Dutzende chinesische Kampfflugzeuge dringen in Taiwans Luftraum ein. Taiwan aktiviert daraufhin seine Raketenabwehr. Die Spannungen um die Insel verschärfen sich seit Monaten. Nordkorea intensiviert unterdessen seine Raketentests – und sendet zugleich Entspannungssignale an Südkorea.
In Ostasien kommt es in den vergangenen Wochen wieder vermehrt zu Spannungen an verschiedenen Konfliktlinien. Vor allem Taiwan – laut Londoner Economist der „gefährlichste Ort der Welt“ – ist in der letzten Woche zum Schauplatz militärischer Zwischenfälle geworden. Am Freitag und Samstag sind chinesische Kampfflugzeuge in großer Zahl in den Luftraum des Inselstaates eingedrungen.
Laut dem taiwanesischen Verteidigungsministerium seien zunächst 20 chinesische Flugzeuge in der Nähe der Pratas-Inseln aufgetaucht. In der Nacht zu Sonntag seien dann weitere 19 Maschinen gekommen. Taiwan habe daraufhin eigene Kampfflugzeuge geschickt, um die chinesischen Flugzeuge zu verdrängen. Zudem habe das Land seine Raketenabwehr aktiviert.
Laut Angaben Taiwans kommt es seit etwa einem Jahr immer wieder zu Verletzungen seines Luftraums durch die chinesische Luftwaffe, so vor allem im Südwesten der Insel und über den Pratas-Inseln. Mit 39 chinesischen Flugzeugen sei die aktuelle Provokation bisher die größte gewesen. Der Zwischenfall ereignete sich kurz vor dem taiwanesischen Nationalfeiertag am kommenden Sonntag, bei dem es auch eine Militärparade inklusive Kampfflugzeuge geben soll.
Taiwan hatte sich 1949 von China losgesagt. Zuvor war die Führung der bürgerlichen Partei Chinas, Kuomintang („Nationale Volkspartei“), nach ihrer Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunist:innen auf die Insel geflohen. Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan seither als abtrünnige Provinz und strebt die Wiedereingliederung an. Der Inselstaat dagegen wird vor allem von den USA unterstützt.
Auch einige tausend Kilometer weiter nördlich, auf der koreanischen Halbinsel, bleibt die Lage angespannt. Nordkorea führte in der vergangenen Woche erneut einen Raketentest durch. Dabei handelte es sich nach eigenen Angaben um eine neu entwickelte Flugabwehrrakete. Bereits am Dienstag hatte das Land offenbar eine Hyperschallrakete getestet. Diese Waffenart gilt wegen ihrer hohen Fluggeschwindigkeit als nur schwer abzufangen.
Parallel zu den Waffentests sandte Nordkorea jedoch auch Signale der Entspannung. So bot Machthaber Kim Jong-Un Südkorea die Wiederaufnahme der grenzüberschreitenden Kommunikation an. Nordkorea hatte die Gesprächskanäle zwischen den Regierungen und Militärs beider Länder zuletzt im August gekappt, nämlich aus Protest gegen gemeinsame Militärübungen Südkoreas und der USA.