Die USA haben Angriffe auf irakisches und syrisches Staatsgebiet geflogen. In Washington spricht man von „Vergeltungsschlägen“ gegen den Iran. Eskaliert die Lage in Westasien zu einem regionalen Krieg?
In der Nacht von Freitag auf Samstag haben die USA Luftschläge auf syrischem und irakischem Staatsgebiet durchgeführt. Nachdem drei US-Soldaten durch Angriffe von pro-iranischen Milizen in Jordanien getötet worden waren, wurden nun sogenannte „Vergeltungsschläge“ angeordnet. Laut US-Angaben hätten sich die Angriffe gegen 85 Ziele der iranischen Revolutionsgarden und von ihnen unterstütze Gruppen gehandelt. Diese waren auf drei Einrichtungen im Irak und vier in Syrien aufgeteilt.
Die ersten Angriffe sollen dabei gegen 23:30 Ortszeit von der jordanischen Luftwaffe, die sich an der US-Operation beteiligte, in Ostsyrien geflogen worden sein. Eine halbe Stunde später folgten die amerikanischen Schläge in Syrien und im Irak, die etwa eine halbe Stunde andauerten.
Da die betroffenen Einrichtungen größtenteils evakuiert waren, blieb die Todeszahl mit 13 Opfern begrenzt und es wurde vor allem materieller Schaden angerichtet. Vor den Angriffen soll die irakische Regierung von den USA informiert worden sein.
Alles nur Show oder Eskalation der Lage?
„Heute haben die US-Streitkräfte auf meine Anweisung hin Ziele im Irak und in Syrien angegriffen, die die iranischen Revolutionsgarden und mit ihr verbundene Milizen nutzen, um US-Streitkräfte anzugreifen. Wir suchen keinen Konflikt im Nahen Osten oder irgendwo sonst auf der Welt“, kommentierte US-Präsident Biden das Geschehen auf X (vormals Twitter).
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Währenddessen äußerte das syrische Außenministerium, die US-Aktionen hätten „dem Anheizen des Konflikts im mittleren Osten“ gedient. Außerdem könne die „Besatzung“ syrischen Gebiets durch US-Truppen „nicht fortgesetzt“ werden. Derzeit befinden sich noch immer 900 US-Soldaten in Syrien und 2.500 im Irak.
Der EU-Chef-Diplomat Josep Borrell sprach aus Anlass der US-Angriffe auf Westasien von einem „Kessel“, der explodieren könne. Von den Verbündeten der USA wird die Aktion bisher begrüßt oder zumindest nicht verurteilt.
Derweil hat der Islamische Widerstand im Irak, ein am 7. Oktober 2023 gegründeter Dachverband verschiedener pro-iranischer Milizen, seinerseits einen Vergeltungsangriff auf eine US-Militärbasis in Nordsyrien verkündet. Dabei sollen drei US-Soldaten getötet worden sein.
Vor diesem Hintergrund verschärfen sich die Sorgen um eine weitere Eskalation des Kriegs in Gaza zu einem regionalen imperialistischen Krieg. Dennoch scheinen die USA weiterhin nicht an einer solchen Entwicklung interessiert. Von manchen Beobachter:innen wird ihr Verhalten deshalb auch als Befriedigung der öffentlichen Meinung im eigenen Land gesehen, die pro-iranischen Milizen wenig realen Schaden zufügen würde. Diesen hätte man durch wiederholte Vorwarnung auch die Möglichkeit gegeben, die angegriffenen Ziele zu evakuieren.