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Sonntag, April 28, 2024
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    Erneut Rekordgewinne für Deutsche Großkonzerne in 2023

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    Reallohn-Einbrüche bei den Arbeiter:innen, Kürzungen im Bundeshaushalt – doch in den Chefetagen deutscher Konzerne dürften die Sektkorken knallen: Die größten 100 deutschen Unternehmen können im  Jahr 2023 erneut Rekordgewinne verzeichnen. Automobilhersteller und deren Zulieferer profitierten dabei besonders stark.

    Am 26. Dezember veröffentlichte die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY eine Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung der 100 größten deutschen Unternehmen in den ersten drei Quartalen von 2023. Dabei ergab sich vor allem ein Ergebnis: Trotz eines Rückgangs des Gesamtumsatzes konnten deutsche Großkonzerne ihre Gewinne steigern.

    Insgesamt sank der Umsatz der Top-Unternehmen in den ersten neun Monaten des Jahres um ca. 9%. Das betrifft aber bei weitem nicht alle untersuchten Konzerne: Zwei Drittel der Top 100 konnten ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr sogar steigern. Laut EY ist diese Entwicklung vor allem auf den starken Rückgang bei Energieversorgern zurückzuführen.

    Automobilhersteller sind die größten Gewinner

    Besonders profitabel war das Jahr 2023 für die Automobilhersteller und -zulieferer. Die Automobilbranche war mit rund 11% Umsatzsteigerung nicht nur die einzige, die ein zweistelliges Wachstum verzeichnen konnte, auch beim Gewinn sind Autokonzerne ganz vorn mit dabei.

    Mit einem Profit von jeweils ca. 14 bis 16 Milliarden Euro von Januar bis September sind Volkswagen, Mercedes Benz und BMW die drei gewinnstärksten Unternehmen der Branche. Dies wird insbesondere die dahinter stehenden Familienclans reicher machen, bei VW ist das etwa die Familie Porsche/Piëch, bei BMW die Familie Quandt.

    Mit diesen Zahlen kann sonst nur die Deutsche Telekom mithalten: sie schaffte es mit 15,6 Milliarden Euro Gewinn über den betrachteten Zeitraum auf Platz 2 im Gewinnranking. Im vergangenen Jahr hatte es schon einmal Rekordgewinne bei DAX-Konzernen gegeben.

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    In anderen Wirtschaftssektoren sieht es weniger rosig aus: Nach dem Boom durch die Corona-Pandemie erlebten Unternehmen in der Gesundheitsbranche insgesamt einen Umsatzverlust von rund 12%. Auch Logistikunternehmen (-14%) und die Chemiebranche (-20%) sind stark geschrumpft.

    Kein guter Ausblick für 2024

    Doch auch für die größten deutschen Unternehmen ist der Ausblick auf das kommende Jahr nicht sonderlich vielversprechend. Laut Henrik Ahlers, dem Vorsitzenden der EY-Geschäftsführung, dürfe man für 2024 keine großen Wachstumssprünge erwarten. Für diese Entwicklung gibt es wohl zwei Hauptgründe:

    Zum einen ist ein Rückgang zu erwarten, da sich die Bedingungen der Corona-Pandemie langsam normalisieren. Diese hatten unter anderem Lieferengpässe in der Chip-Industrie zur Folge, was wiederum zu einer erheblichen Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage zum Beispiel in der Autoindustrie führte. Solche Unstimmigkeiten erlaubten es Großkonzernen, zwischenzeitlich Rekord-Margen zu erzielen.

    Damit ist jetzt aber Schluss. Zusätzlich zur Normalisierung wird auch ein Nachfrage-Rückgang sowohl bei Unternehmen als auch Arbeiter:innen erwartet. Als Grund für diese Entwicklung führt Ahlers an, dass „die weltweiten politischen Unsicherheiten und Kriege“ zu „erheblicher Verunsicherung sowohl bei Unternehmen als auch bei der Bevölkerung“ führten. Des weiteren sei die Kaufkraft der meisten Arbeiter:innen in Folge der Teuerungen der letzten Jahre deutlich gesunken. Dies dürfte einen weiteren Grund für den erwarteten Rückgang der Nachfrage darstellen.

    Auch die durchschnittliche Gewinnmarge der Top-100 deutschen Großkonzerne ist zum wiederholten Male gesunken. Während sie im Vorjahr schon um ein halbes Prozent abgenommen hatte, ist sie dieses Jahr sogar um einen ganzen Prozentpunkt gefallen. Mit 8,3% hält sie sich nun zwar noch knapp über dem Vor-Corona-Niveau von 6,9%, nähert sich diesem aber in schnellem Tempo an.

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