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Sonntag, April 28, 2024
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    „Wir machen weiter“ – Althoffblock in Dortmund protestiert erneut gegen Maßnahmen der Spar & Bau

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    In den letzten Jahren wurden im Dortmunder Althoffblock immer wieder Modernisierungsmaßnahmen und Umbauten gegen den Willen der Bewohner:innen durchgeführt. Seit der neusten Welle an Maßnahmen haben viele Bewohner:innen des Blocks genug und organisieren Proteste, um den Maßnahmen entgegenzuwirken. Ihre letzte Kundgebung mit rund 200 Teilnehmer:innen legte etwa eine Stunde lang eine Straßenkreuzung im Viertel lahm. – Ein Protestbericht

    Im Althoffblock in Dortmund stehen eine Reihe an Modernisierungsmaßnahmen, die Umrüstung auf Fernwärme, sowie ein Umbau der Gärten und Vorgärten an. Viele Bewohner:innen sind unzufrieden. Denn die Mieten sind bereits gestiegen, die Kosten für die Fernwärme sind unklar und ein Umbau der Gärten in den Augen Vieler weder notwendig noch gewollt.

    Bereits seit einer Weile organisieren sich die Bewohner:innen über Versammlungen in ihrem Innenhof. Sie tauschen sich dort über Probleme aus und überlegen gemeinsame Lösungen. Sie fordern, dass ihre Stimmen und Beschwerden endlich von der Genossenschaft gehört werden.

    Am letzten Sonntag organisierten sie deshalb eine Kundgebung an der Kreuzung Roseggerstraße / Studtstraße. Diese kreuzt vier der fünf Gebäude, die den sogenannten “Althoffblock” bilden und allesamt zur Genossenschaft „Spar & Bau“ gehören. Außerdem befindet sich vor Ort ein Büro der Genossenschaft.

    Die Kundgebung stellt eine Reaktion der Bewohner:innen auf die Maßnahmen der Genossenschaft dar. Sie bezog sich mit dem Motto „Wir machen weiter!“ allerdings auch direkt auf die bereits erfolgten Aktionen.

    Vor etwa einem Monat hatten rund 30 Anwohner:innen gemeinsam ein Schreiben an die Genossenschaft übergeben, in dem sie forderten, dass die Kosten der Umrüstung auf Fernwärme nicht auf sie umgelegt und sie über die damit verbundenen Fragen informiert und in die Gestaltung von Innenhöfen und Vorgärten eingebunden werden. In einem siebenseitigen Antwortschreiben sicherte die Genossenschaft zwar zu, die Umrüstung nicht umzulegen, ging auf die anderen Forderungen der Bewohner:innen jedoch kaum bis gar nicht ein. Ganz im Gegenteil wurde sogar angekündigt, dass in Zukunft nur noch unter Aufsicht eines/einer Gärtner:in gepflanzt werden dürfe.

    Den Bewohner:innen reicht das nicht. Sie halten an ihren Forderungen fest und stehen weiter für sich ein. So fanden sich fast 200 von ihnen bei der Kundgebung an der Kreuzung im Viertel ein. Sie malten dort bunte Schilder, hörten der Musik eines Nachbarn zu, lauschten dem Erfahrungsbericht einer Nachbarin und berichteten am offenen Mikrofon selbst von ihren eigenen Erfahrungen. Die Kundgebung wurde schnell so groß, dass die Kreuzung Roseggerstraße / Studtstraße gesperrt werden musste. Und so blockierten die Teilnehmer:innen am Sonntag rund eine Stunde einen nicht unwichtigen Verkehrsknotenpunkt in ihrem Viertel.

    Krach bei “Spar und Bauverein”: Die Bewohner:innen wehren sich

    Darüber hinaus nutzen viele Bewohner:innen die Gelegenheit und machten direkt in ihren Vorgärten auf die Thematik aufmerksam: sie verschönerten Stellwände mit Plakaten, die die Zerstörung der Vorgärten dokumentierten oder verliehen ihren Forderungen auf Schildern Ausdruck. Einige von ihnen veranstalteten sogar noch ein Zusammensein bei Kaffee und Kuchen, bei dem sich die Nachbar:innen austauschen konnten. Ein Bewohner bot außerdem eine Führung durch die Innenhöfe an, um Menschen, die nicht aus dem Block kamen, zu zeigen, was die Bewohner:innen so dringend erhalten wollen.

    Was sind die Hintergründe der Aktion?

    In Teilen des Althoffblocks sind die Mieten im letzten Jahr bereits um 30% gestiegen. Es wurde außerdem  mit einem Umbau der Gärten und Vorgärten begonnen, durch den der individuelle Charme des Viertels verloren geht und durch etwas ersetzt wird, was von vielen als “moderner Einheitsbrei” empfunden wird. Vor allem aber wurde und wird dort viel Arbeit und Geld vernichtet, das die Bewohner:innen über viele Jahre lang in die Bepflanzung gesteckt haben. Außerdem scheint eine Umstrukturierung der Bewohnerschaft stattzufinden. So haben einige Einwohner:innen den Eindruck, dass besser Verdienende bei der Wohnungsvergabe bevorteilt werden, obwohl es eigentlich eine Warteliste gibt.

    Das alles kommt zusammen mit den weiteren Modernisierungsmaßnahmen und der Umrüstung auf Fernwärme, über die die Bewohner:innen ungenügend informiert wurden und werden. So ist vielen weiterhin unklar, wann genau die Siedlung abschließend ans Fernwärmenetz angeschlossen werden wird. Die Umbaumaßnahmen sollten ursprünglich bereits dieses Jahr beendet sein. Nicht aufgeklärt wurde weiterhin, wie hoch dann die laufenden Kosten seien werden, wie umweltfreundlich die Fernwärme ist, die aus der Abwärme einer Dortmunder Müllverbrennungsanlage kommt, und was die Übergangslösung an Betriebskosten mit sich bringen wird.

    Für viele Bewohner:innen war dieser Umgang der Genossenschaft mit ihnen der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Denn die Informationen an die Bewohner:innen erfolgten häufig kurzfristig oder unvollständig, teilweise gar nicht. So zum Beispiel, als einfach – ohne Anmeldung – der Garten einer Bewohnerin im wahrsten Sinne des Wortes “platt gemacht” wurde, in den sie zuvor rund 2.000 Euro und viel Arbeit und Herzblut investierte. Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Gerade deshalb scheint für viele Anwohner:innen klar zu sein, dass ihr Protest weiter gehen muss und wird.

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