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Samstag, Juli 27, 2024
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    Femizid-Gedenken in Berlin-Fennpfuhl: “Es gibt keinen sicheren Ort für Frauen im Patriarchat!”

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    Anfang Januar wurde Diana G. von ihrem Nachbarn mit einer Machete ermordet. Nun fand in dem Stadtteil, in dem die 52-Jährige umgebracht wurde, ein Gedenken statt. Die Polizei hatte zuvor gegenüber dem Anmelder vom “Solidaritätsnetzwerk Berlin” noch erklärt, dass es sich nicht um einem Femizid gehandelt habe. Genau dies wurde auf der Kundgebung dann betont.

    Am 06. Januar 2023 wurde die 52-jährige Diana G. von ihrem Nachbarn, Kristof M., ermordet. Dieser hatte sich mit einer Kettensäge, einer Machete und drei Messern bewaffnet. Mit der Kettensäge schnitt er in die Wohnungstür von Dianas Wohnung. Dianas Lebensgefährte versuchte den Täter abzuhalten und wurde dabei selbst mit der Kettensäge schwer verletzt.

    Er überlebte und war Nebenkläger im Prozess gegen Kristof M.. Das Gericht entschied sich für eine Unterbringung des Angeklagten in der Psychiatrie. Bei der Ermordung Dianas sprach der Täter von Diana als Hexe und soll am Tatort geschrien haben: “Scheiß Weiber! Die müssen alle umgebracht werden!”.

    Der Femizid an Diana G. – kämpferisches Gedenken im Fennpfuhl

    Polizei leugnet Femizid

    Am Donnerstag fand nun eine Trauerkundgebung im Stadtteil statt, zu der das Solidaritätsnetzwerk Berlin aufgerufen hatte. Auf ihr wurde immer wieder der Frauenhass des Täters herausgestellt und die Tat als Femizid einordnet, also als Mord an einer Frau aufgrund ihres Geschlechts.

    In Redebeiträgen wurde kritisiert, dass die Medien diesen besonders brutalen Mord an der Frau sensationslustig ausschlachteten. Auch die Rolle des Staats wurde diskutiert: Der Anmelder der Kundgebung erzählte, dass die Polizei ihm in einem Telefonat erklären wollte, dass der Mord an Diana kein Femizid gewesen sei und nachfragte, ob das Solidaritätsnetzwerk die Kundgebung nicht lieber anders nennen wolle.

    Im Gegensatz wurde gerade in der Rede des Solidaritätsnetzwerks betont, dass der Mord an Diana G. ganz klar ein Femizid gewesen sei. “Wenn der Staat uns Frauen nicht schützt, dann müssen wir uns zusammenschließen und selbst aktiv werden!”, lautete das Fazit.

    Immer wieder werde Frauen die Schuld gegeben an der Gewalt, die sie erfahren: “Uns wird gesagt, dass unsere Kleidung der Grund dafür sei, dass wir abends nicht mehr alleine unterwegs sein sollten oder dass wir uns die Partner, die uns Gewalt antun, schließlich selbst ausgesucht hätten.”

    Doch der Femizid an Diana zeige, dass dies nicht stimme: “Diana wurde von einem Nachbarn ermordet, dem sie nicht einmal nahestand. Sie wurde in ihrem eigenen Zuhause ermordet, so wie 67% der Frauen, die dieses Jahr in Deutschland aufgrund ihres Geschlechts ermordet wurden. Es gibt keinen sicheren Ort für Frauen im Patriarchat. Es gibt keine Verhaltensregeln, an die wir uns halten können, die garantieren, dass wir keine Gewalt erfahren werden. Denn keine Frau ist Schuld an der Gewalt, die sie erfährt. Schuld sind die Männer, die Gewalt ausführen. Schuld ist der Staat, der uns Frauen nicht schützt.”

    Unterstützung durch andere Gruppen und Anwohner:innen

    Weitere politische Gruppen wie “Betriebskampf,” die “Internationale Jugend”, “Zora” und “Young Struggle” beteiligten sich mit Redebeiträgen an der Kundgebung. Immer wieder wurde auch auf die Perspektive hingewiesen, dass eine revolutionäre verändernde Kraft entstehen könne, wenn sich Frauen zusammenschließen und gegen das Patriarchat kämpfen.

    Besonders die persönlichen Erzählungen von Erfahrungen mit Gewalt an Frauen und Femiziden bewegten die Kundgebung. Eine zunächst skeptische Fennpfuhlerin erklärte danach: “Ich konnte das erst nicht nachvollziehen, warum von Femiziden gesprochen wird und die Morde politisiert werden. Weil ich so eine schlimme Gewalt selbst nie erleben musste. Aber nachdem ich von so vielen Gewalttaten und so vielen persönlichen Geschichten gehört habe, kann ich es besser verstehen.”

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