konferenzen, lädt für dieses Jahr vor allem zum Nachdenken über gesellschaftliche Alternativen ein, sodass ein Hauptthema des Wochenendes die „Autonome Bildung und Organisierung“ sein wird.
Angekündigt haben sich dabei unter anderem weltweit bekannte Intellektuelle oder auch Aktivist:innen wie der irisch-mexikanische Politikwissenschaftler John Holloway oder Aymara Adriana Guzmán Arroyo, die für die Verteidigung indigener Territorien kämpft.
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Doch nun hat Prof. Dr. Hauke Heekeren, Präsident der Universität, den Veranstalter:innen untersagt, die Räumlichkeiten für die drei zugesicherten Tage zu benutzen. Das Verbot wird von der Universitätsleitung mit einer bisher unveröffentlichten Mitteilung des Verfassungsschutzes begründet, das der Konferenz „Extremismus“ attestiere.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Hamburg spricht daraufhin in seinem Statement – bereits unterzeichnet von einer beeindruckenden Liste hochrangiger und angesehener nationaler und internationaler Wissenschaftler:innen, Organisationen wie auch Hochschulangehörigen – von einem skandalösen „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“ und verlangt, dass allen Studierenden die Freiheit gewährleistet sein müsse, sich über Perspektiven für die Zukunft unserer Welt austauschen zu können. Darüber hinaus erinnern sie daran, dass ihnen die Nutzung der Räume schon seit langer Zeit zugesagt wurde.
Dem AStA zufolge lasse sich die Universität im Fazit „vom Inlandsgeheimdienst diktieren …, wer wissenschaftliche Debatten in den Räumen der Universität führen darf und wer nicht“.
Die Konferenz in Hamburg soll dennoch weiterhin wie geplant an diesem Wochenende stattfinden, teilten die Veranstalter:innen mit. Bisherige Gesprächsangebote scheint das Uni-Präsidium abzulehnen. Trotz alledem sei der AStA weiterhin offen für den Dialog, sieht sich aber auch gezwungen, gegebenenfalls gegen die Repression rechtlich vorzugehen.
Aus Solidarität mit den Betroffenen haben bereits mehrere hundert Einzelpersonen, Organisationen und Kollektive die Forderungen des AStA und des „Network for an Alternative Quest“ unterzeichnet. Möglich ist das über die E-Mail-Adresse SozialeBewegung@asta.uni-hamburg.de.