In Italien streiken Arbeiter:innen gerade gegen den deutschen Konzern LIDL. Am frühen Freitag wurde der Gewerkschafter Adil Belakhdim von einem LKW überfahren, als er sich an einem Streikposten aufhielt. Seine Organisation Si Cobas erklärte, dass der Angriff Teil eines umfassenden Angriffs auf die organisierte Arbeiter:innenbewegung sei.
In der norditalienischen Stadt Novara ist der Gewerkschaftsführer Adil Beakhdim während einer Streikaktion gegen den Lidl-Konzern von einem LKW überrollt worden. Als Teil eines Arbeitskampfs hatten etwa zwei Dutzend Arbeiter:innen das Tor zur An- und Ablieferung von Waren des deutschen LIDL-Konzerns blockiert.
Wie die Gewerkschaft „Si Cobas“ in einer längeren Erklärung mitteilte, habe der Fahrer im Anblick der Streikenden das Gaspedal durchgedrückt und sei durch die Menge hindurchgefahren. Dabei sei nicht nur Beakhdim getötet, sondern auch noch zwei weitere Arbeiter seien schwer verletzt worden. Der LKW-Fahrer flüchtete anschließend. Er wurde nicht von der Polizei gefasst, sondern rief sie später von einer Raststätte an, wo er dann festgenommen wurde. Ihm wird ein Tötungsdelikt mit einem Fahrzeug vorgeworfen.
Nicht das „einfache Werk eines Verrückten“
Adil Beakhdim war 37 Jahre alt, verheiratet und hatte zwei kleine Kinder. An dem Aufbau der Gewerkschaftssektion in Novara war er maßgeblich beteiligt. Zudem war er Teil des landesweiten Vorstands der Gewerkschaft.
„In diesen chaotischen und erschütternden Stunden klingt immer noch die Sprachnachricht in unseren Ohren, die Adil gestern am späten Abend an seine Arbeiter in Novara schickte, in der er die Gründe für den heutigen nationalen Streik erklärte und sie zum Streikposten vor eben jenen Toren einlud, wo er seinen Tod fand.“, heißt es in einer Erklärung seiner Gewerkschaft.
Der Vorfall sei nicht ein „einfacher Unfall“ oder das „einfache Werk eines Verrückten“, sondern ein „Höhepunkt einer Eskalation der organisierten Gewalt“ gegen die Arbeiter:innenorganisation.
„Diese explizite und eingesetzte Gewalt ist nur die Spitze des Eisbergs einer politischen Strategie, die darauf abzielt, die Forderungen der Arbeiter zum Schweigen zu bringen und die Klassengewerkschaft zu isolieren“, so Si Cobas.
Bereits in der Vergangenheit hatte es mehrfach Angriffe auf Streikaktionen der Gewerkschaft gegeben. Sie berichtet selbst von Anklagen bei FedEx TNT in Piacenza, bewaffneten Angriffe von Leibwächtern und Streikbrechern in San Giuliano und Lodi und von Strafrazzien bei Texprint.
Dies sei „Teil eines gemeinsamen Plans, bei dem die Bosse und das organisierte Verbrechen – das riesige Geschäfte in der Logistik macht – vereint und konzentrisch handeln.“
Dies täten sie, um Streiks der Arbeiter:innen gegen „die Superausbeutung und zur Verteidigung der Errungenschaften, die im Laufe der Jahre durch den gewerkschaftlichen Konflikt, vor allem durch die SI Cobas, erkämpft wurden, mit Gewalt zu zerschlagen: einer Gewalt, die fast immer von der rücksichtslosen Unterdrückung durch die Polizei gegen Streiks und Arbeiterkämpfe unterstützt und genährt wird.“ Für sie ist klar: der Gewerkschafter wurde „im Namen des Profits getötet“.
Nach dem Vorfall erklärte Ministerpräsident Draghi seine Betroffenheit und forderte „Licht ins Dunkel“ zu bringen. Für Si Cobas sind das nur „Krokodilstränen“. So hätte die Regierung seit Monaten Gespräche über die Entlassung von 280 Arbeiter:innen bei FedEx verweigert, die nur wegen ihrer Mitgliedschaft bei Si Cobas auf die Straße gesetzt worden seien. Zudem seien Forderungen über die Einführung verbindlicher Protokolle über Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz von der Regierung verweigert worden.
„Adil lebt in unseren Kämpfen“
Eigentlich wollte Adil Belakhdim heute in Rom demonstrieren. Nun wird es sicherlich ein Erinnerungsmarsch an ihn. Seine Gewerkschaft rief deshalb auf, auf die Straße zu gehen. Der Verlust stärke die Gründe für die Demonstration: „denn es sind dieselben Gründe und dieselbe Sache, für die Adil seit Jahren gekämpft hat und die der Tragödie von heute Morgen zugrunde liegen: der Kampf für die Emanzipation des Proletariats von der kapitalistischen Barbarei“, so Si Cobas.