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Montag, September 9, 2024
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    Sozialismus statt Angst!

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    Krieg, Faschismus, Klimakrise – kommt jetzt die Apokalypse? Lohnt es sich überhaupt noch zu kämpfen? – Ein Kommentar von Alex Lehmann.

    Wenn wir in Deutschland heute mit unserer Familie, unseren Nachbar:innen, Mitschüler:innen oder Kolleg:innen über die Zukunft reden, scheint bei den meisten ein Gefühl ganz klar zu dominieren: Angst. Angst vor der Klimakrise, Angst vor dem Rechtsruck, Angst vor dem Krieg.

    Kaum jemand schaut sich heute auf der Welt um und sagt: „Super! Läuft doch alles eigentlich ganz rund hier.“ Und das zu Recht. Denn wenn wir heute die Nachrichten lesen, schaudert es uns oft. Für die meisten ist die Frage nicht, ob, sondern wann die Apokalypse kommt.

    Eine Krise nach der anderen

    Sei es in Form des 3. Weltkriegs, einer faschistischen Diktatur, steigenden Temperaturen und Meeresspiegeln oder einer Kombination aus allem. Natürlich fällt es da schwer, einen positiven oder gar optimistischen Blick auf die Zukunft zu haben.

    Leider kommt das nicht von ungefähr: Die AfD ist auf dem Vormarsch, die Konflikte und Kriege der Welt, egal ob im Osten Europas, vor Taiwan oder im Nahen Osten, scheinen sich eher zuzuspitzen als abzukühlen. Derweil werden Wälder für Kohlegruben und Autobahnen abgeholzt, und ganze Nationen drohen im Ozean zu versinken.

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    Warum sollen wir uns fürchten?

    Vor all diesen Dingen fürchten sich wohl die allermeisten von uns. Und die Frage nach dem „Warum?“ mag vielleicht überflüssig erscheinen. Doch anstatt hier einen Katalog von Dingen aufzustellen, vor denen man berechtigte Angst haben kann, soll eher versucht werden herausfinden, wo diese Angst herkommt.

    Warum sollen wir uns nun also fürchten oder nicht fürchten? Um diese Frage zu beantworten, sehen wir uns vielleicht ein Beispiel genauer an: Nehmen wir die Angst vor einem 3. Weltkrieg: Der Krieg in der Ukraine eskaliert weiter oder vielleicht der Konflikt um die Insel Taiwan – und schon befinden sich die NATO-Staaten und ihre Verbündeten im Krieg mit China, Russland, dem Iran und so weiter und so fort.

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    Natürlich eine stark verkürzte Darstellung, aber ein Szenario, vor dem sich viele fürchten. Dazu die dauerhafte Propaganda von einer scheinbar schwachen und schlecht ausgerüsteten Bundeswehr. Und in allen Talkshows des Landes die ständige Frage: „Was wäre, wenn Putin morgen vor Berlin stehen würde?“

    Das Gefühl, das dadurch in großen Teilen der Bevölkerung und der Arbeiter:innenklasse entsteht, ist Angst. Die Angst davor, morgen wehrlos vor russischen Panzern zu stehen oder im atomaren Wasteland aufzuwachen. Dass eine Eskalation der aktuellen Konflikte wahrscheinlich anders aussehen würde und Deutschland wohl erst einmal nicht zum direkten Schlachtfeld werden wird, ist der bürgerlichen Propaganda dabei egal.

    Wer profitiert von unserer Angst?

    Was ist die Konsequenz aus dieser Angstmache? Die einen fordern mehr Waffen, mehr Geld und mehr Menschenmaterial für das deutsche Militär, während die nächsten zu „Preppern“ werden, sich in ihren Kellern verschanzen, Vorräte horten und auf den Tag der Apokalypse warten.

    Sie werden von der Angst vor einem großen Krieg gelähmt und lassen sich von hypothetischen Szenarien und charismatischen Politiker:innen den Kopf verdrehen. Am Ende des Tages fordern sie aus dieser Sorge heraus vielleicht sogar noch mehr Geld und noch mehr Waffen für die Kriegstreiber:innen.

    Genau diese Reaktion wünschen sich die Herrschenden, genau deshalb sollen wir uns fürchten: Denn wer gelähmt ist oder die Interessen der Kriegstreiber plötzlich für die eigenen hält, ist für eben jene natürlich keine Gefahr. Geschickt schaffen sie es so, die Frage nach dem Ursprung eines imperialistischen Kriegs und danach, wer davon profitiert, zu umschiffen.

    Wer so stark von der ständigen Propaganda und der Angst betäubt wurde, geht wohl kaum für Frieden und Sozialismus auf die Straße. Mit Pech wird man sogar in die Arme der Faschist:innen gespült. Diese nutzen das Gefühl der Angst aus und schüren sie noch ganz bewusst selbst, um dann ihre vermeintlich einfachen Scheinlösungen unter die Leute zu bringen.

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    „Fünf Finger sind ’ne Faust!“

    Da haben wir nun also den Grund für die Angst. Sie wird gezielt geschürt, um uns davon abzuhalten, tatsächlich etwas gegen Krieg, Klimakrise und die anderen Auswüchse des Kapitalismus zu unternehmen. Und das soll nicht heißen, dass die Welt, so wie sie ist, nicht ziemlich schrecklich wäre oder es keine Gründe dafür gäbe, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Ganz im Gegenteil. Die Antwort darauf kann aber nicht sein, sich eine Decke über den Kopf zu ziehen und abzuwarten, bis die „dunklen Zeiten“ vorbei und die Monster weg sind.

    Vielmehr sollten wir unsere Sorgen und Ängste zum Anlass nehmen, um mit unseren Mitmenschen darüber ins Gespräch zu kommen. Über unsere Ängste und darüber, wie wir ihnen gemeinsam entgegentreten können.

    Das können wir nämlich. Wir können sogar einen positiven, ja optimistischen Blick auf die Zukunft haben. Denn der Lauf der Geschichte ist nicht in Stein gemeißelt, er liegt in unseren Händen: Keine Waffenlieferung verließe einen Hafen, wenn die Arbeiter:innen ihn stilllegten. Kein Faschist traute sich, offen aufzutreten, wenn sich das ganze Viertel ihm entgegenstellte.

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    Wenn wir als Klasse vereint kämpfen, können wir es nicht nur schaffen, uns gegen Krieg und Faschismus zu wehren, sondern Ausbeutung und Unterdrückung auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen.

    • Perspektive Autor seit 2023. Jugendlicher Arbeiter im Einzelhandel aus Norddeutschland, schreibt gerne Artikel um den deutschen Imperialismus und seine Lügen zu enttarnen. Motto: "Wir sind die Jugend des Hochverrats!"

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