In Köln traten heute mehrere Revolutionär:innen in einen dreitägigen Hungerstreik. Die Aktivist:innen der Gruppen “AVEG-Kon” (Konföderation der Migranten in Europa), “SKB” (Bund Sozialistischer Frauen), “TSP” (Plattform der Gefangenen), “Young Struggle” und “People’s Bridge” solidarisieren sich mit politischen Gefangenen in der Türkei und Kurdistan. Perspektive Online sprach mit Murat von “People’s Bridge” über den Hungerstreik.
Eure dreitägige Aktion findet in Solidarität mit dem Hungerstreik türkischer und kurdischer Sozialist:innen gegen die Haftbedingungen politischer Gefangener in der Türkei statt. Warum unterstützt ihr hier in Deutschland die Kämpfe in der Türkei?
Als Internationalist:innen sehen wir es als unsere Aufgabe, gegen Ausbeutung und Unterdrückung weltweit zu kämpfen. Das bedeutet, dass wir hier in Europa auf die Hungerstreiks in der Türkei und Nordkurdistan aufmerksam machen und diese unterstützen wollen. Gleichzeitig möchten wir aber auch in der Öffentlichkeit Druck auf den deutschen Imperialismus aufbauen, indem wir mit dem Hungerstreik über die Lage der politischen Gefangenen in der Türkei und Nordkurdistan aufklären. Denn es ist besonders der deutsche Staat, der den türkischen faschistischen Staat in seiner Politik der Unterdrückung unterstützt. Besonders die Verfolgung des kurdischen Befreiungskampfes unterstützt der deutsche Staat aktiv. Aber Deutschland unterstützt die Politik der Türkei nicht nur, sondern verfolgt selbst kurdische Aktivist:innen in Deutschland und sperrt sie ein. Deshalb sehen wir den Hungerstreik nicht nur als reine Unterstützung, sondern richten uns mit ihm auch an den deutschen Staat
Was erhofft ihr euch von eurem dreitägigen Hungerstreik? Was wollt ihr damit demonstrieren?
Wir wollen die Aufmerksamkeit der deutschen Arbeiter:innenklasse auf die Klassenkämpfe und Widerstände in der Türkei lenken. In der Türkei weitet der faschistische türkische Staat seine Foltermethoden mit einem neuen Gefängnistypen, dem sogenannten Y-Typ, aus.
Der türkische Staat behauptet, die neuen Haftanstalten extra für diejenigen Gefangenen zu schaffen, die zu einer verschärften lebenslangen Freiheitsstrafe und nach Terror-Paragraphen verurteilt und als „gefährlich“ eingestuft wurden. Die Praxis jedoch zeigt, dass politische Gefangene in den Haftanstalten eingesperrt werden.
Somit will der türkische Staat jeglichen Widerstand gleich im Keim ersticken, indem er seine Isolationsmethoden verschärft. Die Isolationshaft ist eine anerkannte Form der Folter, und die inhaftierten Revolutionär:innen befinden sich seit dem 27.11.2023 gegen die Isolationshaft und für eine Kontaktaufnahme zum Gründer der PKK, Abdullah Öcalan, im Hungerstreik.
Es gibt seit über drei Jahren keinen direkten Kontakt mehr zu Abdullah Öcalan, der seit mehreren Jahrzehnten in Isolationshaft sitzt.
Wie genau läuft euer Hungerstreik eigentlich ab – verbringt ihr die Zeit im Kollektiv? Gibt es ein politisches Programm?
Den Hungerstreik begannen wir heute Morgen mit zehn Menschen um 10:00 Uhr vor dem Kölner Dom. Dort fand auch eine Kundgebung statt. Danach sind wir in unseren Verein gegangen und werden hier die nächsten drei Tage gemeinsam verbringen.
Außerdem wurde ein kurzes Video für die Hungerstreikenden vorbereitet, das den Widerstand in den Gefängnissen der Türkei und Nordkurdistan thematisiert. Vom Widerstand dort und aus seinen Erfahrungen zu lernen, kann sich motivierend auf die Streikenden hierzulande auswirken. Wir brauchen diese Motivation und Entschlossenheit, um mit unserem Hungerstreik deutlich zu machen: Wir solidarisieren uns mit allen politischen Gefangenen weltweit!