In Hürth südlich von Köln sind zwei Arbeiter von einem Zug überrollt und getötet worden. Statistisch kommt es in Deutschland täglich zu mindestens einem tödlichen Arbeitsunfall.
Gegen 11:10 Uhr erfasste am gestrigen Donnerstagvormittag ein IC der Deutschen Bahn auf dem Weg von Emden nach Koblenz zwei Arbeiter, die dabei getötet wurden. Fünf ihrer Kollegen mussten das Unglück mit ansehen und wurden schwer traumatisiert.
Bisher sind keinerlei Informationen darüber bekannt geworden, wie es zu diesem tödlichen Arbeitsunfall kommen konnte. Die Deutsche Bahn veröffentlichte zunächst lediglich einen Tweet, in dem von „unbefugten Personen auf der Strecke“ die Rede war. Er rief empörte Reaktionen auf Twitter hervor.
Die Gruppe von Arbeitern war nämlich tatsächlich wohl offenbar im Auftrag der Deutschen Bahn auf den Gleisen unterwegs. Im Laufe des Nachmittags versammelten sich etwa 40 Angehörige der Opfer am Unfallort, um spontan ihre Trauer um getöteten Arbeiter zum Ausdruck zu bringen.
Martin Gunde von der klassenkämpferischen Organisation „Betriebskampf“ bilanzierte nach dem Unglück: „Der Tod dieser Kollegen ist nicht einfach eine Tragödie oder ein Schicksalsschlag. Wer regelmäßig auf Baustellen arbeitet weiß: Viele Sicherheitsvorschriften werden nicht eingehalten, es mangelt an Schutzausrüstung und unter Zeitdruck geschehen Fehler. Die andere Seite der Medaille solcher Arbeitsunfälle ist der immer größere Druck, dem wir ausgesetzt sind. Hier muss man nicht von Arbeitsunfällen, sondern von Arbeitsmorden sprechen!“
Tödliche Arbeitsunfälle kommen häufiger vor, als meist in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Allein im Jahr 2021 waren 510 Menschen an ihrer Arbeitsstelle durch Unfälle ums Leben gekommen. Dies entspricht einem Anstieg von knapp 28% gegenüber 2020.
Etwas mehr Aufmerksamkeit kam dem Fall des getöteten Leiharbeiters Refat Süleyman zu, der 2022 Tage nach seinem Tod in einer Schlackegrube auf dem Werksgelände von ThyssenKruppSteel gefunden wurde. Der Grund für die erhöhte Anteilnahme lag vermutlich aber wohl eher darin, dass hunderte Menschen seinen Tod zum Anlass nahmen, unüberhörbar für Aufklärung und eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zu protestieren.
Arbeitsmord: Hunderte fordern Aufklärung und Gerechtigkeit für Refat Süleyman