Der vergangene Januar war so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahre 1850. Außerdem bemaß sich die Erderwärmung in den vergangenen zwölf Monaten erstmals auf über 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Die derzeitige Politik wird weitere Anstiege wohl nicht verhindern können – die bestehenden Maßnahmen geschehen auf Kosten der Bevölkerung.
Dieser Januar war mit einer Durchschnittstemperatur von 13,14 Grad Celsius der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Dies teilte der EU-Klimawandeldienst Corpernicus mit, und nannte auch gleich einen weiteren alarmierenden Rekord: So lag die globale Durchschnittstemperatur in den vergangenen zwölf Monaten um 1,52 Grad Celsius über dem Referenzwert des vorindustriellen Zeitalters.
Corpernicus vergleicht seine Daten außerdem mit einem weiteren Referenzzeitraum aus den Jahren 1991 bis 2020. Im Vergleich zum Durchschnitt dieses Zeitraums war es in den nordischen Ländern Europas, sowie dem Westen Kanadas, dem Zentrum der USA und dem Großteil Sibiriens deutlich kälter. Im Süden Europas, dem Osten Kanadas, Nordwestafrika, dem Nahen Osten und Zentralasien war es hingegen bedeutend wärmer.
El Niño und Klimawandel – ein gegenseitiges Hochschaukeln
Auch der Pazifik wird weiterhin durch das Wetterphänomen El Niño aufgeheizt. Copernicus teilt mit, dass El Niño zwar begonnen habe, sich abzuschwächen. Dennoch seien die Lufttemperaturen über dem Meer weiterhin ungewöhnlich hoch.
El Niño ist ein Wetterphänomen, bei dem das Abschwächen von Passatwinden den Luftkreislauf über dem Äquator verändert. Dies führt einerseits zu extremer Trockenheit und Hitze in Australien, Südostasien und dem Osten Südamerikas sowie andererseits zu starken Regenfällen im Westen Südamerikas, Ostafrika, Zentralasien und dem Süden der USA. Dieses natürliche Wetterphänomen und der menschengemachte Klimawandel verstärken sich gegenseitig und erhöhen die Gefahr von Naturkatastrophen.
Wie die Daten ermittelt werden
Wenn Klimaforscher:innen vom „vorindustriellen Referenzzeitraum“ sprechen, ist damit die Periode von 1850-1900 gemeint, in der die ersten Daten für globale Durchschnittstemperaturen ermittelt wurden. Mit der Zeit werden diese Daten immer akkurater, da die Temperatur nicht nur von der Oberfläche aus gemessen wird, sondern später auch Observationen aus Wetterballons, Flugzeugen und Satelliten miteinbezogen wurden.
Copernicus selbst bezieht seine Daten aus dem ERA5-Datensatz, der auf das Jahr 1950 zurückgeht. Dennoch können mithilfe der auf den Beginn der Aufzeichnungen zurückgehenden Daten saubere Rückschlüsse auf das vorindustrielle Zeitalter gezogen werden.
Ziel des Pariser Abkommens wird verfehlt
Das Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 , die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wird höchstwahrscheinlich scheitern – wie schon hinlänglich bekannt ist. Tatsächlich kritisieren einige Forscher:innen sogar, wie die Einhaltung dieses Ziels bisher ermittelt wurde. Denn es werden nur sehr langfristige Durchschnittstemperaturen herangezogen. Dadurch kann das Überschreiten eines Schwellenwerts immer erst zehn Jahre nach diesem Datum ermittelt werden.
So konnte erst 2021 sicher festgestellt werden, dass die 1-Grad-Schwelle um das Jahr 2012 überschritten wurde. Dabei warnen Forscher:innen, dass bereits jetzt drastische Veränderungen umgesetzt werden müssten, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern.
Klimaschutz: zu wenig, zu langsam, ungerecht
Ein Großteil der Bevölkerung ist sich bewusst, dass sofort gehandelt werden muss. 69% der Deutschen stehen hinter den Maßnahmen zum Klimaschutz. Jedoch empfindet nur die Minderheit der Deutschen die derzeitigen Klimamaßnahmen als sozial gerecht. Es werde nicht nur viel zu wenig viel zu langsam getan, sondern es sind vor allem die Arbeiter:innen, die für die Folgen der ökologischen Wende zahlen sollen.
Während zum Beispiel Verbraucher:innen unter hohen Energiekosten leiden, senkt der Staat die Stromsteuer für Betriebe massiv – ihnen wird effektiv ein Rabatt von 97% geschenkt. Der deutsche Staat hat sich zur Aufgabe gemacht, die Profite der Großkonzerne zu sichern. Somit besteht auch weder das Interesse noch die Möglichkeit, mit der nötigen Entschlossenheit gegen den Klimawandel vorzugehen. Die einzigen Maßnahmen, die bislang gegen den Anstieg der Erderwärmung ergriffen werden, geschehen auf dem Rücken der Arbeiter:innen und Arbeitslosen.