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Dienstag, März 19, 2024
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    Sudan: Die Bevölkerung lässt sich nicht täuschen

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    Das sudanesische Volk will weder den Diktator Al-Bashir noch einen Militärrat und macht das seit vier Monaten in seinen Protesten deutlich.

    Seit nunmehr vier Monaten protestieren die Menschen im Sudan. Aus Protesten gegen den explodierenden Brotpreis hat sich ein Kampf für eine wirklich demokratische Regierung entwickelt. Diktator Al-Bashir wurde durch das Militär seines Amts enthoben, aber der Führer des Putsches musste wenig später ebenfalls seinen Rücktritt erklären. Nun fordern die DemonstrantInnen weiterhin die Ablösung des momentan im Land herrschenden Militärrats durch eine zivile Regierung.

    Omar Al-Bashir hatte monatelang versucht, seine Macht trotz der massiven Proteste zu erhalten: Dutzende Protestierende waren im Zuge der Aufstände erschossen worden. Ende Februar rief er noch einmal einen einjährigen Ausnahmezustand aus und erklärte wenig später Demonstrationen für verboten.

    Wochenlange Proteste im Sudan entwickeln sich zum Aufstand

    Bei den Protesten am 7. März wurde die Rolle der Frauen in den Vordergrund gestellt mit Parolen wie „Ihr Frauen, seid stark!“ und „Das ist eine Frauen-Revolution!“. Das Bild von Alaa Salah, die auf einem Auto stehend „Revolution!“-Sprechchöre (Thawra!) anführt, wurde zu einer der wichtigsten Symbolfiguren der Aufstände. Sudanesische AktivistInnen berichten auch in deutschen Medien, dass mehr als die Hälfte der DemonstrantInnen Frauen seien.

    Militär kann Lage nicht beruhigen

    Vor allem durch den Rücktritt des zuvor zwanzig Jahre in Algerien herrschenden Abd al-Aziz Bouteflika, der ebenfalls von monatelangen Protesten erzwungen worden war, bekam die Bewegung im Sudan einen massiven Aufschwung. Um die Macht des Regimes zu retten, stürzte das sudanesische Militär am 11. April Al-Bashir in einem angeblichen „Staatsstreich“ und verhängte eine Ausgangssperre.

    Das Manöver zeigte keinen Erfolg. Immer mehr Soldaten solidarisierten sich mit den Protestierenden, die Ausgangssperre und der Ausnahmezustand wurden von den Massen durchbrochen und Ahmed Awad Ibn Auf, Chef des nun herrschenden Militärrats. musste schon am 12. April ebenfalls seinen Rücktritt erklären. Er war erst im Februar von Omar Al-Bashir zum Verteidigungsminister ernannt worden.

    Am 13. April begannen Verhandlungen zwischen einer Delegation der Protestierenden und dem Militärrat. Die zwei Tage zuvor verkündete Ausgangssperre wurde wieder aufgehoben.

    Mittlerweile hat der Militärrat zugesagt, dass alle Ministerien außer dem Verteidiungsministerium von zivilen Personen geleitet werden sollen und hat den Protestierenden das Recht zugesprochen, einen zivilen Premierminister zu nominieren. Unterdessen werden weitere politische Häftlinge entlassen, der in mehrere Kriegsverbrechen verwickelte vorherige Diktator Al-Bashir hingegen wurde vom Hausarrest in ein Hochsicherheitsgefängnis in Khartum verlegt.

    Den Protesten gegen das Regime verschafft auch zusätzliche Legitimität, dass mittlerweile im Haus von Al-Bashir Koffer mit umgerechnet etwa sieben Millionen Euro Bargeld gefunden wurden.

    Saudi-Arabien nutzt unterdessen sudanesische Söldner im brutalen Jemen-Krieg und hat gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten drei Milliarden Dollar zur Stabilisierung des Landes angekündigt.

    Die USA und auch Europa hatten bis vor kurzem noch das Regime von Omar Al-Bashir gestützt, da sie es als nützlichen Verbündeten zur „Abwehr“ von Geflüchteten ansahen, deren Route durch Ostafrika verläuft.

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