Für die meisten Menschen ist die Miete eine der größten regelmäßigen Ausgaben, die sie im Monat tätigen müssen. Im Schnitt gibt jeder Haushalt mehr als ein Viertel des monatlich verfügbaren Einkommens an die Vermieter ab. – Ein Kommentar von Enver Liria
Die Vermieter sind immer häufiger große Immobilienkonzerne mit vielen tausend Wohnungen. Ihr Kurs ist klar auf Expansion ausgerichtet: Mehr Wohnungen, mehr MieterInnen, mehr Miete. Dabei beißt sich ihr Interesse ganz klar mit dem Grundbedürfnis nach bezahlbaren Wohnungen.
Die Frage nach erschwinglichem Wohnraum beschäftigt die Öffentlichkeit immer mehr. In Berlin machte kürzlich die Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ von sich reden, als sie die Enteignung aller privater Wohnungsunternehmen mit mindestens 3.000 Wohnungen forderte. Fast 55% der Berliner fänden die Enteignung richtig.
Hohe Profite mit der Miete
Diese Forderung kommt zu einer Zeit, in der in ganz Deutschland das Geschäft mit den Wohnungen boomt. So stieg zum Beispiel im letzten Jahr der Gewinn von Vonovia, Deutschlands größtem Immobilienkonzern, um fast 20%. Damit übersteigt der Profit des Immobiliengiganten zum ersten Mal die Milliardenmarke. Das reicht jedoch nicht: Die Miethaie haben Blut geleckt und der Aufkauf von weiteren Wohnungen ist schon geplant. Außerdem soll aus dem aktuellen Wohnungsbestand der maximale Profit heraus gezogen werden, natürlich auf Kosten der MieterInnen. Dabei bedienen sich die Konzerne fast schon mafiöser Mittel.
Ein teurer Luxus
Eine der häufigsten Methoden der Mietsteigerung durch die Immobilienriesen sind „Luxussanierungen“ und Modernisierungen, deren Kosten auf die MieterInnen umgelegt werden. So kann es gut und gerne zu Preissteigerungen von 30% kommen. Überaus lukrativ für den Konzern, sehr bitter und sogar existenzbedrohend für die MieterInnen. Dass in Folge dieser brutalen Mietsteigerungen Familien und langjährige BewohnerInnen des Viertels ihr Zuhause verlassen müssen, nehmen die Konzerne in Kauf.
Die „Modernisierungsprojekte“ halten dabei oft nicht, was sie versprechen. Der Spiegel berichtete von einem Fall, wo die Mieten nach den Baumaßnahmen um rund 200 Euro erhöht wurden. Diese extreme Preissteigerung wurde mit der Reduktion der Heizkosten begründet. Ein billiger Vorwand, denn letztendlich sanken die Heizkosten nur um ein paar Cent.
Papiertiger gegen Miethaie
Während in den letzten Jahren die Mieten explodiert sind und viele Familien ihre Sachen packen mussten, hat die Politik nur zugesehen. Die sogenannte „Mietpreisbremse“, die von der Sozialdemokratie als Mittel gegen Gentrifizierung und Verdrängung gelobt wurde, entpuppte sich als Nebelkerze. Sie sollte Vermieter daran hindern, nach einem Mietwechsel den Mietpreis über 10 % der ortsüblichen Vergleichsmiete zu heben. Faktisch wurde dieser Wert oftmals einfach überschritten und die MieterInnen mussten es hinnehmen. Allzu oft standen die Haushalte allein da, ohne irgendeine Form von Unterstützung aus der Nachbarschaft.
Zwangsräumung: Der Staat sichert die Profite
Die Mieterhöhung kam unerwartet, aus heiterem Himmel und genauso schnell musste die Wohnung auch geräumt werden. Allein in Köln sind im letzten Jahr mehr als 1.700 Wohnungen geräumt worden, weil die BewohnerInnen die Miete nicht zahlen konnten. Der Staat fungiert hier als ausführende Macht im Interesse der VermieterInnen und der Immobilienkonzerne. Spätestens, wenn die Polizei sich Zutritt zur Wohnung verschafft hat und die gepackten Koffer auf der Straße stehen, verpufft der Mythos der sozialen Marktwirtschaft. Es ist Zeit, diesen Mythos hinter uns zu lassen und den Kampf um bezahlbare Wohnungen auf die Straße zu bringen.
Gegen die explodierenden Mieten, die insbesondere mit den Geschäftsmodellen von Großkonzernen wie Vonovia und Deutsche Wohnen zusammenhängen, waren für April bundesweit Demonstrationen zu vermerken. So sind am 6.4. in Berlin, Frankfurt, Jena, Köln, Leipzig, Münster, München und Stuttgart Tausende auf die Straße gegangen.
Veränderung erkämpfen
Um effektiv gegen die Übermacht der Wohnungskonzerne vorgehen zu können, braucht es Strukturen unter den MieterInnen, die in der Lage sind, gemeinsam gegen diese Ungerechtigkeit vorzugehen. Statt weiter auf die Rettung durch PolitikerInnen zu hoffen, müssen wir uns zur Wehr setzen und unser Recht erkämpfen.
Die Miethaie haben mit Einzelpersonen leichtes Spiel. Doch wenn wir es schaffen, uns zu einem großen Schwarm zusammenzuschließen und das Problem selbst in die Hand nehmen, werden wir nicht aufzuhalten sein.