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Donnerstag, April 18, 2024
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    Beirut: Proteste am Jahrestag der Katastrophe

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    Hunderte haben am Mittwoch in Beirut am Jahrestag der Explosion demonstriert, die über 200 Menschen getötet hatte.

    Die Protestierenden forderten, dass die Verantwortlichen für die Katastrophe im letzten Jahr zur Rechenschaft gezogen werden. Die Proteste fanden dabei in unmittelbarer Nähe zum offiziellen Trauerakt des Staates statt.

    Vor dem Parlament in Beirut kam es im Zuge dessen zu Auseinandersetzungen zwischen Riot-Polizei und Protestierenden, die unter anderem Steine warfen und versuchten ins Parlamentsgebäude zu gelangen. Die Polizei reagierte mit Tränengas, Wasserwerfern und Schlagstockeinsatz. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden sechs Verletzte im Krankenhaus behandelt und dutzende vor Ort.

    Nur wenige hundert Meter entfernt fand die offizielle Gedenkveranstaltung statt. Vor einem Jahr waren bei einer Explosion im Hafen von Beirut 214 Personen getötet und tausende verletzt worden. Überlebende und Angehörige der Opfer trugen Flaggen und Porträts der Toten.

    Banken, Geschäfte und Regierungsbehörden blieben am Mittwoch geschlossen, da die Regierung einen Staatstrauertag ausgerufen hatten.

    Auch ein Jahr nach der Katastrophe leitet das Land immer noch unter einer im Libanon beispiellosen Wirtschaftskrise. Auch die Regierung befindet sich in einer schweren Krise.

    Vor einem Jahr kam es im Beiruter Hafen zu einer massiven Explosion, weil hunderte Tonnen Ammonium-Nitrat Feuer fingen. Bald nach der Katastrophe wurden Dokumente geleaked, die belegten, dass die hochentzündlichen Materialien seit 2014 im Hafen lagerten und mehrere hochrangige staatlichen Funktionäre davon wussten, aber nichts unternahmen.

    Auch nach einem Jahr, ist niemand für die Katastrophe zur Rechenschaft gezogen worden und die Untersuchung hat die Frage, wer die Verschiffung der Chemikalien veranlasst hat, ungeklärt gelassen. Ebenso offen ist, warum Beamte, mehrere interne Warnungen ignorierten. Tatiana Hasrouty, deren Vater bei der Explosion ums Leben kam, sagte der Nachrichtenagentur Al Jazeera:

    Wir fordern, dass jeder für seine Handlungen zur Rechenschaft gezogen wird. Bisher ist nichts erreicht, weil sie sich weigern, die Immunität aufzuheben, so kann der Prozess nicht voran gehen. Ich glaube die Politiker:innen und alle Verantwortlichen haben Angst vor dem Volk. Alles was wir tun können, ist protestieren, so dass sie uns noch mehr fürchten.

    In einem ausführlichen Bericht hat Human Rights Watch am Dienstag eine internationale Untersuchung der Explosion gefordert und die Libanesischen Behörden beschuldigt, Untersuchungen zu torpedieren.

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