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Donnerstag, September 12, 2024
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    Karrieresprung in den Tod – Protest gegen Kriegspropaganda im Schwimmbad

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    Als Reaktion auf ein Werbebanner der Bundeswehr besetzten Friedensaktivist:innen einen Sprungturm im Schwimmbad. Es braucht mehr solcher Aktionen, denn im Krieg der Reichen haben wir nichts zu gewinnen. – Ein Kommentar von Finn Wittmann.

    Sowohl Boris Pistorius als auch der gesamte Kriegsapparat wünschen sich, dass die Jugend in den Krieg oder die Bundeswehr springt. Um das noch einmal deutlicher zu machen, wurde in einem Kölner Schwimmbad durch das städtische Unternehmen Kölnbäder ein Werbebanner aufgehängt. Auf dem Banner der Bundeswehr am 10-Meter Turm war groß die Aufschrift „Karrieresprung“ zu lesen. Im Hintergrund erkannte man noch ein Kriegsschiff.

    Protestaktion gegen Kriegspropaganda

    Solche geschmacklosen Versuche, Kinder und Jugendliche an Orten, an denen sie ihre angstfreie Freizeit verbringen, dafür zu motivieren, in den Krieg zu ziehen und den Militärdienst als eine tatsächliche Jobalternative zu verkaufen, treffen natürlich auf berechtigte Empörung und Gegenwehr.

    Aus diesem Grund haben sich Aktivist:innen der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner:innen (DFG-VK) am 14. August dazu entschlossen, den Turm zu besetzen und stattdessen ein Banner aufzuhängen, das dieses Vorgehen anprangert. Sie werfen der Bundeswehr und dem Schwimmbad vor, dass es sich bei dieser Maßnahme um eine Werbung handele, die Menschen darauf einstellen soll, für Deutschland zu sterben: „Wir haben bei unserer Aktion auf dem Sprungturm klargemacht, worum es hier in Wirklichkeit geht, nämlich das ‚Töten und Sterben‘, wie es auf unserem Banner heißt“, erklärt ein Sprecher der DFG-VK.

    Das Unternehmen Kölnbäder gehört zu den Stadtwerken, in denen der Grünenpolitiker Ralf Klemm der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist. Das Unternehmen begründet seine Werbeaktion mit Geldnot: „Wir erzielen mit der Werbung für uns wichtige Zusatzeinnahmen“, hatte die Geschäftsführerin Claudia Heckmann gegenüber der Presse erklärt. Im vergangenen Jahr machte Kölnbäder einen Verlust von mehr als 19 Millionen Euro.

    Bundeswehr ist kein normaler Arbeitgeber

    Dabei handelt es sich um eine gängige Taktik der Bundeswehr bei der Gewinnung neuer Kräfte. Regelmäßig tritt sie an Schulen auf und verspricht Kindern und Jugendlichen gut bezahlte Ausbildungen und Studiengänge mit Zukunftsperspektive. Und auch wenn der Aspekt mit der (verhältnismäßig) guten Bezahlung zutrifft, bietet die Bundeswehr keineswegs die Perspektive auf einen „guten“ Job.

    Denn der fröhlich-kameradschaftliche Umgang, der in den Werbeproduktionen oft propagiert wird, liegt weit entfernt von der Realität: Mobbing und psychischer Druck gehören zum Alltag in der Bundeswehr. Und auch sexualisierte Gewalt gibt es zuhauf. Im Jahr 2017 wurden über 230 Fälle von sexualisierten Übergriffen gemeldet, von denen 14 Vergewaltigungen waren. 2023 belief sich die Anzahl an meldepflichtigen Ereignissen wegen des Verdachts auf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung auf 385 Fälle.

    Diese Realität ist schon schlimm genug, aber der Kriegsfall – der immer wahrscheinlicher wird und auf den die Bundesregierung auch aktiv hinarbeitet – würde zu einer noch extremeren Verschlechterung der Bedingungen führen. Denn dann war es das mit der Freude. Dann wird klar, dass Krieg nicht vergleichbar ist mit Videospielen. Dann stirbt der Traum von der Rettung der Welt oder der Verteidigung der angeblichen Demokratie – vielleicht nur kurz bevor es dann den:die einzelne Soldat:in ereilt.

    Wir haben nichts zu gewinnen

    Denn das ist es, was uns erwartet, wenn wir für das Interesse der Kapitalist:innen in den Krieg ziehen: Wenn wir auf unsere Klassengeschwister, die ebenso wie wir nichts verbrochen haben, schießen, werden wir zwangsläufig entweder zu Mörder:innen oder selbst getötet.

    Das ist die Perspektive, die Panzer-Pistorius, der Deutschland „kriegstüchtig“ machen will, oder Bomben-Baerbock, deren „feministische Außenpolitik“ die Bombardierung von palästinensischen Kindern und Frauen bedeutet, für die Jugend in Deutschland im Visier haben.

    Solange das die Perspektive ist, die uns geboten wird, bleibt eine Gegenwehr dagegen legitim. Ob ein Banner im Schwimmbad, ein Flyer vorm Einkaufszentrum oder eine Demonstration durch die Innenstadt – wir müssen laut werden, wir müssen uns gegen die Aufrüstung und gegen ihre Kriege stellen!

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