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Freitag, April 19, 2024
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    Brand in Unterkunft: Geflüchtete leben in Gefahr

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    In Apolda in Thüringen ist am Sonntag ein Kind bei einem Brand in einer Geflüchtetenunterkunft gestorben. Erst Ende letzten Jahres hatte es in einem leerstehenden Nebengebäude eine Brandstiftung gegeben. Deutschlandweit hat im letzten Jahr die Zahl der Brandanschläge wieder zugenommen.

    In der Thüringer Kleinstadt Apolda in der Nähe von Erfurt ist am Sonntagmorgen in einer Sammelunterkunft für Geflüchtete ein Feuer ausgebrochen. Ein Mensch kam dabei ums Leben. Vermutlich handelt es sich dabei um ein 9-jähriges Kind. In der Unterkunft leben 245 Geflüchtete, die aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan stammen. Die meisten von ihnen konnten sich ins Freie retten. Zehn Menschen sollen jedoch durch den Rauch schwer verletzt worden sein und mussten im Krankenhaus behandelt werden.

    Durch die starke Rauchentwicklung ist die Unterkunft vorerst unbewohnbar. Die Bewohner:innen wurden daher am Sonntag mit Bussen in eine Erstaufnahmeeinrichtung im nahegelegenen Hermsdorf gebracht, wo sie vorübergehend untergebracht werden sollen.

    Regelmäßig Brände in Sammelunterkünften

    Der Brand in Apolda stellt keine Seltenheit dar. Allein im letzten Jahr gab es in Deutschland ein Dutzend Brände in Geflüchtetenunterkünften. Neben Sachsen haben sich unter anderem auch Brandanschläge in Baden-Württemberg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern ereignet. Im Berliner Stadtteil Pankow starb im Januar dieses Jahres eine syrische Mutter nach einem Brandanschlag.

    2022 gab es insgesamt 121 Überfälle, Anschläge, Sachbeschädigungen und tätliche Angriffe auf Unterkünfte für Geflüchtete. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg von 73%. Seit 2015 mit über 1.000 solcher Angriffe, von denen 120 Brandanschläge waren, war die Zahl leicht rückläufig. Doch mit der Eskalation im Ukraine-Krieg und einem großen Strom an Geflüchteten kam auch wieder die rassistische Hetze u.a. mit den Springer-Medien wie der Bild-Zeitung und den Parolen faschistischer Parteien wie der AfD ins Rollen.

    Vor wenigen Tagen erst wurde an den Brandanschlag in Solingen vor 30 Jahren erinnert. Damals hatten Faschisten ein Zweifamilienhaus von türkischen Migrant:innen in Brand gesteckt. Fünf Bewohner:innen starben bei dem Anschlag. Im Nachhinein wurde immer deutlicher, dass die Täter:innen organisierte Nazis waren. Außerdem stellte sich heraus, dass die Täter enge Verbindungen zu einem V-Mann des „Verfassungsschutzes“ hatten, der in der Szene vor Ort aktiv war.

    30. Jahrestag des Brandanschlags in Solingen – Wer von rechtem Terror spricht, darf über den “Verfassungsschutz” nicht schweigen

    Ermittlungsverfahren soll Ursache klären

    Verschiedene Politiker:innen, darunter die Thüringer Migrationsministerin der Grünen, Doreen Denstädt, lehnten Mutmaßungen zu der Ursache des Brandes in Apolda ab. Das Todesermittlungsverfahren wurde von der Erfurter Staatsanwaltschaft eingeleitet. Um den Vorfall zu untersuchen, wurde außerdem ein großes Einsatzteam der Thüringer Polizei eingesetzt, das in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei ermittelt.

    Im vergangenen Oktober hatte es bereits einen Brand auf einem verlassenen Industriegelände direkt neben der Unterkunft gegeben. Damals wurden Holzpaletten in Brand gesteckt. Auch Gasflaschen, aus denen Gas strömte, befanden sich auf dem Gelände. Täter:innen wurden bis heute nicht ermittelt. Wenige Tage zuvor waren außerdem in dem naheliegenden Ort Straußfurt zwei zündfähige Sprengsätze gefunden worden, von denen eine Umwicklung mit einem Hakenkreuz beschmiert war.

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