Syrien soll sich in den letzten Jahren zur zentralen Produktionsstätte der Droge „Captagon“ entwickelt haben – zusammen mit dem Assad-Regime als wichtigstem Akteur bei Handel und Herstellung. Die Nachbarstaaten Jordanien und Irak, aber auch die kurdischen Kräfte in Rojava sind beunruhigt angesichts der Schmuggelaktivitäten an ihren Grenzen.
Seit 2011 tobt in Syrien ein Bürgerkrieg. Mittlerweile ist es dem Regime unter Baschar al-Assad, mit Unterstützung des russischen Imperialismus gelungen, weite Teile des Landes wieder unter seine Kontrolle zu bringen.
Spektakuläre Drogenfunde, wie etwa in einem Hafen in Italien 2020, legen nahe, dass sich das Assad-Regime unter den Rahmenbedingungen weitgehender Isolierung massiv durch Drogenhandel finanziert. Bei dem gehandelten Substanzen handelt sich hierbei um ein Amphetamin unter der Bezeichnung “Captagon”, das vergleichsweise einfach in Drogenlaboren hergestellt werden kann.
Schätzungen gehen davon aus, dass das syrische Captagon-Geschäft jährlich etwa 57 Milliarden Dollar Profit abwirft und somit mehr einbringt als so manches mexikanische Drogenkartell. Bei einer Verquickung von Drogenhandel und staatlichen Strukturen ist auch von sogenannten „Narco-Staaten“ die Rede (spanisch narcotráfico = Drogenhandel).
Konfliktfaktor in der Region
Als einer der Umschlagplätze dient dabei etwa die Stadt Latakia am Mittelmeer. Aber auch über den Landweg wird die Droge geschmuggelt. Über Jordanien gelangen Captagon-Pillen in die arabischen Golfländer, die zu den größten Abnehmern gehören.
Nachdem die jordanische Regierung drohte, mit härteren Mitteln gegen den Schmuggel vorzugehen, wurde einer der größten Drogen-Barone in Syrien durch einen Luftschlag getötet. Dass Jordanien für die Operation verantwortlich ist, wurde nicht offiziell bestätigt, gilt jedoch als wahrscheinlich.
Auch die Kräfte der Syrian Democratic Forces (SDF) im Nordosten Syriens (Rojava) meldeten in diesem Jahr schon einen größeren Captagon-Fund an der Grenze zum Assad-Gebiet. Die kurdisch angeführten SDF vermuten eine direkte Involvierung des Regimes in Damaskus.
Es soll auch eine türkei-nahe Rebellengruppe, die das Gebiet um die Stadt Idlib kontrolliert, vom lokalen Capatagon-Handel profitieren. Die Türkei verfolgt im Nachbarland Syrien ganz eigene Interessen. Insbesondere forderte Präsident Erdogan die Schaffung eines “Sicherheitskorridors” an der Grenze. Zu diesem Zweck startet die Türkei immer wieder Angriffe auf kurdische Gebiete, oft auch unter Einbeziehung loyaler Rebellengruppen.