Der 24. Juli 1923 markiert das Ende des Osmanischen Reichs und die Geburt der Republik Türkei. Der „Vertrag von Lausanne“, der an diesem Tag verabschiedet wurde, regelt seitdem vor allem die Landesgrenzen des Staats. Der Vertrag steht zugleich für die Teilung der Gebiete Kurdistans und den Beginn ihres Befreiungskampfs. In Lausanne haben deshalb am Samstag tausende Kurd:innen und Internationalist:innen protestiert.
Vor 100 Jahren wurde der „Vertrag von Lausanne“ unterzeichnet, der die Machtverhältnisse zwischen der Türkei und Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben und Kroatien und Slowenien neu regelte. Damals wurden die Gebiete Kurdistans und auch die Siedlungsgebiete auf mehrere Länder aufgeteilt. Hierbei hatte die kurdische Bevölkerung keinerlei Mitspracherecht, sie wurde als rein religiöse Minderheit abgetan. Der Türkei wurden besonders große Teile zugeschrieben.
Der umstrittene Raum wurde in vier Bereiche geteilt. Es begann eine Zeit für die Kurd:innen, in der sie kein offiziell anerkanntes Gebiet mehr hatten, das als ihres angesehen wurde Sie waren nunmehr ständiger Diskriminierung, Vertreibung und Verfolgung ausgesetzt.
Tausende protestieren in Lausanne
Diese Zeit setzt sich seit nun 100 Jahren fort. Im Jahr 1978 schließlich wurde die Arbeiterpartei Kurdistans gegründet, die seitdem einen verstärkten und intensiven Kampf um die nationale Selbstbestimmung und Befreiung der kurdischen Bevölkerung aus der Unterdrückung führt. In den Gebieten Kurdistans kämpfen Anhänger:innen der kurdischen Bewegung auch heute täglich für die Befreiung des Landes und gegen die Angriffe des türkischen Staats.
Als aktuelle Reaktion auf das 100-jährige Bestehen des Lausanner Vertrags schlossen sich am Samstag tausende Kurd:innen und Sympathisierende aus der Schweiz und auch Nachbarländern zu einer Demonstration in Lausanne zusammen. Gemeinsam positionierten sie sich gegen die derzeitige Lage Kurdistans und sprachen sich für die Selbstbestimmung des Landes und gegen die Rolle als `Spielball‘ in der Hand anderer mächtiger Länder aus. Diese Demonstrationen finden schon seit Jahrzehnten statt, um auf die Lage der Kurd:innen aufmerksam zu machen.
Repression in Deutschland
Aber nicht nur in der Türkei sind die Folgen des Vertrags von Lausanne spürbar. Die Vertreibung und Repressionen gegen die kurdische Bevölkerung lassen sich natürlich auch in Deutschland beobachten. Hier liegt beispielsweise die sogenannte „Gesamtschutzquote“ von Kurd:innen bei nur 13% – die Quote gibt an, wie vielen der geflüchteten Menschen in einem Land der Aufenthalt gewährt wird.
Im Alltag kommt es regelmäßig zu Konflikten und Auseinandersetzungen in Schulen, an Arbeitsplätzen und öffentlichen Orten. Kurd:innen sind bei politischen Veranstaltungen wie Demonstrationen besonders stark von Repressionen betroffen. Zudem finden sich – über die Grenzen hinweg – deutsche Waffen gehäuft in Erdogans Armee. Besonders im Gedächtnis der kurdischen Community verhaftet ist der irakische Giftgasangriff auf die kurdische Kleinstadt Halabja im Jahr 1988, bei dem 5.000 Menschen starben. Deutsche Unternehmen waren damals an der irakischen Chemiewaffenproduktion beteiligt.