Die „Gegenoffensive“ der Ukraine ist ins Stocken geraten. Laut einem aktuellen Medienbericht prüft die Bundesregierung nun die Lieferung von Marschflugkörpern des Typs „Taurus“. Diese können derzeit russisches Staatsgebiet erreichen. Olaf Scholz will, dass ihre Reichweite künstlich verkürzt wird – die Krim sollen sie trotzdem treffen können.
Wie der SPIEGEL berichtet, liebäugelt die Bundesregierung mit weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine. Diesmal geht es nicht mehr um Panzer, sondern um einen Marschflugkörper namens „Taurus“. Hierbei handelt es sich um einen hochmodernen Lenkflugkörper des deutschen Rüstungsunternehmens „MBDA Deutschland GmbH“, von dem Deutschland über 600 Stück besitzt.
Dieses Waffensystem wird von Kampfflugzeugen, wie z.B. dem Tornado oder Eurofighter, abgeworfen und findet mithilfe modernster Sensorik selbstständig ein vorprogrammiertes Ziel. Dieses Ziel wird anschließend durch den integrierten „MEPHISTO-Gefechtskopf“ zerstört.
Doch welche konkreten Auswirkungen hätte der Einsatz eines solchen „Bunkerbrechers“ in der Ukraine? Da die potenzielle Reichweite des Taurus über 500 Kilometer beträgt, könnten damit auch Ziele innerhalb des russischen Staatsgebiets getroffen werden. Das Eskalationspotenzial ist also offensichtlich.
Bundeskanzler Scholz lässt derweil prüfen, wie die Reichweite der Raketen künstlich verkürzt werden könnte – wobei unklar ist, welche Reichweite Scholz „gering genug“ ist. Die britischen und französischen Marschflugkörper, mit denen die ukrainische Armee bereits kämpft, reichen 250 km weit. Schon damit kann russisches Gebiet beschossen werden. In jedem Fall soll die Reichweite der ukrainischen Armee ermöglichen, Ziele auf der Krim zu treffen.
Danilow: „beste Reklame für westliche Waffen“
Bereits seit einigen Wochen hatten Politiker von Grünen, FDP und auch CDU die Lieferung der neuen Waffensysteme gefordert – nun zieht auch die SPD nach. Der SPD-Politiker Andreas Schwarz, der als erster Funktionär seiner Partei die Lieferung dieser Waffe forderte, sieht kein Eskaltionspotenzial. Er verlässt sich voll und ganz auf die Zusage der ukrainischen Führung, keine Ziele in Russland anzugreifen.
Dem entgegen steht eine Aussage des ukrainischen Sicherheitsratschefs Olexij Danilow. Dieser bezeichnete Angriffe auf Ziele in Russland als „beste Reklame für westliche Waffen“ und enttarnt damit eines der Motive des Westens. Der Krieg in der Ukraine dient nämlich auch als Werbefläche für westliche Waffensysteme.
Kriegswaffen wie der Taurus, der Kampfpanzer Leopard 2, der britisch-französischen Marschflugkörper „Storm Shadow“ oder das amerikanische Artilleriesystem „HIMARS“ werden einem „Realitätscheck“ beim Einsatz in einem echten Kriegsgebiet unterzogen.
Staaten auf der ganzen Welt dürften auf ein Waffensystem aufmerksam werden, wenn sich dieses im Ukrainekrieg bewährt. Da dieser Krieg nicht nur die Nachfrage nach Kriegswaffen erhöht, sondern diese auch vermarktet, dürfte dessen Fortführung im Interesse westlicher Waffenproduzenten liegen.